Professor Wilfried Kindermann wird 85 Jahre alt

Am 4. September kann der in den Medien auch als „Kaiser der Sportmedizin“ bezeichnete langjährige Professor für Sportmedizin und Leiter des Instituts für Sport- und Präventivmedizin der Universität des Saarlandes, Dr. Wilfried Kindermann, seinen 85. Geburtstag begehen. 

Foto: privat

In Halle an der Saale geboren, legte Wilfried Kindermann in Meerane (Sachsen) 1958 die Reifeprüfung ab. 1960 flüchtete er aus der DDR und wurde zwei Jahre später als Leichtathlet Europameister mit der deutschen 4 x 400 Meter Staffel. Er studierte Medizin an den Universitäten Heidelberg und Hamburg, legte 1967 das medizinische Staatsexamen ab und wurde im gleichen Jahr zum Dr. med. promoviert.

Nach einer damals verpflichtenden zweijährigen Medizinalassistentenzeit war Kindermann von 1970 bis 1972 als wissenschaftlicher Assistent am Max-Planck-Institut für Physiologische und Klinische Forschung in Bad Nauheim tätig. Anschließend wechselte er an die Medizinische Universitätsklinik Freiburg, erwarb dort 1977 den Facharzt für Innere Medizin und die weiteren Qualifikationen für Kardiologie und Sportmedizin. Ebenfalls 1977 habilitierte er für das Fach Innere Medizin, insbesondere Leistungsmedizin. Für seine Habilitationsschrift erhielt er die höchste wissenschaftliche Auszeichnung des damaligen Deutschen Sportbundes. 1978 wurde er als ordentlicher Professor (heute Universitäts-Professor) an die Universität des Saarlandes berufen und leitete bis zu seiner Emeritierung 2008 das Institut für Sport- und Präventivmedizin. Einen zwischenzeitlich erfolgten weiteren Ruf auf den Lehrstuhl Sportmedizin mit Schwerpunkt Innere Medizin an die Freie Universität Berlin lehnte er ab.

Professor Kindermann hat das Saarbrücker Institut, das in den damaligen Fachbereich Klinische Medizin integriert wurde, zu einer der führenden Einrichtungen mit auch internationalem Renommee entwickelt. Sein Institut hat wesentlich zur Einrichtung des Olympiastützpunktes beigetragen. Zwei Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit sind die Leistungsphysiologie und die Sportkardiologie (z.B. Abgrenzung zwischen Sportherz und krankhaften Herzveränderungen). Sein wissenschaftliches Œuvre umfasst rund 700 Publikationen. Er wirkte als Mitglied im Editorial Board nationaler und internationaler wissenschaftlicher Zeitschriften und verfasst auch heute noch Reviews für internationale, insbesondere kardiologische Zeitschriften. Als Vorsitzender des Fachbeirats Medizin und Mitglied des Direktoriums des Bundesinstituts für Sportwissenschaft war er unter anderem an der Aufstellung von Forschungsprogrammen beteiligt.

Professor Wilfried Kindermann hat zahlreiche Funktionen im Spitzensport ausgeübt. Er agierte bei acht Olympischen Spielen als Olympiaarzt, von 2000 bis 2008 als Chefmediziner der deutschen Olympiateams. Ferner war er Leitender Arzt des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, von 1990 bis 2000 internistischer Mannschaftsarzt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft sowie Chief Medical Officer der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Er gehörte zehn Jahre lang der Medizinischen Kommission des Europäischen Fußballverbandes UEFA an und war persönliches Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees. Außerdem war er Mitglied im Kuratorium, später Aufsichtsrat, der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA. 

Die vielfältigen Verdienste von Professor Wilfried Kindermann sind – neben Auszeichnungen verschiedener großer Sportverbände – mit der Verleihung der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer, des Saarländischen Verdienstordens und der Ernennung zum Saarlandbotschafter gewürdigt worden. 

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