Am 29. März kann die ehemalige Direktorin des Kunstgeschichtlichen Instituts der Universität des Saarlandes, Dr. Christa Lichtenstern, in ihrer Geburtsstadt Berlin ihren 80. Geburtstag begehen.
Aufgewachsen in einer von Kunst und Literatur geprägten Familientradition, studierte Christa Lichtenstern von 1966 bis 1976 Kunstgeschichte, Archäologie und Germanistik an den Universitäten Marburg, Frankfurt, Heidelberg und – dank eines Forschungsstipendiums – an der École Supérieure des Hautes Études in Paris, wo sie unter anderem am Werkverzeichnis von Max Ernst mitarbeitete. 1976 in Frankfurt mit einer Dissertation über den russisch-französischen Bildhauer Ossip Zadkine (1890-1967) promoviert, arbeitete sie am Städel-Museum, sodann als wissenschaftliche Assistentin an der Frankfurter Universität.
1986 habilitierte sie sich dank eines entsprechenden Stipendiums der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der Universität Bonn mit einer Arbeit über „Metamorphose. Vom Mythos zum Prozessdenken im 19. und 20.Jahrhundert“. Band 1 (1990) behandelte die einschlägige Goethe-Nachfolge bis Joseph Beuys, Band 2 (1992) „Ovid-Rezeption. Surrealistische Ästhetik. Verwandlungsthematik der Nachkriegskunst“.
Nach Gastprofessuren in Gießen und Kassel führte sie ihre Laufbahn an die Universität Marburg, ehe sie 1998 in der Nachfolge von Prof. Dr. Lorenz Dittmann an die Universität des Saarlandes berufen wurde und auf dem Saarbrücker Campus bis zu ihrem Eintritt in den Ruhestand 2008 lehrte und forschte. Durch sie fand das Kunstgeschichtliche Institut weitere öffentliche Resonanz, unter anderem durch Symposien im Saarlandmuseum, die Förderung deutsch-französischer Vorträge und die Einrichtung von „Forschungs-Festivals“ für Doktoranden.
Christa Lichtenstern gehörte dem Beirat der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz sowie seit 1995 dem Beirat der Hessischen Kulturstiftung an. Sie ist korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste München. In ihren Forschungen widmet sie sich unter anderem der Kunst und Kunsttheorie von der europäischen Aufklärung bis zur Gegenwart. Darüber hinaus hat sie sich auch Goethes Kunstanschauung, der Bedeutung der frühromantischen Naturforschung, der Mythologie und der Symbolgeschichte für die Kunst und Ästhetik zugewandt. Sie untersuchte deren produktive Wirkung auf Künstler des 20. Jahrhunderts, forschte vielfältig über die Skulptur des 20. Jahrhunderts und hat als Kuratorin zahlreiche Ausstellungen betreut.
Zuletzt erschienen unter anderem die Buchpublikationen „Symbole in der Kunst. Beiträge eines Wissenschaftlichen Symposiums“ (2002), „Martine Andernach – Skulpturen“ (2005), (zusammen mit Wolfgang Müller) „Das Kunstgeschichtliche Institut der Universität des Saarlandes – Lebensbilder“ (2006), die umfangreiche Monographie zu „Henry Moore: Werk – Theorie – Wirkung“ (2008 in deutscher und englischer Buchausgabe), seit 2017 mehrere Publikationen zumŒuvre ihres Lebenspartners, des Bildhauers Emil Cimiotti (1927-2019), und aktuell „Ich bin ein Plastiker“- Goethes ungeschriebene Skulpturästhetik“ (2022).
Dr. Wolfgang Müller - Universitätsarchiv