Studienangebot
Interkulturelle Berufsperspektiven im deutsch-französischen Kontext

Juliette Ronceray ist Referentin für deutsch-französische Studienangebote im Frankreichzentrum der Universität des Saarlandes. Sie will die deutsch-französischen Studiengänge der Universität sichtbar machen – und vermitteln, welche neuen Wege Zweisprachigkeit und interkulturelle Kompetenzen für den Berufsweg eröffnen.

Das Thema deutsch-französische Zusammenarbeit begleitet Juliette Ronceray seit mehr als 15 Jahren. Damals zog die Französin zum Studium nach Deutschland. In Regensburg und Clermont-Ferrand absolvierte sie einen deutsch-französischen Bachelor im Bereich vergleichende Kulturwissenschaft, anschließend den Doppel-Master „Interkulturelle Europastudien“. Demnächst will sie zusätzlich die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen, „um in dem Land, in dem ich lebe, bei der nächsten Wahl eine Stimme abgeben zu können.“ Seit Beginn dieses Jahres ist sie als Referentin für deutsch-französische Studienangebote am Frankreichzentrum der Universität beschäftigt. Hier informiert sie über die deutsch-französischen Studienangebote der Universität und stellt sie auf Messen in Deutschland und Frankreich vor.

Rund 30 Studiengänge in Kooperation mit französische Universitäten bietet die Saar-Universität an, darunter etliche mit deutsch-französischem Doppelabschluss, sowie trinationale Angebote mit der Uni Luxemburg. „Hierzu zählen beispielsweise Studiengänge im Bereich Kommunikation und internationale Kooperation, aber auch Angebote in der Physik und Biologie, in Systems Engineering, Materialwissenschaft oder in den Europawissenschaften“, sagt Juliette Ronceray. Auch könne man hier gleichzeitig ein deutsches und französisches Jurastudium absolvieren. „Grenzüberschreitende Studiengänge bieten den Vorteil, dass man zwei Kulturen, Sprachen und Hochschulsysteme kennenlernt; zudem lernt man, sich anzupassen und ist imstande, anders zu denken und zu agieren“, ist die Referentin im Frankreichzentrum überzeugt. Sie selbst entschied sich für einen deutsch-französischen Studiengang, der viele unterschiedliche Disziplinen einbezog, „darunter Vergleichende Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft, Jura, Übersetzung, Medienwissenschaft oder auch Theaterwissenschaft“, erzählt sie.

„Grenzüberschreitende Studiengänge bieten den Vorteil, dass man zwei Kulturen, Sprachen und Hochschulsysteme kennenlernt; zudem lernt man, anders zu denken und zu agieren“. 

Juliette Ronceray, Referentin für deutsch-französische Studienangebote

„Für ein Praktikum beim Festival Perspectives bin ich 2014 zum ersten Mal nach Saarbrücken gekommen“, erzählt Juliette Ronceray. Um noch mehr berufspraktische Erfahrungen zu sammeln, machte sie nach dem Masterabschluss ein freiwilliges soziales Jahr beim bayerisch-französischen Hochschulzentrum an der Universität München. Anschließend arbeitete sie zwei Jahre lang als Referentin für deutsch-französische Kommunikation und Vertrieb in einem Logistikunternehmen in Berlin. 2019 zog sie schließlich nach Saarbrücken und war für die deutsch-französische Öffentlichkeitsarbeit in dem Theater „Le Carreau“ in Forbach zuständig. „Meine Aufgabe war es, Kulturvereine, Schulen und sonstige Kooperationspartner aus Deutschland – natürlich vor allem aus dem Saarland – und generell Zuschauer und Zuschauerinnen aus der Großregion für das Programm der Spielzeit zu gewinnen“, erzählt sie. Dabei habe sie auch Kontakte und Kooperationsprojekte mit Professorinnen und Professoren der Universität des Saarlandes aufgebaut. Ihr nächste berufliche Station hatte sie in Saarbrücken beim Paritätischen Wohlfahrtsverband: dort koordinierte sie die internationalen Freiwilligendienste und nutzte drei bis vier Sprachen im Berufsalltag. Seit Anfang 2025 ist sie an der Saar-Universität beschäftigt.

