Der Studiengang „Bachelor Plus MINT“ hat Joe Posner überzeugt. Das achtsemestrige Studium vermittelt nicht nur einen Überblick über alle MINT-Bereiche und erleichtert die Entscheidung für ein Schwerpunktfach, sondern ermöglicht es den Studierenden, auch „fremde“ Disziplinen kennenzulernen.
Joe Posner studiert "Bachelor Plus MINT". Foto: Gerhild Sieber
Ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium schwebte Joe Posner nach dem Abitur vor – aber welches Fach genau? „Ich war mir nicht sicher, ob ich mich für Chemie oder Materialwissenschaft entscheiden sollte.“ Joe Posner ist eine nicht binäre Person; bei der Recherche entdeckte die*der damals 19-Jährige aus Hessen den fachübergreifenden Studiengang „Bachelor Plus MINT“ an der Universität des Saarlandes und begann 2020 mit dem Studium.
Die Abkürzung „MINT“ steht zusammenfassend für die Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Das Besondere beim Studiengang „Bachelor Plus MINT“: Er beginnt mit einem Einführungsjahr, in dem die Studierenden die wichtigsten Themengebiete und die fachspezifische Methodik der einzelnen MINT-Fächer kennenlernen. Erst nach dem zweiten Semester entscheiden sie sich für ein Schwerpunktfach. „Im Gegensatz zu anderen Universitäten gibt es hier eine sehr breite Fächerauswahl“, lobt Joe Posner. So stehen in Saarbrücken gleich zehn Schwerpunktfächer zur Auswahl, nämlich Biophysik, Chemie, Computerlinguistik, Cybersicherheit, Informatik, Materialwissenschaft und Werkstofftechnik, Mathematik, Physik, Quantum Engineering sowie Systems Engineering.
Das erste Studienjahr ist eine gute Basis, um eine Entscheidung zu treffen.
Joe Posner entschied sich nach dem Einführungsjahr für das Schwerpunktfach Materialwissenschaft und ist mit der Wahl sehr zufrieden. „Bachelor Plus MINT“ war für mich die absolut richtige Studienwahl. Im Studiengang hat man ein Jahr Zeit zu schauen, was einen wirklich interessiert.“ Das Einführungsjahr bietet einen breit gefächerten Überblick über alle MINT-Fachbereiche. „Es gibt unter anderem zwei große Mathe-Vorlesungen, eine Einführung in die Chemie für Naturwissenschaftler und so weiter. Damit ist dieses erste Jahr eine gute Basis, um eine Entscheidung zu treffen“, erläutert Joe Posner das Konzept des Studiengangs. Das eigentliche sechssemestrige Fachstudium beginnt erst im Anschluss an das Einführungsjahr, weshalb der Studiengang insgesamt vier Jahre dauert.
Für Joe Posner hat der Studiengang noch einen weiteren entscheidenden Vorteil: „Man bekommt Gelegenheit, superviel Extrawissen zu sammeln, da man in allen zulassungsfreien Fächern der Universität Kurse belegen und Prüfungen ablegen kann.“ Bei einem reinen Fach-Bachelor sei das so nicht möglich. Außerdem würden alle diese zusätzlichen Leistungen auch im Zeugnis dokumentiert.
„Es ist voll cool, etwas Naturwissenschaftliches zu studieren, daneben aber auch über den Tellerrand zu schauen, beispielsweise in die Geisteswissenschaften.“ Es gebe viele Optionen: „Viele Leute machen Sprachkurse oder nutzen das Jahr, um zum Beispiel in Englisch, Informatik oder Philosophie reinzuschnuppern“, berichtet die*der 23-Jährige, die*der sich seit zwei Jahren in der Fachschaft des Studiengangs engagiert. Weil das Studium so viele Freiheiten biete, habe man aber auch eine Menge Eigenverantwortung, „daher muss man dranbleiben“. Dabei komme es durchaus vor, dass sich Studierende nach dem Einführungsjahr für ein ganz anderes Studium entscheiden, beispielsweise Lehramt für Englisch und Philosophie.
Joe Posner selbst hat den Freiraum im Studium genutzt, um das Europaicum zu absolvieren, mehrere Sprachkurse zu belegen und Vorlesungen zu europäischer Geschichte, Europarecht sowie zu Frauen- und Genderforschung zu besuchen – und war parallel zur Fachschaftsarbeit in den Arbeitskreisen „Queer“ und „Gärten“ aktiv. Den Bachelorabschluss möchte Joe Posner im Sommersemester 2025 machen – und danach im Masterstudiengang „Materialwissenschaft und Werkstofftechnik“ weiterstudieren.