Am 4. April kann der Professor für Biophysik an der Universität des Saarlandes Dr. Rudolf Grillmaier seinen 90. Geburtstag begehen.
Im heute tschechischen Karlsbad geboren, besuchte der Jubilar nach dem Abitur in Regensburg zunächst mathematische und physikalische Vorlesungen an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hochschule und setzte dann sein Studium an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main fort. Nach der Diplom-Hauptprüfung wechselte er an die Universität des Saarlandes und war ab August 1960 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Homburger Institut für Biophysik.
Mit seinen „Biophysikalischen Untersuchungen an Personen mit Ablagerungen von Radionukliden der natürlichen Thoriumreihe“ wurde Rudolf Grillmaier 1964 an der Saarbrücker Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät zum Dr. rer. nat. promoviert. 1971 präsentierte er der Medizinischen Fakultät seine Habilitationsschrift „Zur Frage der Primärvorgänge der Strahlenwirkung. Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen Strahlendosis, Radikalbildung und Erzeugung von Chromosenaberrationen bei Lymphozyten“. Daraufhin erfolgten die Verleihung der Venia legendi für das Fach „Biophysik und physikalische Grundlagen der Medizin“ sowie die Ernennung zum Professor und Wissenschaftlichen Rat.
Nach nahezu vierzigjährigem Wirken am Homburger Institut für Biophysik trat Prof. Grillmaier, der auch die neue Fachrichtung „Biomathematik“ aufbaute und bei der Errichtung des Zentrums für Umweltforschung in Dudweiler die Leitung der Abteilung für Strahlen- und Umweltbiophysik übernahm, zum Ende des Sommersemesters 1998 in den Ruhestand.
In seinen Publikationen und Forschungsprojekten widmete sich Grillmaier zunächst der Bestimmung der Strahlendosen bei Personen mit internen Ablagerungen von Radionukliden. Später untersuchte er grundlegende Vorgänge auf molekularer und zellulärer Ebene, die durch ionisierende Strahlung in biologischen Geweben ausgelöst werden und zu Strahlenschäden führen. In einem weiteren Projekt, das von der Europäischen Union gefördert wurde, beteiligte er sich an der Bestimmung der Strahlendosisleistung in Flugzeugen auf drei Interkontinentalrouten von Alitalia. Für diese Messungen und gleichartige in der Umgebung von Kernreaktoren und Beschleunigern wurde im Zentrum für Umweltforschung in Dudweiler ein neuartiges Gerät entwickelt. Ferner entwickelte und erprobte er ein Gerät zur Messung der Rückstoßkräfte, die bei der Pumptätigkeit des menschlichen Herzens in dreidimensionaler Weise auftreten (Vektorballistokardiographie).
In zahlreichen Gremien engagierte sich Prof. Grillmaier für die wissenschaftliche Gemeinschaft und in der akademischen Selbstverwaltung. So wirkte er viele Jahre als Sachverständiger am Institut für Medizinische und Pharmazeutische Prüfungsfragen (IMPP) in Mainz für die Fachgebiete Radiologie, Physik und Biomathematik und als Berater in Fragen des Strahlenschutzes als Mitglied bei der Schutzkommission beim Bundesministerium des Innern. Seit 1986 fungierte er auch als „Bevollmächtigter des Universitätspräsidenten für den Strahlenschutz“ und leitete von 1975 bis 1977 sowie in den beiden Sommersemestern 1981 und 1994 als Prodekan den Fachbereich „Theoretische Medizin“. Schließlich hatte er das Amt eines Vertrauensdozenten der Friedrich-Ebert-Stiftung von 1982 bis 2013 inne.
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Dr. Wolfgang Müller - Universitätsarchiv
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