Professor Gerhard Walter Sybrecht wird 80 Jahre alt

Am 27. August kann der langjährige Direktor der Medizinischen Universitätsklinik und Poliklinik, Innere Medizin V – Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin – Universitätsprofessor Dr. Gerhard Walter Sybrecht in Isernhagen seinen 80. Geburtstag begehen. 

Im westfälischen Unna geboren, besuchte er von 1950 bis 1954 die Volksschule in Dortmund-Asseln und anschließend das Gymnasium in seinem Geburtsort. Nach der Reifeprüfung 1963 leistete er seinen Wehrdienst beim Gebirgs-Sanitätsbataillon und begann zum Sommersemester 1965 das Studium der Medizin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Am 7. August 1970 absolvierte er die Ärztliche Prüfung und wurde drei Tage später mit einer Studie zur „Tierexperimentellen Bestimmung des Gewebssauerstoffpartialdruckes“ promoviert. Am 18. November 1971 erhielt er seine Approbation und begann am 1. Dezember des gleichen Jahres seine Medizinalassistentenzeit unter der Ägide des Pneumologen Prof. Dr. Helmut Fabel im Zentrum für Innere Medizin an der Medizinischen Hochschule in Hannover. Vom 1. Mai 1973 bis zum 1. Dezember 1974 führte ein Forschungsaufenthalt als Clinical Research Fellow den Jubilar an das Meakins-Christie-Laboratorium am Department of Medicine der Mc Gill University im kanadischen Montreal. 

Seit 1. März 1978 Facharzt für Innere Medizin, wurde er am 1. August jenes Jahres zum Oberarzt im Hannoveraner Zentrum für Innere Medizin ernannt. Mit seinen „Physiologischen und klinischen Untersuchungen zur Verteilung der Ventilation, Lokalisation bronchialer Widerstände und zur Interaktion von Atemregulation und Atemmechanik“ erwarb er am 13. Februar 1980 die Venia legendi. Seit 8. Januar 1981 Professor und seit 10. Juli jenes Jahres mit der Teilgebietsbezeichnung „Lungen- und Bronchialheilkunde“ ausgestattet, erreichte ihn im Februar 1985 der Ruf der Universität des Saarlandes. Zum 1. Januar 1986 trat er die Nachfolge des langjährigen Direktors der Robert-Koch-Klinik Friedrich Trendelenburg auf dem Homburger Campus an und entwickelte die Universitätsklinik für Innere Medizin V Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin.

In den fast 25 Jahren seines Wirkens hat Prof. Dr. Sybrecht durch seine Forschungsprojekte und sein Engagement in der Krankenversorgung das Profil der 80 Betten umfassenden Klinik mit dem Leistungsspektrum der gesamten Pneumologie maßgeblich geprägt. So entwickelte beispielsweise die Abteilung Pneumologie mit finanzieller Unterstützung der Alois-Lauer-Stiftung 1994 ein neues endoskopisches Verfahren zur Erkennung von Bronchialkrebs. Zudem gehörte der Klinikchef in jenem Jahr auch zu den Mitbegründern der Deutschen Lungenstiftung. Von Februar 1998 bis Februar 2000 agierte Prof. Sybrecht ferner als Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums und setzte sich dafür ein, die begrenzten finanziellen Mittel in der Region nicht zu verzetteln, sondern auf den Standort Homburg und sein medizinisches Hochleistungszentrum zu konzentrieren und die Digitalisierung aller Abläufe inklusive der Patientendaten zu etablieren. 
Für seine Verdienste um die ärztliche Fortbildung zeichnete ihn am 25. September 1999 der Präsident der Ärztekammer des Saarlandes Dr. Franz Gadomski mit der „Ernst von Bergmann“-Plakette der Bundesärztekammer aus. 

Im Oktober 2002 wurde auch ein Erweiterungsbau zur Behandlung ambulanter Patienten nach einer Lungentransplantation eingeweiht; so waren von 1997 bis 2002 beispielsweise 64 Lungentransplantationen auf dem Homburger Campus durchgeführt worden. 

Vom 14. bis 17. Juni 2006 fand in der Saarbrücker Kongresshalle unter dem Tagungspräsidenten Prof. Sybrecht die 38. Gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin und der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeine und Internistische Intensivmedizin statt. Außerdem leitete der Jubilar vom 4. bis 8. Oktober 2008 in Berlin den von der 1990 gegründeten „European Respiratory Society“ veranstalteten, mit 19.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bisher größten Kongress auf dem Gebiet der Pneumologie, wobei er mit prominenten Gästen – unter anderem Michael Bloomberg – eine Anti-Raucher-Kampagne startete. 

Als akademischer Lehrer betreute Prof. Sybrecht 65 Promotionen und fünf Habilitationen und engagierte sich auf vielfältige Weise für die wissenschaftliche Gemeinschaft. So war er unter anderem seit 1996 deutscher Repräsentant der European School of Respiratory Medicine der European Respiratory Society, Präsident der „Deutschen Gesellschaft für Pneumologie“ (1992-2001), der „Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin“ (2004-2006) und der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ (2009-2010), Berater der „Deutschen Forschungsgemeinschaft“, des Bundesgesundheitsamts oder des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte und Vorsitzender des Kuratoriums der Deutschen Lungenstiftung. Im vergangenen Jahr wurde er zum Ehrenmitglied der „Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin“ ernannt. Außerdem fungierte er als Herausgeber oder Mitherausgeber der „Klinik der Gegenwart“, der „Intensiv- und Notfallmedizin“ und der Zeitschrift „Quintessenzen der Medizin“ und publizierte gemeinsam mit Heinrich Heyes 1973 in der Reihe der Schöninghs Studienführer „Das Studium der Medizin“. 

Zum 30. September 2008 trat er in den Ruhestand, wurde am 24. März 2010 mit einem Symposium „Pneumologie 2010 – Vielseitige Innere Medizin“ verabschiedet und übergab den Schlüssel an den nachfolgenden Klinikchef Prof. Dr. Robert Bals. 

Seit langer Zeit ist der Jubilar auch als Vielseitigkeitsreiter dem Pferdesport verbunden und gehört dem Olympischen Komitee im Reitsport an. Seit 1965 züchtete er Hannoveraner für den Einsatz im Turniersport der Familie. Seit 1995 werden auf dem Familiengestüt Iserneichen englische Vollblüter gezüchtet. Das hat er nach der Emeritierung mit großer Passion erfolgreich fortgesetzt. Als Besitzertrainer bereitet er die jungen Pferde für Jahrgangs-Auktionen und Rennen vor.

Text: Dr. Wolfgang Müller, Universitätsarchiv
Foto: privat

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