Biotechnologie
Die nächste Generation in der Biotechnologie sorgt für Nachhaltigkeit

Trotz aller Willensbekundungen, Umwelt und Klima schützen zu wollen, steigen die weltweiten CO2-Emissionen immer weiter, die Erdöl-Förderung stagniert auf Rekordniveau. Öl steckt in nahezu allen Produkten unserer modernen Gesellschaft. Annalena Sommer und Marius Grad möchten daran etwas ändern. Sie studieren im Master Biotechnologie und forschen schon im Studium mit an den Stoffen der Zukunft – die ganz ohne Erdöl auskommen und somit wichtiger Baustein auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft sind.

Annalena Sommer und Marius Grad studieren im Master Biotechnologie und forschen schon im Studium mit an den Stoffen der Zukunft. Foto: Thorsten Mohr

Was einst nach ferner Science-Fiction klang, die frühestens im Raumschiff Enterprise zum Einsatz kommen dürfte, ist heute bereits Realität. Längst sprechen wir mit unseren Computern, erzeugen im 3-D-Drucker Gegenstände auf Knopfdruck oder können, ganz ähnlich wie auf dem „Holodeck“, in virtuelle Welten eintauchen. Der Unterschied zwischen Science-Fiction und Realität ist aber kein kleiner: Im Star-Trek-Universum sind all diese Technologien maximal nachhaltig und umweltverträglich. Das sind unsere gegenwärtigen High-Tech-Industrien leider noch längst nicht. Der Löwenanteil der Grundstoffe und der Energie, die wir für unseren Fortschritt benötigen, fußt nach wie vor auf fossilen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas.

 

Also doch alles Science-Fiction? Sind unsere Technologien nur eine schöne Illusion, die irgendwann, wie eine Holodeck-Simulation, abrupt abbricht, wenn wir die Ressourcen der Erde nur lange genug, zu lange, verschwendet haben? Die Gefahr besteht durchaus. Ein solches Szenario jedoch wollen Annalena Sommer und Marius Grad nicht hinnehmen. Die beiden studieren den Masterstudiengang Biotechnologie an der Saar-Uni. Und die Motivation, warum sie das machen, hat viel damit zu tun, dass sie die Umwelt, in der ihre Generation und die folgenden noch lange leben müssen, schützen sowie Fortschritt und Nachhaltigkeit miteinander versöhnen möchten.

 

„Die Biotechnologie bietet viele Bereiche, in denen wir dabei helfen können, nachhaltiger zu werden“, sagt Annalena Sommer. „Bei der Lebensmittelherstellung, in der Medizin und in der Pharmabranche, in der chemischen Industrie, überall gibt es inzwischen sehr gute Alternativen, mit denen wir mit biotechnologisch hergestellten Alternativen Erdöl und giftige Chemikalien ersetzen können“, so die 24-jährige. „Öl und Gas waren bisher schlicht oft günstiger als die biotechnologischen Alternativen aus dem Labor“, konstatiert auch Marius Grad. „Durch steigende Kosten und zum Beispiel auch den Krieg in der Ukraine steigt der Preis für Öl und Gas. Biotechnologie kann ein guter Weg sein, um nachhaltiger und unabhängiger zu werden, und viele Unternehmen setzen inzwischen vermehrt auf solche Alternativen“, ergänzt Marius Grad.

 

Und wie diese Alternativen aussehen, lernen die Nachwuchswissenschaftler aus erster Hand: Beide forschen als wissenschaftliche Hilfskräfte in den Laboren von Biotechnologie-Professor Christoph Wittmann zum Beispiel mit daran, wie man Bakterien dazu bringen kann, bestimmte Enzyme herzustellen, um in der chemischen Industrie Erdöl zu ersetzen oder aus Holzabfällen nachhaltige und bioabbaubare Kunststoffe herzustellen.

 

Wir haben neben einer erstklassigen universitären Biotechnologie viele Forschungseinrichtungen im Umfeld. Alle spielen in der Lehre eine Rolle, und in Praktika dort kann man biotechnologische Forschung aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen.

Marius Grad

 

Beide sind zum Master nach Saarbrücken gekommen. Die gebürtige Karlsruherin Annalena Sommer machte ihren Bachelor in Biotechnologie an der Hochschule Mannheim, der aus der Pfalz stammende Marius Grad machte seinen ersten Abschluss in  Chemie an der TU Kaiserslautern. Saarbrücken haben sich die beiden sehr gezielt ausgesucht, auch wegen der vielfältigen Forschungslandschaft rund um die Uni. „Wir haben neben einer erstklassigen universitären Biotechnologie viele Forschungseinrichtungen im Umfeld: das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, das Leibniz-Institut für Neue Materialien, das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung und so weiter. Alle spielen in der Lehre eine Rolle, und in Praktika dort kann man biotechnologische Forschung aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen“, so Marius Grad. Das sei einzigartig im Vergleich mit anderen Universitäten, an denen Biotechnologie studiert werden kann, so der 25-Jährige.

 

Diesen Vorteil unterstreicht auch Christoph Wittmann, der die Studierenden schon während des Studiums tatkräftig in seinen Laboren mitforschen lässt. „Unser Umfeld hier in Saarbrücken ist einzigartig und unterscheidet uns von anderen Standorten. Auch dort wird auf hohem Niveau geforscht und gelehrt. Aber wir bieten dazu vielfältige Wahlmöglichkeiten zur individuellen Studiengestaltung, hohe Praxis- und Forschungsanteile und insbesondere ein familiäres Umfeld mit persönlicher Betreuung unserer 20 Anfängerinnen und Anfänger pro Jahr. Wir möchten unsere Studierenden bestmöglich fördern. Der saarländische ‚Mikrokosmos‘, in dem alle gut miteinander auskommen und sich gegenseitig unterstützen, ist dabei durchaus ein Alleinstellungsmerkmal“, so der Professor, der die Forschungslandschaft in Deutschland gut kennt.

 

Marius Grad und Annalena Sommer sind beide bald fertig mit ihrem Masterstudium. Marius Grad wird im Anschluss bei Professor Wittmann eine Promotion in Angriff nehmen und möchte auch danach gerne im Saarland bleiben. Annalena Sommer hat auch eine anschließende Promotion im Blick und spielt mit dem Gedanken, eine Karriere in der Wissenschaft zu starten.

 

Wohin die beiden ihr Leben in der ferneren Zukunft letztendlich führen wird, ist natürlich offen. Das passende Rüstzeug, um unsere moderne, konsumorientierte Welt nachhaltiger zu gestalten, kommen sie jedenfalls mit auf ihren Weg in die unendlichen Weiten ihrer Zukunft. Damit aus Science-Fiction bald auch Realität wird.

 

Infos über das Biotechnologie-Studium auf dieser Webseite: https://www.uni-saarland.de/studium/angebot/master/biotechnologie.html

Text:Thorsten Mohr
Thorsten Mohr
04.04.2024
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