Nachhaltigkeitsrat
Gemeinsam nachhaltiger

An der Universität des Saarlandes soll Nachhaltigkeit in allen Bereichen in den Fokus rücken und zu einer uniweiten Bewegung werden. Ein Gesamtkonzept soll bestehende Initiativen bündeln, untereinander vernetzen, sichtbar machen und neuen Ideen Anschub und Kraft verleihen. Das Präsidium hat das Thema zur Chefsache gemacht. Professorin Annemarie Matusche-Beckmann ist die erste Vizepräsidentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit. Im Senat soll ein eigener Ausschuss geschaffen werden. Jetzt tagte erstmals der ebenfalls neue Nachhaltigkeitsrat der Universität.

Erste Sitzung: Der neue Nachhaltigkeitsrat kam im Juli erstmals in der Aula zusammen. Foto: Matthias Michael Thielen

 

„Eine Gesellschaft gedeiht, wenn alte Menschen Bäume pflanzen, von denen sie wissen, dass sie nie in ihrem Schatten sitzen werden“ – dieses Sprichwort steht unter jeder E-Mail der Psychologie-Professorin Tanja Michael. Mit jeder Nachricht pflanzt die Professorin diesen Gedanken gleichsam vor das geistige Auge derer, die ihre E-Mails lesen: So kann ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit auch aussehen – er vermittelt eine Grundstimmung, regt zum Nachdenken an, schärft den Blick fürs Wesentliche.

 

Eine solche Grundstimmung soll sich an der ganzen Universität verbreiten. Kleine wie große Beiträge sollen angeregt, gestärkt und unterstützt werden. Alle können und sollen mitmachen. „Wir tragen als Universität eine Verantwortung in Forschung und Lehre, aber auch weit darüber hinaus. Wir haben Vorbildfunktion für die Gesellschaft und wollen und können vorangehen in Sachen Nachhaltigkeit. Die Universität will noch deutlicher Bewusstsein schaffen und vorleben, wie verantwortungsvolles Handeln Früchte trägt“, sagt Annemarie Matusche-Beckmann. Ende Juli versammelte die Vizepräsidentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit in der Aula erstmals zentrale Akteure und Uni-Mitglieder, die sich für Nachhaltigkeit einsetzen, an einem Tisch. „Der Nachhaltigkeitsrat soll regelmäßig zusammenkommen, um über aktuelle Themen zu diskutieren: in Lehre, Forschung, in Hochschulpolitik, in Digitalisierung, im Gebäudemanagement oder bei Veranstaltungen – Anknüpfungspunkte gibt es überall. Das Konzept der Nachhaltigkeit soll im Hochschulalltag verlässlich verankert werden“, sagt Matusche-Beckmann.

 

"Wir haben Vorbildfunktion für die Gesellschaft und wollen und können vorangehen in Sachen Nachhaltigkeit. Die Universität will noch deutlicher Bewusstsein schaffen und vorleben, wie verantwortungsvolles Handeln Früchte trägt."

Professorin Annemarie Matusche-Beckmann, Vizepräsidentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit

 

„Wir wollen alle Mitglieder der Universität ermuntern, Ideen und Anregungen weiterzugeben“, betont die Jura-Professorin. Es gehe darum, alle – Forscherinnen und Forscher, Lehrende, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung und natürlich vor allem die Studierenden – mitzunehmen, sie für das Thema zu begeistern und den schon vorhandenen Einsatzwillen zu nutzen. „Auch, indem wir ihre Initiativen sichtbar machen, sie unterstützen und vor allem vernetzen. Denn man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden. Gerade der Erfahrungs- und Ideenaustausch bringt den Gruppen viel. Und hier liegt eines unserer vordringlichsten Ziele auch im Nachhaltigkeitsrat: Wir wollen verschiedene Fachgruppen im offenen Plenum zum Austausch zusammenbringen und untereinander vernetzen“, erklärt Matusche-Beckmann.

 

An der Universität des Saarlandes gibt es bereits viele, die sich auf diesem Feld einsetzen, aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen zu den unterschiedlichsten Themen – im Kleinen wie im Großen. Da gibt es Studierende, die sich für Umweltschutz engagieren wie im Nachhaltigkeitsprojekt „La page verte“, und zum Beispiel auch beim AStA steht das Thema ganz oben auf der Agenda. Es gibt die universitätsweite Energiespar-Kampagne mit über 100 ehrenamtlichen Energiesparhelfern. Das Studierendenwerk setzt auf Mehrweg statt Einweg; es wurde soeben von einer Tierschutzorganisation mit drei Sternen als vegan-freundliche Mensa ausgezeichnet. Die Universität war 2014 die erste „Fairtrade University“ Deutschlands. Und dann gibt es jede Menge Forschungsprojekte: Ingenieurwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler etwa entwickeln klimaschonende Heiz- und Kühlverfahren. Sie forschen auch daran, Produkte so zu gestalten, dass sie ihre Funktion umwelteffizient erfüllen und lange halten. Chemiker und Materialwissenschaftlerinnen machen Kunststoffe oder die Rohstoffgewinnung nachhaltiger und entwickeln Methoden, um gefährliche Substanzen nachhaltig aus dem Wasser zu entfernen. In den Geisteswissenschaften geht es um nachhaltige Entwicklung, um das Klimaschutz- und Umweltrecht in den Rechtswissenschaften und, und, und.

