Professor David Wright von der Texas A&M University, einer der größten Universitäten der USA, ist derzeit Gastprofessor auf dem Saarbrücker Campus. Gemeinsam mit Professor Stefan Panzer vom Sportwissenschaftlichen Institut forscht er daran, wie sich die menschliche Motorik, also die Fähigkeit, sich zu bewegen, entwickelt, und was helfen kann, das motorische Lernen zu verbessern.
Professor David Wright (l.) und Professor Stefan Panzer (r.) bereiten ein Experiment vor: Ein Proband soll - wie hier Professor Wright - mit einem Hebel einen Cursor steuern und so versuchen, die Linie an der gegenüberliegenden Wand nachzuzeichnen. Die Testpersonen sollen die Bewegungen seines Unterarms beobachten und anschließend eine Gruppe von ihnen schlafen, die andere eine Zeitschrift lesen. (Foto: Martina Panzer)
David Wright erforscht, wie Gehirn, Nerven und Muskeln zusammenarbeiten, wenn der Mensch sich bewegt. Wissenschaftlich gesprochen liegt der Schwerpunkt des Bewegungswissenschaftlers, der am Fachbereich „Health and Kinesiologie“ der Texas A&M University forscht, in den neuromotorischen Aspekten der Motorik. Stefan Panzer, der in der Saarbrücker Sportwissenschaft den Arbeitsbereich Trainingswissenschaft leitet, ist Spezialist für motorisches Lernen, also dafür, wie der Mensch Bewegungen erlernt. Der Bewegungswissenschaftler ergründet, wie das Zusammenspiel aus Muskelaktivität, Koordination, Schnelligkeit der Reaktion und weiteren Faktoren wie Gleichgewicht immer weiter verfeinert werden kann. Panzer beleuchtet dabei vor allem auch die Verhaltensaspekte, erforscht also, wie der Einzelne sein motorisches Lernen aktiv verbessern kann. Hierbei bündeln Panzer und Wright seit nunmehr einem Vierteljahrhundert ihr Know-how – auch in einem aktuellen Forschungsprojekt.
„Eine Bewegung setzt sich aus einzelnen Bewegungselementen, den Bewegungssequenzen, zusammen. Wir gehen derzeit der Frage nach, ob solche Bewegungssequenzen besser erlernt werden können durch sogenanntes Offline-Lernen, also durch Beobachtung und Konsolidierungsprozesse in Ruhepausen“, erklärt Stefan Panzer. Gemeinsam mit David Wright geht er der Frage auf den Grund, inwieweit Menschen neue Fertigkeiten besser erlernen oder bestehende trainieren, wenn sie die Bewegungsabläufe zuvor genau beobachtet haben und sich diese Informationen durch gezielte Pausen verfestigen konnten.
„Wir gehen der Frage nach, ob Bewegungssequenzen besser erlernt werden können durch sogenanntes Offline-Lernen, also durch Beobachtung und Konsolidierungsprozesse in Ruhepausen.“
Hierzu laufen derzeit Experimente: Probanden schauen genau zu, wie ein anderer mit dem Unterarm durch Beugung und Streckung kleinräumige Bewegungen vollführt. Dabei versucht dieser mit einem Hebel einen Cursor so zu steuern, dass er eine Linie nachzeichnet, die an die gegenüberliegende Wand projiziert wird. Der einen Gruppe der Beobachterinnen und Beobachter geben Panzer und Wright danach eine Zeitschrift, in der sie lesen sollen, die andere Gruppe schicken sie ins Schlaflabor der Saarbrücker Sportwissenschaft, wo sie ein Nickerchen halten sollen. „Auf diese Weise wollen wir herausfinden, ob das beim Beobachten Erlernte sich durch eine anschließende Schlafphase besser verfestigt und damit die Schlafphase lernfördernd wirkt“, erklärt Stefan Panzer.
Kennengelernt haben sich beide Forscher 1999. David Wright verbrachte damals Forschungsaufenthalte an der Universität des Saarlandes und am Max-Plank-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in München. Seither kooperieren der US-amerikanische Wissenschaftler und der Saarbrücker Trainings- und Bewegungswissenschaftler. „Wir haben in vielen Forschungsprojekten zusammengearbeitet – das ist an der Texas A&M University etwas Besonderes“, sagt David Wright.
„An der Universität des Saarlandes schätze ich besonders die kurzen Wege – damit meine ich nicht nur die Laufwege, sondern auch die Kommunikationswege.“
Mehrere Drittelmittelprojekte haben beide gemeinsam auf die Beine gestellt, ihre Ergebnisse sind Gegenstand zahlreicher internationaler Veröffentlichungen. Auch der Wissenschaftsnachwuchs profitiert: Regelmäßig reisen Promotionsstudierende aus den USA auf den Saarbrücker Campus und umgekehrt. Inzwischen verbindet beide Forscher eine enge Freundschaft. „Wir sind stolz darauf, dass Professor Panzer regelmäßig nach Texas kommt, um als Lehrbeauftragter Seminare zu halten und auch unsere Projekte in der Forschung voranzutreiben. Jetzt bin ich dankbar, dass ich über einen längeren Zeitraum hier an der Universität in Saarbrücken sein kann, damit wir gemeinsam an unserem aktuellen Thema arbeiten können“, sagt David Wright, der zwei Monate auf dem Saarbrücker Campus forscht.
Der Campus der Texas A&M University in der Stadt College Station ist mit rund 75.000 Studierenden nach Harvard, Standford und Berkeley der viertgrößte Campus in den USA. David Wright, der mehrere von der amerikanischen Gesundheitsbehörde „National Institutes of Health“ finanzierte Projekte leitet, lehrt und forscht im Department „Health and Kinesiologie“ und hat den Omar-Smith-Stiftungslehrstuhl für Kinesiologie inne. Seine Forschungsergebnisse hat er in zahlreichen Fachzeitschriften für Neurowissenschaften und Sportwissenschaft veröffentlicht, so etwa in den Scientific Reports, in „Exercise and Sport Sciences Reviews“ und eNeuro.