„Ich mag Entwicklung“, sagt Juliette Ronceray, die es gerne abwechslungsreich hat. Im Frankreichzentrum hat sich voller Energie auf ihre neuen Aufgaben gestürzt. Insbesondere liebt sie es, Studierende kennenzulernen und zu ermutigen: „Ich spreche viel mit deutsch-französischen Bachelor-Studierenden, die sich Sorgen wegen ihrer Berufsaussichten machen: Ich bin mir sicher, ihre Kompetenzen werden gebraucht – auch in der Wirtschaft.“ Die junge Frau ist überzeugt, dass ihre Zweisprachigkeit und die interkulturelle Erfahrung den Ausschlag für ihre bisherigen Stellen gegeben haben. In lebhafter Erinnerung ist ihr eine Begebenheit aus ihrer Zeit in Berlin: „In dem Unternehmen, das den Transport von Gütern auf der Schiene zwischen Frankreich und Deutschland organisierte, hatte ich eine wichtige Vermittlerrolle bei der interkulturellen Verständigung – obwohl ich keine Ahnung von Technik habe.“ Typisches Beispiel: „Bei einem gemeinsamen Brainstorming-Termin legte die deutsche Seite gleich zu Beginn ein fertig ausgearbeitetes Konzept vor, während die Kunden aus Frankreich zunächst das Gespräch und den Austausch suchten, um daraus das Konzept zu entwickeln. Das Ergebnis war: Die Deutschen hielten die Franzosen für unvorbereitet, die Franzosen die Deutschen für arrogant.“ Bei solchen Missverständnissen habe sie erfolgreich vermitteln können.

Wie wertvoll Mehrsprachigkeit und interkulturelle Erfahrung im Studium sind, versuchte Juliette Ronceray beim Offenen Campus im Mai dieses Jahres auch Studieninteressierten und deren Eltern zu vermitteln: „Wer in einem fremden Land studiert, lernt vor Ort andere berufliche Kulturen kennen und zeigt, wie weltoffen er ist. Zudem vernetzt man sich, und es entstehen Freundschaften“, argumentiert sie unermüdlich. Und: Wer das einmal – beispielsweise im deutsch-französischen Kontext – gelernt habe, könne diese Kompetenzen auch auf andere Kooperationen übertragen.

Juliette Ronceray hat es sich zur Aufgabe gemacht, das breite deutsch-französische Studienangebot der Saar-Uni besser bekannt zu machen. In Zusammenarbeit mit dem Schulbüro der Universität will sie es auch an saarländischen Schulen vorstellen – und sieht immer wieder neue Vorteile des Studienstandorts Saarbrücken: „Aufgrund der grenznahen Lage können Studierende nach Metz pendeln oder mit dem ICE rasch nach Paris fahren – und Luxemburg als Arbeitsmarkt liegt direkt vor der Haustür.“ 

Innerhalb der Universität will die neue Referentin die Vernetzung zwischen den mehr als 500 französischsprachigen Studierenden sowie den Lehrkräften und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Studiengängen stärken. Zudem soll es auf dem Campus mehr informelle Veranstaltungen wie beispielsweise das „Francocafé“ geben, bei dem sich deutsche und französische Interessierte einmal im Monat zum Kennenlernen, Austauschen, Sprachpraxisspielen oder zum Büchertausch treffen. Welche Berufsmöglichkeiten sich Studierenden bieten, erfahren sie aus erster Hand bei der Veranstaltung „métiers / Berufsfelder“: Hier stellen Alumni aus Deutschland und Frankreich mögliche Berufsperspektiven im deutsch-französischen Bereich vor und berichten von ihren eigenen Erfahrungen im Berufsleben. So, wie auch Juliette Ronceray von ihrem Werdegang erzählen könnte.

Text:Gerhild Sieber
Gerhild Sieber
Gerhild Sieber
11.09.2025
Fotos:
Gerhild Sieber
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