Für ihre Dissertation über den parlamentarischen Diskurs zu kultureller Diversität in Frankreich, Deutschland und Québec ist Viktoria Lühr von der Universität des Saarlandes (rechts im Bild) am 3. März mit dem renommierten „Prix d’Excellence du Gouvernement du Québec“ ausgezeichnet worden. Überreicht wurde der mit 3.000 kanadischen Dollar dotierte Preis von Elisabeth Valentin, Generaldelegierte der Regierung von Québec, München (links im Bild).
In ihrer Dissertation betrachtet und vergleicht Viktoria Lühr die soziopolitischen Diskurse um kulturelle Diversität in drei unterschiedlichen westlichen Nationen – Frankreich, Deutschland und Quebec – im Zeitraum zwischen 2015 und 2019, also in Zeiten zunehmender kultureller Heterogenisierung. Grundlage ihrer Diskursanalyse sind parlamentarische Debatten, die in den drei Nationen zwischen 2015 und 2019 geführt wurden. Dabei zeigt sich ein diskursiver Bruch, der, wie Abgeordnete der drei Parlamente fraktionsübergreifend anerkennen, vor allem von einer omnipräsenten Krisensituation hervorgerufen und durch spalterische Bewegungen vertieft werden. Die Analyse bestätigt aber auch eine zunehmende Offenheit gegenüber kultureller Vielfalt, die sich unter anderem in der Konzeptualisierung einer vielfältigen und interkulturellen Gesellschaft niederschlägt und Teil der politischen Identität ist, die von einer großen Mehrheit in den drei nationalen Parlamenten zum Ausdruck gebracht wird. So zeigt die Untersuchung gleichzeitig wertvolle Perspektiven für den Umgang mit dem Thema in den westlichen Gesellschaften auf.
Die Promotionsarbeit mit dem Titel „Kulturelle Diversität im Spannungsfeld zwischen Globalisierung und (Re-)Nationalisierung. Eine Analyse des soziopolitischen Diskurses in Frankreich, Deutschland und Québec (2015-2019)“ wurde in einem deutsch-französischen Cotutelle-Verfahren von Prof. Hans-Jürgen Lüsebrink (Universität des Saarlandes) und Prof. Reiner Marcowitz (Université de Lorraine) betreut und von der Deutsch-Französischen Hochschule gefördert. Die Arbeit im Promotionsfach „Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation“ wurde am 16. Dezember 2022 verteidigt und von einer sechsköpfigen, deutsch-französisch-kanadischen Jury mit „summa cum laude“ bewertet.
Die Dissertation entstand im Rahmen des internationalen Graduiertenkollegs „Diversity: Mediating Difference in Transcultural Spaces“. Das Forschungsprogramm, bei dem die Universität des Saarlandes, die Universität Trier und die Université de Montréal zusammenarbeiten, beschäftigt sich seit 2013 mit Aspekten der kulturellen Vielfalt in europäischen und nordamerikanischen Gesellschaften.
Der Prix d’Excellence du Gouvernement du Québec wird jährlich von der Gesellschaft für Kanada-Studien (GKS) in Kooperation mit der Association internationale des études québécoises vergeben. Er ist mit 3.000 kanadischen Dollar dotiert. Die Preisverleihung fand am 3. März 2023 im Rahmen der GKS-Jahrestagung in Grainau statt. Überreicht wurde der Preis von der Generaldelegierten der Regierung von Québec in München, Elisa Valentin.