Aber all diese Initiativen und Projekte bestehen jeweils unabhängig für sich. Das Ganze soll nun systematischer und in ein Netzwerk eingebunden werden.

 

„Im Rahmen der ersten Sitzung des Nachhaltigkeitsrates wurden Fachgruppen auf den Gebieten Mobilität, Energie, Beschaffung, Personal, Forschung, Zertifikat Nachhaltigkeit, Bibliothek und „Lebenswerter Campus“ ins Leben gerufen. Aber auch zu weiteren Themen können sich Fachgruppen bilden. „Der Prozess ist bewusst offen, wir wollen uns neuen Entwicklungen schnell anpassen können“, sagt die Vizepräsidentin. „Diese Fachgruppen sind zugleich die Ideengeber; in ihnen sollen Maßnahmen und Konzepte entwickelt werden, die dann mit Schub aus der Uni-Leitung auf den Weg gebracht werden können.“

 

Erste Fachgruppen wurden auf der ersten Sitzung des Nachhaltigkeitsrates bereits ins Leben gerufen. Weitere sollen folgen. Grafik: Matthias Michael Thielen

 

Erstes Ziel, das Matusche-Beckmann zusammen mit dem Nachhaltigkeitsrat verfolgt, ist ein auf breiten Schultern getragenes Nachhaltigkeitsleitbild. „Auf der Grundlage des Leitbilds und entsprechender Governance-Strukturen kann künftig die Vielzahl an Aktivitäten in den drei Bereichen der Nachhaltigkeit, also der Ökologie, Ökonomie und dem Sozialen, noch stärker unterstützt und gefördert werden.“

 

Die Universität ist naturgemäß nah am Thema Nachhaltigkeit dran: Zum einen in der Lehre. „Wir bilden die kommenden Generationen von Akademikerinnen und Akademikern aus. Dabei wollen wir unseren Studierenden vermitteln, Prozesse ganzheitlich zu betrachten von der Idee bis hin zu ihrer Umsetzung wie auch den Folgen, um ihren kritischen, aber auch innovativen Blick zu schärfen“, sagt Matusche-Beckmann. Aber auch über die Grenzen der Hörsäle hinaus wird Wissen um nachhaltige Entwicklung in die Gesellschaft getragen.

 

Zum anderen hat die Universität unmittelbar Einfluss in der Forschung: „An unserer Universität wird aus den Perspektiven der verschiedenen Fächer daran gearbeitet, nachhaltige Antworten auf für die Gesellschaft wesentliche Fragen zu finden. Mit Wissenschaft und Forschung stärken wir unsere Gesellschaft, um auch schwierige Zeiten zu bestehen, Krisen etwas entgegenzusetzen und kreative Lösungen zu finden. Das hat sich auch in der Corona-Pandemie deutlich gezeigt“, erklärt Matusche-Beckmann. „Mit Nachhaltigkeitsforschung wollen wir außerdem gezielt auf eine ganzheitliche Herangehensweise einwirken. Nachhaltiger und respektvoller Umgang mit Menschen, Tieren und Ressourcen ist dabei oberste Prämisse. In diesem Zusammenhang wollen wir die Rahmenbedingungen weiter verbessern, auch, damit die Forschung selbst keine unnötigen Ressourcen verbraucht“, erläutert sie.

 

Die Campusentwicklung, das Gebäude- und Energiemanagement sowie die Beschaffung arbeiten mit, um Umweltbelastungen zu reduzieren und nicht zuletzt auch sozial und ethisch verantwortlich zu handeln. „Generell wollen wir ein offenes, wertschätzendes und tolerantes Miteinander fördern“, betont Matusche-Beckmann. „Mit einem universitären Klimaschutzkonzept will die Universität Maßnahmen bündeln und gezielt darauf hinarbeiten, 2030 CO2-neutral zu werden. Hierbei und bei allen anderen Nachhaltigkeits-Aktivitäten wollen wir auch mit unseren Partnerhochschulen in der Großregion und in Europa zusammenarbeiten, um gemeinsam an den Zielen der Nachhaltigkeit zu arbeiten und diese voranzubringen“, erklärt die Vizepräsidentin. – Es ist also einiges in Bewegung geraten, damit kommende Generationen im Schatten der heute gepflanzten Bäume sitzen und deren Früchte ernten können. 

Text:Claudia Ehrlich. / Portraitfoto von Prof. Matusche-Beckmann: Jörg Pütz
08/08/2023 - 15:54
Claudia Ehrlich. / Portraitfoto von Prof. Matusche-Beckmann: Jörg Pütz
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Kontakt

Prof. Dr. Annemarie Matusche-Beckmann
Vizepräsidentin für Gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit

Die Universität des Saarlandes hat im Dezember 2023 ein Nachhaltigkeitsleitbild verabschiedet, dieses ist nun auch auf den Uni-Webseiten veröffentlicht. Die Universität geht damit bewusst einen weiteren Schritt hin zu einer noch nachhaltigeren Hochschule, schafft Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus und bestärkt ihre Verantwortung für eine nachhaltige Transformation der Gesellschaft.

Nachhaltigkeitsleitbild der Universität