Die Tigermücke, Überträger unter anderem des Dengue-Fiebers, wandert durch den Klimawandel und den internationalen Reiseverkehr auch ins Saarland ein. Medizinstudent Kamran Dousti untersucht in seiner Doktorarbeit, wie sich die invasive Mücke im Saarland ausbreitet und welche Krankheiten damit einhergehen. Dafür hat er sogar in Westafrika geforscht.

Kamran Dousti erforscht die Tigermücke im Saarland. Nach seinem Abschluss möchte er gerne als Tropenmediziner arbeiten. Foto: Thorsten Mohr
Als wären unsere eigenen Stechmücken nicht schon lästig genug, haben sich in den vergangenen Jahren auch die Berichte über die Tigermücke gehäuft, die, aus tropischen Breiten eingewandert, auch in Deutschland nachgewiesen worden ist. Insbesondere Baden-Württemberg hat sich als frühe „Tigermücken-Hochburg“ etabliert. „Ich habe 2023 einen Artikel darüber in der Saarbrücker Zeitung gelesen. Darin stand, dass die Tigermücken bereits in Heidelberg und Straßburg gefunden wurden. Sören Becker sagte in dem Artikel, dass im Saarland noch keine Kolonien nachweisbar seien“, sagt Kamran Dousti. Sören Becker, Professor für Mikrobiologie und Hygiene und Leiter des gleichnamigen Instituts in Homburg, ist ein ausgewiesener Fachmann für Infektionskrankheiten. Er unterhält zahlreiche Kooperationen nach Afrika und Südostasien und hilft, dort Diagnostiklabore aufzubauen und Infektionskrankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und anderen vorzubeugen und zu behandeln.
„Ich fand den Artikel sehr interessant, und da ich damals auf der Suche nach einem Thema für meine Doktorarbeit war, habe ich eine E-Mail ans Institut geschrieben und gesagt, dass ich gerne im Bereich Tropenmedizin promovieren möchte und ich mir eine Forschungsarbeit über die Tigermücke vorstellen könnte, die ja ein Überträger gefährlicher Krankheiten wie dem Dengue-Fieber ist“, sagt der 25-jährige Saarbrücker. „Schon einen Tag später hatte ich eine E-Mail: ‚Das können wir uns auch sehr gut vorstellen!‘“
Dann ging alles ganz schnell: Nach den ersten beiden Treffen war der Rahmen abgesteckt: Im Mittelpunkt steht eine Untersuchung über die Tigermücken-Ausbreitung im Saarland und über die Krankheiten, die sie übertragen. Flankiert wird die Arbeit mit Daten aus dem kleinen westafrikanischen Land Guinea-Bissau, das zwischen dem Senegal und Guinea liegt und etwa so groß wie Baden-Württemberg ist. Mitte 2024 ging es also nach Westafrika, wo Sören Beckers Institut mit einer Klinik in der Hauptstadt Bissau zusammenarbeitet und diese mit Schulungen und Material unterstützt. Dort hat Kamran Dousti neben seiner unterstützenden Arbeit im Krankenhaus zwei Fallen auf dem Klinikgelände aufgestellt und zwei Fallen im – in der Stadt gelegenen – Hotel, in dem er während dieser Zeit gewohnt hat. „So wollten wir herausfinden, ob die Tigermücken eher auf dem Land oder eher in der Stadt zu finden sind“, erklärt der Student.
Es hat sich gezeigt, dass auf dem Klinikgelände sehr viel mehr Mücken in die Fallen gingen als im Hotel. „Eine weitere wichtige Frage ist, ob die Mücken auf dem Klinikgelände mehr und andere Krankheitserreger übertragen als die Mücken in der Stadt“, so Kamran Dousti. Im Krankenhaus gibt es ja naturgemäß mehr kranke Menschen, deren Blut die Plagegeister saugen können und damit auch mehr Krankheiten übertragen könnten. Die Auswertung läuft aber noch, so dass Kamran Dousti über die Art und Häufigkeit der Krankheitserreger in den „Klinikmücken“ gegenüber den „Stadtmücken“ noch nichts sagen kann.

Man sollte unbedingt vermeiden, kleinste Wassermengen länger als eine Woche offen stehen zu lassen.
Den Saarländerinnen und Saarländern jedenfalls gibt er schonmal eine ganz zentrale Botschaft mit auf den Weg: „Man sollte unbedingt vermeiden, kleinste Wassermengen länger als eine Woche offen stehen zu lassen.“ Larven der aggressiven Tigermücke, die übrigens tagsüber auf die „Jagd“ geht und nicht nachts, wie unsere heimischen Mücken, haben schon im Deckel einer Getränkeflasche genug Wasser, um sich entwickeln zu können. Größere Gewässer wie Teiche hingegen sind unproblematisch: „Dort gibt es zu viele Fressfeinde für die Larven und auch Konkurrenz von anderen Mücken.“ Es sind wirklich insbesondere die kleinen und kleinsten Wassermengen, die den Tigermücken als Kinderstube dienen. Ein Trost angesichts der Aussichten mag sein, dass der Erreger des Dengue-Fiebers tatsächlich nur dann übertragen werden kann, wenn die Mücke einen mit dem Erreger infizierten Menschen sticht. Sie trägt es nicht von Natur aus in sich, und auch unsere heimischen Mücken übertragen es nicht, selbst wenn sie einen Dengue-Patienten stechen.
Für Kamran Dousti ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Tigermücke hier von einer invasiven zu einer endemischen Art wird, die also dauerhaft hier beheimatet sein wird. Der Klimawandel macht’s möglich. Wir sollten uns also auf die Quälgeister vorbereiten und ihnen das Leben schwer machen, wo es nur geht. Kamran Dousti jedenfalls wird das Thema weiter begleiten. Nach seinem Abschluss möchte er gerne als Infektions- oder Tropenmediziner arbeiten und auch die Forschung an dem Thema weiter vorantreiben. Damit die kleinen Quälgeister möglichst wenig in kleinen Gewässern entstehen.