Am 18. Mai kann der langjährige Direktor der Homburger Universitäts-Augenklinik, Professor Dr. Klaus Wilhelm Ruprecht, in Seeg im Allgäu seinen 85. Geburtstag begehen.

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In der schlesischen Hauptstadt Breslau geboren, folgten nach dem Abitur in Celle das 1966 mit dem Staatsexamen und der Promotion abgeschlossene Medizinstudium an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und an den Universitäten Wien und Hamburg. Nach dem Dienst in der Bundeswehr erlangte Klaus Wilhelm Ruprecht 1968 das Certifikat des Educational Council for Foreign Medical Graduates (ECFMG) in Philadelphia/USA. Nach einer theoretischen Weiterbildung in der Pathologie unter Prof. Dr. Gerhard Seifert und in der Elektronenmikroskopie begann er 1971 in Hamburg unter Prof. Dr. Dr. h. c. Hans Sautter seine Weiterbildung in der Augenheilkunde und erwarb 1974 die Anerkennung als Facharzt.
1976 wechselte er zum damals jüngsten Ordinarius für Augenheilkunde, Professor Dr. Dr. h. c. mult. Gottfried Otto Helmut Naumann, nach Tübingen, habilitierte sich dort 1979 mit der Studie „Zur Klinik und Histopathologie der Rubeosis iridis (Studie zur Neovaskularisation der Iris)“ und erhielt die Venia legendi für Augenheilkunde als Privatdozent. Bereits 1980 wurde er auf eine C2-Professur für Augenheilkunde nach Erlangen berufen, betreute dort die Sektion Glaskörper- und Netzhautchirurgie und war zuletzt Vertreter des Klinikvorstandes, seines Lehrers Naumann.
In der Nachfolge des Gründungsdirektors Prof. Dr. Wilhelm Kreibig (1955 – 1969) und Prof. Dr. Hans-Joachim Schlegel (1969 – 1989) folgte der Jubilar zum 1. November 1989 als dritter Ordinarius dem Ruf der Universität des Saarlandes auf den mit der Direktion der Universitäts-Augenklinik verbundenen Homburger Lehrstuhl für Augenheilkunde. Hier entfaltete er eine breit gefächerte klinische, insbesondere mikrochirurgische Tätigkeit, auch für Patienten aus dem Ausland, wofür ihn der Service Club Rotary International 1999 mit der Paul Harris Medaille auszeichnete. Das facettenreiche Leistungsspektrum der Klinik in Lehre, Forschung und Krankenversorgung spiegelt sich auch in den kontinuierlich von 1989 bis 2005 erscheinenden „Jahresberichten“.
Am 14. Juli 2000 begründete Prof. Ruprecht nach jahrelangem Fundraising die LIONS Hornhautbank Saar-Lor-Lux-Trier-Westpfalz, weshalb ihm LIONS International die Melvin Jones Plakette verlieh. Unter seinem Nachfolger Prof. Dr. Berthold Seitz konnte dank der großzügigen Zuwendung der Klaus Faber Stiftung (Saarbrücken) und der Spende der LIONS Clubs International Foundation die Hornhautbank im Februar 2019 in neue Räume umziehen und trägt inzwischen den Namen „Klaus Faber Zentrum für Hornhauterkrankungen inkl. LIONS Hornhautbank Saar-Lor-Lux-Trier-Westpfalz“. Die Vernetzungen und der intensive Austausch der Augenheilkunde mit den anderen Fachgebieten lagen Prof. Ruprecht als medizinisch noch breit Ausgebildetem besonders am Herzen.
Als akademischer Lehrer betreute der Jubilar nahezu 40 Dissertationen, die vor allem klinische mikrochirurgische Ergebnisse analysierten, und sieben Habilitationen. Einen Schwerpunkt seiner Aktivitäten bildete ferner die ärztliche Fort- und Weiterbildung für über 40 Kollegen und Kolleginnen aus der EU und Nicht-EU-Ländern. Gastärzte und Stipendiaten aus Japan, China, Russland, dem Vorderen Orient und Afrika bildeten sich an der Klinik fort. Ebenso engagierte sich die Universitäts-Augenklinik im Rahmen der Partnerschaft der Medizinischen Fakultät mit der Medizinischen Akademie Twer (Russland) und dem Tongji Medical College (China) und kooperierte mit Einrichtungen in Syrien, Japan, Argentinien und Afrika. Im Ruhestand hat Prof. Ruprecht auch ein augenärztliches Ambulatorium in Beit Dschala am Stadtrand von Bethlehem in Palästina mitaufgebaut. Nicht zuletzt für sein Engagement für die in 16 Jahren fast fünfzig Mal durchgeführte „Homburger Augenärztliche Fortbildung (HAF)“ zeichnete ihn die Bundesärztekammer mit der Ernst-von-Bergmann-Plakette aus, und die 1992,1999 und 2004 unter seiner Präsidentschaft in Homburg tagende „Vereinigung Rhein-Mainischer Augenärzte“ ernannte ihn zum Ehrenmitglied.
Erwähnung verdienen ferner seine umfangreichen Aktivitäten für die wissenschaftliche Gemeinschaft und seine Mitgliedschaft in zahlreichen in- und ausländischen Fachgesellschaften. So gehörte er unter anderem von 1999 bis 2003 dem Gesamtpräsidium der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft an und agierte als Reviewer in- und ausländischer Zeitschriften sowie als Fellow und Gutachter des European Board of Ophthalmology. In der akademischen Selbstverwaltung leitete er von 1998 bis 2000 als Prodekan den damaligen Fachbereich Klinische Medizin, wobei er die Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT in St. Ingbert und der Hochschule Kaiserslautern sehr förderte. Außerdem gehörte er von 2002 bis 2004 als Stellvertreter dem akademischen Senat an.
Bald nach seiner Berufung nach Homburg widmete er sich auch der Wissenschaftsgeschichte und pflegte eine intensive Zusammenarbeit mit dem Universitätsarchiv. Bereits 1990 gründete Prof. Ruprecht, das heutige Ehrenmitglied, den „Verein zur Förderung der Augenheilkunde an der Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar e.V.“, der mit über 190 Mitgliedern nunmehr über Jahrzehnte eine segensreiche ehrenamtliche Arbeit leistet. Von 1994 bis 2006 fungierte der Jubilar auch als Landesarzt für Blinde und Sehbehinderte des Saarlandes und ist diesen Betroffenen in besonderer Weise verbunden. Am Ende seiner klinischen Tätigkeit steht die von ihm 2005 gegründete „Stiftung für Augenheilkunde“ – deren Ehrenvorsitzender Ruprecht ebenfalls ist –, die seit 2008 alle zwei Jahre mit ihrem Forschungspreis Studien junger Ophthalmologen auszeichnet. Als „Alterswerk“ hat er 2020 im Auftrag der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft die Lebenserinnerungen des Ordinarius für Augenheilkunde an der Schlesischen Friedrich-Wilhelms-Universität Breslau Prof. Dr. Wilhelm Uhthoff (1853-1927) aus dem Nachlass herausgegeben.
Text: Dr. Wolfgang Müller, Archiv der Universität des Saarlandes