Medizin
Neues Austauschprogramm mit Namibia für Studierende der Medizin

Wie privates Familienglück zu einer Kooperation zwischen der Universität des Saarlandes und der Universität in Windhoek führte, von der angehende Medizinerinnen und Mediziner beider Länder profitieren können.

Besuch in der Homburger Neonatologie: Prof. Cilas Wilders, stellvertretender Dekan der Faculty of Health Sciences der University of Namibia (3.v.l.), und Dr. Romanus Shivoro vom dortigen International Office (2.v.r.). Foto: Marion Ruffing/UKS

Mit der University of Namibia hat die Universität des Saarlandes eine weitere Partnerhochschule im Rahmen von Erasmus + /Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) gewonnen: Ab sofort können Studierende an der Medizinischen Fakultät der Universität des Saarlandes ihre Famulaturen und Teile des Praktischen Jahres, insbesondere im Bereich Chirurgie und Pädiatrie, an der University of Namibia in Windhoek absolvieren. 

„Die ersten Medizinstudierenden können bereits ab Februar und März nächsten Jahres von Homburg nach Namibia gehen. Umgekehrt erwarten wir erste Studierende aus Namibia im zweiten Quartal 2025 in Homburg“, freut sich Privatdozentin Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi, Oberärztin auf der neonatologischen und pädiatrischen Intensivstation des Universitätsklinikums. Sie betreut die Kooperation, die durch die Europäische Union gefördert wird, federführend. 

Bewerben können sich Interessierte mit bestandenem Physikum und Englisch auf Sprachniveau B1. Weitere zukünftige Kooperationen werden einen so genannten Staff Exchange im Bereich der Patientenversorgung, die ärztliche Fort- und Weiterbildung und die studentische Lehre – auch in den Pflegewissenschaften – betreffen. Außerdem sind bilaterale Forschungsprojekte mit der Universität in Namibia geplant. 

Unterstützt wird die Initiative für den Studierendenaustausch durch das Studiendekanat in Homburg und das Erasmus Office der Universität des Saarlandes in Saarbrücken.

Die ersten Medizinstudierenden aus Homburg können bereits ab Februar und März nächsten Jahres nach Namibia gehen.

PD Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi

Zustande kam die Kooperation durch das Wirken von Prof. Heinrich Semar – und eine Reihe von glücklichen Zufällen. Der aus dem rheinland-pfälzischen Zweibrücken stammende Bauingenieur arbeitet und lehrt seit 2007/2008 in Namibia. Seit seiner Studienzeit setzt er sich für Erneuerbare Energien in Afrika ein. Bereits in den neunziger Jahren etablierte er in Burundi gemeinsam mit weiteren Partnern im Auftrag des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) die Bauingenieurwissenschaftliche Fakultät der Universität von Burundi am Campus Kiriri. Auch in Malta gründete er eine Fakultät für Bauingenieurwesen und arbeitete als „Director of Transport“ für die dortige Regierung. Darüber hinaus baute er auch in Namibia eine Fakultät für Bauingenieurwesen und später auch für Erneuerbare Energien auf. 

In Namibia lernte Heinrich Semar auch seine spätere Frau Selma kennen. 2018 wurden sie Eltern von Zwillingen: Das deutsch-namibische Ehepaar war gerade auf Familienbesuch in Zweibrücken, als bei Selma in der 29. Schwangerschaftswoche die Wehen einsetzten. Die zwei Mädchen kamen fast drei Monate zu früh zur Welt und wurden auf der neonatologischen und pädiatrischen Intensivstation der Kinderklinik des Universitätsklinikums des Saarlandes versorgt. Für Heinrich und Selma Semar wurde die Frühchen-Station ihr zweites Zuhause. „Wir sind Prof. Michael Zemlin und seinem gesamten Team unendlich dankbar, dass sie unsere beiden Mädchen vom ersten Moment an so gut versorgt haben. Besonders die Kinderärztin Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi ist uns ans Herz gewachsen“, sagt Selma Semar. „Wir hatten das große Glück, die Universitätskinderklinik in direkter Nähe zu haben.“

Unsere angehenden Ärztinnen und Ärzte profitieren vom Blick über den Tellerrand, indem sie ein anderes Gesundheitssystem und die Hands-on-Mentalität der Namibianer kennenlernen.

Prof. Dr. Michael Zemlin

So entstand die Idee einer Kooperation im Bereich der Kinder- und Neugeborenenmedizin zwischen der Universität von Namibia und der Universität des Saarlandes. Für Prof. Heinrich Semar war sie eine Herzensangelegenheit. Mit der Kooperation soll nun die Ausbildung in der Kindermedizin in Selmas Heimat gestärkt und ausgebaut werden. „Umgekehrt profitieren unsere angehenden Ärztinnen und Ärzte vom Blick über den Tellerrand, indem sie ein anderes Gesundheitssystem und die Hands-on-Mentalität der Namibianer kennenlernen“, sagt Prof. Michael Zemlin, Direktor der Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie des Universitätsklinikums. Vor gut einem Jahr ist er zusammen mit Kolleginnen zur Universität von Namibia nach Windhoek gereist, um den Grundstein des nun bestehenden Erasmus+ Austauschprogramms für Medizinstudierende zu legen.

Umgekehrt haben nun auch Vertreter der Universität von Namibia die Universität des Saarlandes im Rahmen der „Erasmus Staff Week“ Anfang Oktober dieses Jahres besucht und einen Tag am Uniklinikum verbracht. Weitere zukünftige Kooperationen werden einen Staff Exchange im Bereich der Patientenversorgung, die ärztliche Fort- und Weiterbildung und die studentische Lehre – auch in den Pflegewissenschaften – betreffen. Außerdem sind bilaterale Forschungsprojekte geplant.
 

Text:Marion Ruffing
Marion Ruffing
Foto von Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi: Laura Glücklich, Foto von Prof. Dr. Michael Zemlin: Rüdiger Koop
17.12.2024
Fotos:
Foto von Dr. Nasenien Nourkami-Tutdibi: Laura Glücklich, Foto von Prof. Dr. Michael Zemlin: Rüdiger Koop
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Bewerbung für eine finanzielle Förderung

Interessierte können sich für ein Stipendium im Rahmen von „UdS mobil“ bewerben. Hilfe bei der Bewerbung oder generell bei Fragen zu einem Auslandsaufenthalt bietet das GoOUT! Service Center der Universität des Saarlandes.

Interessierte Medizinstudierende

kontaktieren bitte Stephanie Orlich und Nadine Thiel, Referentinnen für Studium und Lehre/ Studiendekanat der Medizinische Fakultät der UdS, Gebäude 35, Uni-Campus Homburg, E-Mail: med-mobility@uni-saarland.de