Mit ihrer Studie über den langjährigen Präsidenten des Interregionalen Gewerkschaftsrates der Großregion, Eugen Roth, haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes den ersten Platz eines grenzüberschreitenden Schreibwettbewerbs gewonnen.

Preisübergabe an Florian Lisson durch die rheinland-pfälzische Kulturministerin Katharina Binz am 6. Dezember 2024 in Mainz. Fotos: Uwe Simon.
Geschichten über Menschen aus der Großregion erzählen, die sich für Verständigung und die Entwicklung der grenzüberschreitenden Kooperation eingesetzt haben – das ist Ziel des Schreibwettbewerbs „Schicksal(e) der Großregion/Destin(s) de la Grande Région“, der alls zwei Jahre von der Arbeitsgruppe Kultur der Großregion ausgeschrieben wird. „Ein solcher Brückenbauer über die Grenzen in der Großregion ist Eugen Roth“, sagt Dr. Luitpold Rampeltshammer, Leiter der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt (KoWA) an der Universität. Die nun mit dem ersten Preis (und einem Preisgeld von 750 Euro) ausgezeichnete Studie über Eugen Roth hat er gemeinsam mit dem Doktoranden Florian Lisson und dem emeritierten Romanistik-Professor Hans-Jürgen Lüsebrink verfasst. „Unsere Idee war, die Gewerkschaften als ein gesellschaftliches Segment der Zusammenarbeit innerhalb der Großregion zu beleuchten“, erklärt Rampeltshammer. „Eugen Roth hat mit seinem Wirken den ersten Vorstoß gemacht, in der Gewerkschaftsarbeit auf Gemeinsamkeiten zu schauen – auch auf gemeinsame Probleme wie die Stahlkrise oder Corona.“
In einem Sammelband-Artikel und einem Audio-Podcast zeichnen die Saarbrücker Wissenschaftler das Wirken von Eugen Roth nach. Der langjährige saarländische SPD-Politiker ist im November 2024 als Präsident des Interregionalen Gewerkschaftsrates der Großregion (IGRGR) aus dem Amt ausgeschieden. Dieser Gewerkschafsrat war 1976 als erster grenzüberschreitender Gewerkschaftsverbund in Europa gegründet worden. „Unter seinem Vorsitz hat sich der IGRGR dafür eingesetzt, soziale Rechte und gewerkschaftliche Interessenvertretung über die Ländergrenzen der Großregion hinweg zu etablieren“, erläutert Florian Lisson, der die Interviews mit Eugen Roth sowie dessen Weggefährten dies- und jenseits der Grenze geführt hat. Zu Wort kommen außerdem Ministerpräsidentin Anke Rehlinger und zwei ihrer Vorgänger.

Über Mitbestimmung, Tarifverträge oder Streiks zu sprechen, ist nicht nur eine Frage des sprachlichen Verständnisses, sondern es spiegelt auch die unterschiedlichen kulturellen und institutionellen Hintergründe wider.
„Im Interview mit Eugen Roth kommen neben den biographischen Aspekten auch die interkulturellen Kompetenzen zur Sprache, die ihm bei der Gewerkschaftsarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Lothringen, Luxemburg und der Wallonie nützlich waren.“ Denn das Zusammenführen unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Arbeitsbeziehungen sei eine Gabe, die den Brückenbauer Eugen Roth auszeichne, sagt Lisson. „Wenn Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter in den verschiedenen Regionen von Mitbestimmung, Tarifverträgen oder Streiks sprechen, ist das nicht nur eine Frage des sprachlichen Verständnisses, sondern es spiegelt auch die unterschiedlichen kulturellen und institutionellen Hintergründe wider. Dementsprechend groß ist der Gesprächs- und Abstimmungsbedarf.“ Florian Lisson hat daher auch zwei Weggefährten von Eugen Roth aus Frankreich in die Studie miteinbezogen und Interviews mit Denis Schnabel und Jacky Duhaut von der Gewerkschaft CGT Grand Est geführt – eine von acht Mitgliedsgewerkschaften des Interregionalen Gewerkschaftsrates der Großregion.
Der Schreibwettbwerb „Schicksal(e) der Großregion / Destin(s) de la Grande Région“, der sich an Forscherinnen und Forscher sowie Medienschaffende richtete, wurde Anfang 2024 von der Arbeitsgruppe Kultur der Großregion ausgeschrieben und in seiner zweiten Auflage vom Deutsch-Französischen Institut (dfi) in Ludwigsburg durchgeführt. Gefragt waren ein bisher unveröffentlichter Sammelband-Artikel und ein Audio-Podcast über Menschen, die sich in den letzten 40 Jahren um die Verbreitung der Idee der Großregion verdient gemacht haben. Der Wettbewerb endete am 6. Dezember 2024 mit der Auszeichnung der Preisträgerinnen und Preisträger in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei in Mainz.
Webseite des dfi:
Webseite des dfi:
Arbeitsgruppe Kultur der Großregion:
Eugen Roth gilt als Mittler zwischen Deutschland und Frankreich in der Großregion. Der aus dem saarländischen Merchweiler stammende ehemalige Polizist und Gewerkschafter saß 18 Jahre für die SPD im saarländischen Landtag und war 23 Jahre lang in leitender Position beim Bezirk Saar des Deutschen Gewerkschaftsbunds tätig; von 2020 bis November 2024 war Eugen Roth Vorsitzender des Interregionalen Gewerkschaftsrats der Großregion (IGRGR), ein Amt, das er bereits von 2009 bis 2013 innehatte.
Alle Podcasts unter:
Open-Access-Publikation bei Nomos:
Die vollständigen Interviews:
auf dem YouTube-Kanal der KoWA: https://www.youtube.com/playlist?list=PLKkvwNNLlsQP12W7i3XMh2Yjk_RiSjcrV