DAAD-Preis
Indische Masterstudentin zeigt gesellschaftliches Engagement

Die indische Studentin Shivaani Anitha Sivakumar hat den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender 2023 gewonnen. Die 26-jährige Ingenieurin leitet die Saarbrücker Gruppe des Erasmus Student Network (ESN), das internationale Studierende aller saarländischen Hochschulen zusammenbringt.

Ihren Bachelorabschluss in Mechatronik hat Shivaani Anitha Sivakumar 2018 mit Auszeichnung abgelegt – an der Anna Universität in Chennai im Südosten Indiens, eine der führenden technischen Hochschulen in Indien. Um in ihrem Fachgebiet „Robotics“ weiter voranzukommen, entschied sich die Mechatronik-Ingenieurin für ein anschließendes Masterstudium in Deutschland. Seit 2019 studiert die heute 26-Jährige im Studiengang „Embedded Systems“ an der Universität des Saarlandes.

„Ich war eine der Studierenden, bei denen der Studienbeginn fast exakt mit dem Beginn des Corona-Lockdowns in Deutschland zusammenfiel, das war sehr hart“, erinnert sich die Preisträgerin. Dann habe sie vom Erasmus Student Network (ESN) erfahren. „Die Saarbrücker Gruppe organisierte viele Online-Treffen und Abend-Events, über die ich andere Leute kennenlernen konnte – davon habe ich total profitiert.“ Das ESN ist ein großes Netzwerk internationaler Studierender in Europa und versteht sich als Plattform, auf der Studierende aus unterschiedlichen Kulturen zusammenkommen. So können sie Freundschaften schließen, interkulturelle Kompetenzen entwickeln und voneinander lernen. „Die Hauptarbeit ist interkulturelles Engagement mit dem gemeinsamen Ziel, anderen zu helfen“, erläutert die Studentin und fügt strahlend hinzu: „Ich fühlte, dass ich dorthin gehöre.“ Im Juni 2022 wurde sie aktives Mitglied. „Ich war so froh, dass ich nach dem Lockdown alle diese Freiwilligen persönlich treffen konnte – Studierende aus aller Welt, alle offen und nett.“

In Saarbrücken engagieren sich 20 bis 30 Freiwillige. Anfangs habe sie nur daran gedacht, für diese internationalen Studierenden Events zu organisieren, erzählt die junge Inderin. Doch nachdem sie an einem Treffen aller 44 ESN-Gruppen in Deutschland teilgenommen und einen Workshop über Führungsarbeit in einem internationalen Team belegt hatte, wurde sie im November 2022 zur Präsidentin der Saarbrücker Gruppe gewählt – ein Amt, das sie voraussichtlich bis Oktober 2024 innehaben wird. Seither hat Shivaani Anitha Sivakumar alle Hände voll zu tun mit Verwaltungs- und Organisationsarbeit. Dazu gehören unter anderem auch die Teammeetings mit der nationalen Dachorganisation oder die Zusammenarbeit mit Akteuren an der Universität und im Saarland, um beispielsweise finanzielle Mittel für Veranstaltungen einzuwerben.

In den ersten zwei Semesterwochen ist es immer besonders intensiv, dann findet jeden Abend eine andere Veranstaltung statt.

Shivaani Anitha Sivakumar

„Wir stellen unsere Organisation auf dem Campus vor, beispielsweise beim Tag des Auslandsstudiums oder beim Tag der offenen Tür“, erzählt die Studentin. Daneben seien unter anderem die wöchentlichen Netzwerktreffen zu organisieren und, in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Internationale Studierende (ZiS), die Welcome Weeks jeweils zu Semesterbeginn. „In den ersten zwei Semesterwochen ist es immer besonders intensiv, dann findet jeden Abend eine andere Veranstaltung statt. Viele Studierende bedanken sich später bei uns dafür, dass sie bei diesen Gelegenheiten so viele Freunde gefunden haben.“

Die Aktivitäten, die Shivaani Anitha Sivakumar und ihre Mitstreiter auf die Beine stellen, reichen vom gemeinsamen Sport über Wanderausflüge oder künstlerisches Arbeiten bis hin zu Partys und einem regelmäßigen Stammtisch. Darüber hinaus organisiert die Gruppe Salsa- oder Bachata-Tanzworkshops. Besonderen Anklang habe ein „Speed-Friending“-Event gefunden, zu dem 45 Leute gekommen seien, erzählt die junge Frau. Aber auch die berufliche Qualifizierung ist eines der Ziele ihrer Organisation, daher versucht sie, ESN-Alumni und internationale Experten, die sich aus beruflichen Gründen vorübergehend in Saarbrücken aufhalten, für Vorträge zu gewinnen.

Um auch die übrigen saarländischen Hochschulen mit ins Boot zu holen und alle internationalen Studierenden im Land zu vernetzen, arbeitet Shivaani Anitha Sivakumar auch mit dem International Office der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (htw saar) zusammen und hat Kontakte mit den beiden künstlerischen Hochschulen im Land geknüpft.

Auch wenn Corona vor drei Jahren die treibende Kraft für ihr ehrenamtliches Engagement im Saarland war – sich für das Gemeinwohl einzusetzen und Verantwortung zu übernehmen, scheint der Studentin in die Wiege gelegt: Schon während ihrer Schulzeit in Indien trat sie beispielsweise bei einem nationalen Schülerkongress zum Thema Energiesparen als Repräsentantin ihrer Heimatstadt auf, und als Bachelorstudentin war sie „College Ambassador“ während eines nationalen Tech-Symposiums.

Neben ihrem Ehrenamt stemmt die junge Inderin ihr Studium „Embedded Systems“, das die Disziplinen Mechatronik und Informatik vereint. Im Team von Paul Motzki, Professor für Smarte Materialsysteme für innovative Produktion, forscht sie für ihre Masterarbeit an einem neuartigen robotischen Greifer, der nach dem Prinzip einer weichen, biegsamen Fisch-Flosse funktioniert. Den ersten Entwurf ihrer Arbeit hat sie vor Weihnachten abgegeben. Seit 2020 arbeitet sie zudem als studentische Mitarbeiterin am Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik (ZeMA) in Professor Motzkis Arbeitsgruppe. Er lobt Shivaani Anitha Sivakumar als „talentierte Wissenschaftlerin“ und betont ihr „außergewöhnliches Engagement in der Wissenschaft“.

 

Text:Gerhild Sieber
Titelfoto und Porträt: Gerhild Sieber
01/30/2024 - 15:33
Gerhild Sieber
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