Am 2. September kann der langjährige Direktor der Neurochirurgischen Universitätsklinik, Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des Universitätsklinikums Prof. Dr. Wolf-Ingo Steudel in Waldkirch seinen 80. Geburtstag begehen.
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In Freiburg im Breisgau geboren, leistete er nach dem 1964 in Emmendingen absolvierten Abitur seinen Wehrdienst und studierte von 1966 bis 1972 Humanmedizin an den Universitäten Freiburg, Kiel, München und Ulm.
Am 20. März 1973 folgte die Promotion mit einer Studie „Die Innovationszeit von Prüfungsfächern in der medizinischen Ausbildung in Deutschland und ihre Bedingtheiten, dargestellt am Verhalten der Administrative: Materialien und Analysen zur Entwicklung der medizinischen Ausbildung seit 100 Jahren (1869-1969)“. Bereits 1971 hatte Wolf-Ingo Steudel als Student im renommierten Thieme-Verlag den Band „Medizinstudium und fachärztliche Weiterbildung: Wegweiser für Studenten und Assistenten“ veröffentlicht.
Zwischen März 1973 und März 1980 bildete er sich als wissenschaftlicher Angestellter an der Abteilung für Allgemeine Neurochirurgie der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt bei Prof. Dr. med. Hugo Ruf weiter. Am 22. Februar 1979 erwarb er bei der Landesärztekammer Hessen die Anerkennung als Facharzt für Neurochirurgie und agierte vom 1. April 1980 bis zum 1. April 1991 weiter in Frankfurt zunächst als Oberarzt, seit 1984 als Leitender Oberarzt und Privatdozent der Neurochirurgischen Klinik bei Prof. Dr. med. Dr. h.c. Rüdiger Lorenz. 1983 hatte er sich mit Untersuchungen über die operative Behandlung von Hirnblutungen habilitiert. Darüber hinaus begleitete er von 1983 bis 1990 als Sekretär die jährlichen Fortbildungstagungen in Bad Nauheim der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie, legte 1984 die Europäische Facharztprüfung in Edinburgh (European Association of Neurosurgical Societies) ab und absolvierte dank eines Stipendiums der Wilhelm-Tönnis-Stiftung einen Studienaufenthalt in den U.S.A an der Mayo-Clinic Rochester (Prof. Edward Laws) und an der Harvard Medical School Boston (Prof. Heros).
Nach der Ernennung zum außerplanmäßigen Professor am 15. September 1989 führte ihn seine Laufbahn zum 1. April 1991 an die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes, wo er als C4-Professor zunächst die kommissarische Leitung der Neurochirurgischen Universitätsklinik übernahm und dann zum 1. Oktober die Berufung zum Universitätsprofessor und die Bestallung zum Direktor der Abteilung für Allgemeine Neurochirurgie und zum Geschäftsführenden Direktor erfolgte – ein Amt, das er rund zwei Jahrzehnte bis zur Ernennung seines Nachfolgers Prof. Dr. Joachim Oertel zum 1. Dezember 2010 innehatte.
Seitdem entfaltete Prof. Steudel vielfältige Aktivitäten für die wissenschaftliche und ärztliche Gemeinschaft. So erfolgte 1991,1996 und 2001 seine Wahl in den Beirat der Deutschen Gesellschaft für Schädelbasischirurgie, er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Saarländischen Chirurgen Vereinigung e.V. (1992), war Gründungsvorsitzender der Fachgruppe Neurochirurgie des Saarländischen Ärztesyndikates (1994) und errichtete in jenem Jahr auch eine Telekommunikation in der Saar-Pfalz-Region aus Mitteln des Kuratoriums ZNS (Hannelore Kohl-Stiftung) und des Sparvereins Saarland e.V. Außerdem gehörte er von 1999 bis 2004 als gewähltes Mitglied der Vertreterversammlung der Ärztekammer des Saarlandes an und engagierte sich in mehreren ihrer Ausschüsse. Zum 14. März 1997 erfolgte seine Wahl zum Mitglied der Euroacademia Multidisciplinaria Neurotraumatologica (EMN), deren Präsidentschaft er von 2007 bis 2014 versah. Außerdem war er Gründungsmitglied des Fachausschusses „Automatisierungstechnische Verfahren für die Medizin“ (AUTOMED) der Deutschen Gesellschaft für Biomedizinische Technik im VDE (1998) und der Deutschen Gesellschaft für Computer-Roboter-gestützte Chirurgie.
