Biophysik
Mit Biophysik beschwingt aus dem Bett

Biophysiker können alles machen, sagt Franziska Lautenschläger. Die Professorin muss es wissen, denn es ist ihr Fachgebiet. Im Interview sprechen sie und ihr Kollege Albrecht Ott, Professor für Biologische Experimentalphysik, über die Studieninhalte, die Berufsaussichten für Biophysiker und warum man weiß, dass man richtig ist, wenn man morgens voller Vorfreude auf den Tag ins Labor aufsteht.

Drei zentrale Akteure der Saarbrücker Biophysik, Dr. Philipp Hövel, Prof. Franziska Lautenschläger und Prof. Albrecht Ott, im Frühjahr 2025 vor dem Rohbau des Zentrums für Biophysik. Fotos: Thorsten Mohr

Campus: Worum geht's grob gesagt in der Biophysik?

Albrecht Ott: Die Untersuchung biologischer Prozesse erfordert zunehmend den Einsatz physikalischen Wissens und physikalischer Methoden. Durch physikalische Strategien und Methoden werden umfassende Einblicke in komplexe biologische Vorgänge möglich.

Franziska Lautenschläger: Zum Beispiel: Was macht eine Zelle weicher oder steifer, wie messe ich das, und welchen Einfluss haben Zelleigenschaften darauf, wie sie sich durch eine kleine Lücke – etwa zwischen anderen Zellen oder in der Gefäßwand – quetschen kann.

 

Was macht man im Studium? Ist viel Praxis dabei oder muss man sich auf viel Theorie einstellen?

Ott: Unser Biophysik-Studium ist ein grundständiges Physikstudium und kombiniert ein Physikstudium mit dem Erwerb biologischen Grundwissens. Die Studierenden hören alle zentralen Vorlesungen der Physik. Dies umfasst sowohl theoretische als auch experimentelle Physik. Zusätzlich belegen sie aber auch Veranstaltungen in Biologie und direkt für sie konzipierte Biophysik-Vorlesungen. Außerdem ist das Studium sehr praxisorientiert angelegt. So gibt es neben der Bachelorarbeit drei größere Praktika, welche in Arbeitsgruppen der Universität an aktuellen Forschungsthemen der Biophysik absolviert werden. Wer noch tiefer in die Biophysik eintauchen möchte, kann das Grundwissen aus dem Bachelor in einem viersemestrigen Master-Studiengang weiter ausbauen.

 

Was kann man später als Biophysiker(in) nach dem Studium machen (abseits von einer wissenschaftlichen Karriere)?

Lautenschläger: Alles! Physiker sind Generalisten und werden gerne dafür eingesetzt, ein Prinzip in einem System zu verstehen und auf ein anderes anzuwenden. Bei den Biophysikern kommt hinzu, dass sie die Sprache der Biologie ebenso sprechen wie die der Physik. Die Berufschancen sind vielfältig: Gut ausgebildete Biophysiker sind bei Pharmafirmen, bei Patentanwälten, bei Versicherungen, aber auch bei Arbeiten in der Wissenschaftskommunikation oder Wissenschaftsverwaltung, etwa bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft, sehr gerne gesehen und nachgefragt. 

 

"Das Thema muss einen dazu bringen, morgens aus dem Bett aufzustehen und mit Vorfreude und einer Portion Neugier in den Tag zu starten."

Franziska Lautenschläger über die Biophysik

 

Welche Voraussetzungen sollten Interessenten mitbringen? Muss man zwingend ein Mathe/Physik/Bio-Crack in der Schule gewesen sein, um erfolgreich Biophysik studieren zu können?

Lautenschläger: Ein Crack braucht man nicht zu sein (das können sie ja noch werden), aber man sollten sowohl an Mathematik als auch Physik Spaß haben und sich darauf freuen, eine intensive Zeit mit diesen Fächern zu verbringen.

Ott: Hier ist jedoch anzumerken, dass die Erfahrung in der Schule nur begrenzt taugt: insbesondere Physikstudenten stellen oft fest, dass Physik an der Universität ganz anders unterrichtet und verstanden wird, als es in der Schule der Fall war. Das liegt unter anderem am Einsatz von mathematischen Grundlagen, die auf der Schule noch nicht präsent waren. Sie erlauben eine prägnante, elegante und einprägsame Formulierung von naturwissenschaftlichen Gesetzmäßigkeiten.

Lautenschläger: Das Thema muss einen dazu bringen, morgens aus dem Bett aufzustehen und mit Vorfreude und einer Portion Neugier in den Tag zu starten. Wenn Studieninteressierte im Radio eine Sendung über neue biomedizinische Forschung hören und sie wollen verstehen, wie das gemacht wurde, wie man die Daten analysiert und ob es vielleicht noch anders geht, wenn sie sich da reinbeißen können – dann sind sie bei uns richtig.

 

Welche Voraussetzungen finden Studierende in Saarbrücken vor, die sie an anderen Standorten vielleicht nicht so haben?

Lautenschläger: Sie bekommen bei uns ein Betreuungsverhältnis wie an keiner anderen Uni und erleben einen Campus der kurzen Wege. Auf dem Campus Saarbrücken tut sich einiges: Wir freuen uns auf die baldige Fertigstellung eines brandneuen Forschungsgebäudes mit erstklassiger Ausstattung. Dort werden dann auch unsere Studierenden forschen können. Unsere Studierenden werden sehr früh im Bachelor in den wissenschaftlichen Betrieb integriert und können aktiv mitforschen. Internationalität und wissenschaftlicher Austausch sind uns ein großes Anliegen. Seit 2014 organisieren wir regelmäßig die internationale Biophysik-Konferenz ‚Cell Physics‘. Im Oktober findet 7. Auflage statt. Es ist uns dabei sehr wichtig, bereits unsere Biophysikstudierenden zu integrieren und einzuladen.

Text:Thorsten Mohr
Thorsten Mohr
20.06.2025
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Studierende Berichten

In diesem Text berichten zwei Studierende der Biophysik über ihre Erfahrungen im Studium: https://campus.uni-saarland.de/studium/auf-goethes-spuren-in-menschliche...