2014 war die Universität des Saarlandes Vorreiter einer inzwischen bundesweiten Hochschul-Kampagne: Damals wurde sie erste „Fairtrade-University“ Deutschlands. Zum zehnjährigen Jubiläum fand am 14. Mai dieses Jahres eine bunte Feier vor der Saarbrücker Mensa statt, organisiert von der Steuerungsgruppe „Faire Uni Saar“. Eine Fortsetzung gibt es am 2. September im Rathausfestsaal der Stadt Saarbrücken – im Rahmen der Feierlichkeiten zu „50 Jahre fairer Handel in Saarbrücken“.
Heike Savelkouls vom Studierendenwerk Saarland (l.) und Ragnhild Barbu von der Stabsstelle Digitalisierung und Nachhaltigkeit der Universität (re.) präsentieren das Banner der fairen Uni in der Mensa der Universität. Foto: UdS/Gerhild Sieber
„Es bedarf einer gewissen Beständigkeit, um eine solche Initiative zehn Jahre lang am Leben zu erhalten“, blickt Heike Savelkouls vom Studierendenwerk Saarland auf die Entwicklung als „Fairtrade-University“ zurück. So banal das klingen mag – die Realität ist ungleich anspruchsvoller: Unermüdliches Engagement und die Zusammenarbeit unzähliger Akteure auf dem Campus sind notwendig. Das Studierendenwerk war mit Ideen und Aktionen rund um faire Lebensmittel im Studienalltag von Anfang an als treibende Kraft dabei. Heike Savelkouls resümiert: „Das Ganze hat deshalb funktioniert, weil sich im ‚Aktionsbündnis Faire Uni Saar‘ eine ganze Reihe verschiedener Gruppen aus der Universität heraus zusammengetan haben – einschließlich vieler Uni-Beschäftigter, die nicht irgendwann einfach aufhören, sondern ihre Aufgaben ‚weitervererben‘.“
Treibender Motor ist die Steuerungsgruppe, die einmal im Monat zusammenkommt. Die Bildung dieser Gruppe war – als eines von fünf Kriterien – auch Voraussetzung für die Auszeichnung mit dem Fairtrade-University-Siegel. Mitglieder der Steuerungsgruppe sind neben dem Studierendenwerk die Evangelische Studierendengemeinde (ESG), die Katholische Studierendengemeinde (KHG), die Stabsstelle Digitalisierung und Nachhaltigkeit (DN) der Universität, ein Vertreter oder eine Vertreterin des AStA und die Fairtrade Initiative Saarbrücken (FIS).
Neben Fairtrade-Veranstaltungen wie dem „fairen Frühstück“ in der ESG oder Aktionen am Tag der offenen Tür und bei der Semestereröffnung geht es vor allem darum, faire Lebensmittel in der Gastronomie der beiden Uni-Standorte sowie in den Lehrstühlen und Instituten zu verwenden und für das Thema zu sensibilisieren. „In unseren Mensen und Cafeterien versuchen wir, so weit wie möglich faire Produkte zu nutzen; das beschränkt sich allerdings auf Reis, Quinoa, Kaffee, Bananen, Schokolade und die Produkte an den Fairtrade-Ständen“, erzählt Heike Savelkouls. Auch das Café der Katholischen Hochschulgemeinde, das ehrenamtlich von Studierenden betrieben wird, schenkt seit über zehn Jahren nur noch fairen Kaffee, Tee und Kakao aus. „Bei uns gibt es für die Tasse Kaffee auch keine festen Preise mehr – jeder zahlt, was er oder sie möchte, und die Einnahmen werden gespendet“, berichtet KHG-Leiterin Katrin Altmaier. „Und jeweils zum Semesterstart gibt es außerdem einen Tag lang kostenlosen Kaffee und Tee“, fügt sie hinzu. Durch Aktionen wie diese will die Leiterin der KHG für fair gehandelte Produkte werben und nebenbei über gerechte Preise und menschenwürdige Arbeitsbedingungen in den Herkunftsländern informieren.
In unseren Mensen und Cafeterien versuchen wir, so weit wie möglich faire Produkte zu nutzen.
„Faire Frühstücke“ mit fairen und regionalen Produkten veranstaltet die Evangelische Studierendengemeinde zweimal jährlich in ihren Räumen im Waldhausweg. „Zum fairen Sommerfrühstück und zum fairen Winterfrühstück für alle Studierenden laden wir immer auch einen Akteur aus der Szene ein, der über einen Themenschwerpunkt berichtet“, erzählt Anja Laue, Fairtrade-Beauftragte der ESG und Referentin für internationale Studierende. Sie sorgt auch für die Vernetzung des Aktionsbündnisses Faire Uni Saar mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) und organisiert die Fairtrade-Stände in den Mensen von Uni und htw, die von Studierenden betreut werden.
Für alle, die sich hier einbringen wollen, wurde ein „Botschafterprogramm“ ins Leben gerufen. „Jeder, der einen Stand betreuen will, muss zuvor an einer ‚Botschafter‘-Schulung teilnehmen, denn es geht auch darum, Wissen zu vermitteln und argumentieren zu können – etwa über fairen Handel oder zu den Lieferkettengesetzen“, erklärt Heike Savelkouls. Viermal pro Jahr würden Schulungen angeboten, jeweils zu einem anderen Themenschwerpunkt. Per Livechat habe kürzlich die Mitarbeiterin einer zertifizierten Rosenfarm in Kenia darüber berichtet, inwiefern das Label „Faire Rosen“ zu einem höheren Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen auf der Farm geführt hätte. Eindrucksvoll sei auch der Besuch von einer Beschäftigten einer fairen Kaffee-Kooperative in Marcala in Honduras gewesen. Sie habe berichtet, dass die Frauen im Dorf durch die Kooperative eine viel bessere soziale Stellung gegenüber den Männern bekommen hätten und sie jetzt beispielsweise dafür sorgen könnten, dass die Kinder zur Schule gehen. „In den zehn Jahren haben wir bestimmt 300 Studierende zu Botschafterinnen und Botschaftern ausgebildet. Oft sind das internationale Studierende, die das Thema in ihre Heimatländer mitnehmen und dort vielleicht soziale Veränderungen anstoßen können“, freut sich Heike Savelkouls. Wunderbare Multiplikatoren seien auch die Kinder aus der seit 2021 zertifizierten Kita des Studierendenwerks. „Die Kinder kennen die Fairtrade- und Bio-Logos, und beim Einkaufen machen sie ihre Eltern darauf aufmerksam.“
Zehn-Jahres-Feier im Mai 2024
Am 2. September um 18 Uhr werden im Rathausfestsaal gefeiert: der 50. Jahrestag zur Eröffnung des ersten Weltladens im Saarland, 15 Jahre Faire Stadt Saarbrücken (erste Fairtrade-Town in Saarbrücken) und zehn Jahre Faire Uni Saar (erste Fairtrade University in Deutschland).
Weiterführende Links
Geschirr-Ausleihsystem in der Mensa
Das Studierendenwerk setzt in seinen Mensen nicht nur auf Fairtrade-Produkte, sondern auch auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz beim Betrieb. Während des Corona-Lockdowns mussten die Speisesäle schließen und die Mensen in den „To-go“-Modus wechseln. Um die Flut von Einwegverpackungen zu stoppen, wurde ein Geschirr-Ausleihsystem eingeführt, mit dem bis jetzt 360.000 Einwegverpackungen eingespart worden sind.