Am 5. Oktober kann der Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie, frühere Senator, Dekan und Prodekan der Fakultät für Empirische Humanwissenschaften der Universität des Saarlandes und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande Dr. Rainer Krause seinen 80. Geburtstag begehen. Er ist Gründer des „Instituts für Psychoanalyse und Psychotherapie des Saarlandes“, wo er bis heute tätig ist, und baute in Saarbrücken die Hochschulambulanz für Psychotherapie auf.
In Gemmrigheim am Neckar geboren, studierte er nach dem Abitur und dem Dienst als Leutnant seit 1964 Psychologie an den Universitäten Tübingen und Zürich, wo er zeitweise als Assistent an der Abteilung für Sozialpsychologie und Klinische Psychologie wirkte. 1972 wurde er für seine Promotion Zur Problematik der Kreativitätsforschung mit dem Preis des Fachbereichs „Sozial- und Verhaltenswissenschaftlichen Pädagogik Tübingen“ ausgezeichnet. 1973 übernahm es als Oberassistent die Leitung der von ihm begründeten Psychologischen Beratungsstelle der Abteilung Klinische Psychologie der Universität Zürich. Von 1976 bis 1978 führte ihn ein Forschungsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds für den fortgeschrittenen akademischen Nachwuchs an die University of California San Francisco. Dort entwickelte er zusammen mit Professor Paul Ekman und Dr. Wallace Friesen das Facial action coding System – ein empirisch valides System zur Erfassung der Affekte im Gesicht des Menschen, aber auch bei Tieren –, das bis heute vielfach benutzt wird. Im Rahmen dieses Stipendiums hielt Professor Krause Gastvorlesungen an verschiedenen amerikanischen Universitäten. 1978 erwarb er an der Universität Zürich die Venia legendi für das Gesamtgebiet Psychologie.
1980 folgte der Jubilar dem Ruf auf den Saarbrücker Lehrstuhl für Klinische Psychologie als damals jüngster Professor der Fakultät. Er initiierte viele Projekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, aber auch dem National Institute of Mental Health USA gefördert wurden. Dazu gehörte auch das 1995 mit der Universität Heidelberg durchgeführte Graduierten-Kolleg „Klinische Emotionsforschung“. 1991 gründete er das „Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie des Saarlandes“, wo er als Dozent, Supervisor und Lehranalytiker bis heute tätig ist. 2002 baute er in Saarbrücken die Hochschulambulanz für Psychotherapie auf. Dort wurden die Fachkunden Verhaltenstherapie und Psychoanalyse praktiziert.
Prof. Krause nahm zahlreiche Gastprofessuren in Amerika wahr, ist Mitglied mehrerer nationaler und internationaler Fachgesellschaften, gab die „Zeitschrift für psychosomatische Medizin“ und des „European Psychotherapist“ heraus, war Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft und hat in verschiedenen Gremien, Beiräten und Ausschüssen vielfältige Aktivitäten für die wissenschaftliche Gemeinschaft entfaltet. Die zentrale war wohl die Tätigkeit als wissenschaftlicher Sachverständiger im Beirat für Psychotherapie der Kassenärztlichen Vereinigung in Bonn während zweier Amtsperioden. In dieser Zeit wurden grundlegende Entscheidungen über die Verfahren und Vorgehensweisen dieses Gremiums getroffen, die bis heute rechtsgültig sind.
In der akademischen Selbstverwaltung engagierte er sich unter anderem als Geschäftsführender Professor der Fachrichtung Psychologie und Prodekan des früheren Fachbereichs Sozial- und Umweltwissenschaften und leitete in zwei Amtszeiten von 2004 bis 2009 als Dekan die Fakultät für Empirische Humanwissenschaften.
Die „Deutsche Psychoanalytische Gesellschaft“ zeichnete ihn 1991 mit ihrem „Förderpreis“ aus, und 2010 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen für seine Bemühungen, die psychotherapeutische Versorgung der Bevölkerung des Saarlandes zu verbessern. Nach seiner Tätigkeit an der Universität des Saarlandes wirkte er von 2009 bis 2013 zunächst als Lehrbeauftragter, Gastprofessor und dann als Hochschullehrer an der International University for Psychoanalysis Berlin.
Die Affektforschung steht im Zentrum seiner wissenschaftlichen Aktivitäten, und sein Œuvre umfasst 164 Publikationen, davon sechs Monographien, von denen das Werk „Allgemeine psychodynamische Behandlungs- und Krankheitslehre“ bis heute benutzt wird. Professor Krause ist nach wie vor als Analytiker tätig und in seinen klinischen Forschungsbemühungen aktiv. Vor 14 Tagen hat er ein vierstündiges Zoom-Meeting mit einer chinesischen Psychotherapeutenvereinigung veranstaltet, zu dem 20.000 Teilnehmer zugeschaltet waren.
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Dr. Wolfgang Müller Universitätsarchiv
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