Im September 2001 im australischen Sydney als deutscher Repräsentant in das Neurotraumatology Committee of the World Federation of Neurosurgical Societies (WFNS) gewählt, richtete Wolf-Ingo Steudel 2003 als Tagungspräsident die 54. und bisher einzige Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie in Saarbrücken aus. Auch wirkte er von 2004 bis 2014 als Präsident der Neurochirurgischen Akademie für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und des Berufsverbandes sowie im Dezember 2007 als Kongresspräsident der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurotraumatologie und Klinische Neurorehabilitation. Von 2015 bis 2023 fungierte der Jubilar als erster Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und unterstützte dabei die Einbindung seiner Fachgesellschaft in die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie.
Nachdem er 2000/2001 bereits stellvertretender Ärztlicher Direktor der Universitätskliniken des Saarlandes gewesen war, wirkte er vom Januar 2002 bis zum 31. Mai 2005 als ehrenamtlicher Ärztlicher Direktor der Universitätskliniken des Saarlandes und agierte dann in der Nachfolge von Prof. Dr. Hans Köhler von 2010 bis 2015 als Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums. In dieser Amtszeit erfolgten unter anderem die Umsetzung des Masterplans, die Förderung eines zentralen zertifizierten Qualitäts-Managementsystems, der Abschluss der Zentrenbildung und die Einrichtung von Profilzentren, die Stärkung der Krankenhaushygiene, die Eröffnung einer Kindergarteneinheit, die Standardisierung des Berichtswesens und die Einrichtung eines zentralen OP-Managements. Seit 2003 Mitglied des „Vereins der Freunde des UKS“, agierte er von 2017 bis 2023 als Vorsitzender des Vereins der Freunde des Universitätsklinikums e.V. und als Mitherausgeber des Magazins „UKS-Report“, dessen Sonderausgabe zum 60-jährigen des Universitätsklinikums 2007 er mit Prof. Dr. Diether Breitenbach herausgegeben hatte.
In seinen operativen Schwerpunkten hat sich Prof. Steudel vor allem der Behandlung von Schädelbasistumoren, der vaskulären Neurochirurgie und der Wirbelsäulenchirurgie gewidmet. Im Zentrum seiner Forschungen stand in der Neuroonkologie die Genetik von Hirntumoren in Zusammenarbeit mit der Fachrichtung Humangenetik (Prof. Dr. Klaus Dieter Zang/Prof. Dr. Eckhart Meese) und die Entwicklung eines Progressionsscores für Meningeome. Außerdem entwickelte er zur Behandlung des Hydrozephalus in Kooperation mit Prof. Dr. Dr. Steffen Leonhardt (RWTH Aachen, Helmholtz- Institut für Biomedizinische Technik) den ersten implantierbaren und seit 2010 zugelassenen telemetrischen Hirndrucksensor. Sein wissenschaftliches Œuvre umfasst rund 400 Vorträge und Publikationen mit der von ihm 1997 herausgegebenen Dokumentation „50 Jahre Lehre – Medizinische Fakultät und Klinikum der Universität des Saarlandes 1947-1997“.
Die vielfältigen Verdienste des Jubilars sind unter anderem durch die Ernennung zum Ehrenprofessor auf Lebenszeit der Tongji-Medical-University in Wuhan/Volksrepublik China (1995) und die Wahl zum Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und Verleihung der Tönnis-Medaille (2012) gewürdigt worden. Als Zeichen der Wertschätzung für die permanente Unterstützung und die hervorragende medizinische Versorgung der in Afghanistan verwundeten rumänischen Soldaten verlieh ihm ebenfalls 2012 das rumänische Verteidigungsministerium das Ehren-Emblem des Generalstabes, und seit 2017 ist Prof. Steudel auch Träger der Ernst-von-Bergmann-Plakette der Bundesärztekammer.
Text: Dr. Wolfgang Müller, Archiv der Universität des Saarlandes