Die "Ivy League", ehrwürdige Universitäten wie Princeton, Harvard oder Yale, zählen zu den herausragendsten Universitäten der Welt. Zu ihnen zählt auch die University of Pennsylvania, wo Professor Paulo Arratia die Physik von Flüssigkeiten erforscht. Dieses Teilgebiet der Physik gehört auch zu den Spezialgebieten von Professor Christian Wagner von der Saar-Universität. So lag es nahe, dass die beiden Forscher, die bereits einige Artikel zusammen veröffentlicht haben, buchstäblich näher zusammenrücken. Was läge also näher als ein Besuch?
Professor Paulo Arratia (l.) ist noch bis Ende Mai zu Gast bei Professor Christian Wagner. Gemeinsam untersuchen sie unter anderem die Physik der Blutströmung.
Efeu ist es zwar nicht, welches an den alten Kasernengebäuden auf dem Saarbrücker Universitätscampus rankt, sondern wilder Wein. In den Genuss, den wilden Wein im Herbst in voller rotgoldener Pracht zu erleben, wird Paulo Arratia leider nicht mehr kommen können. Dennoch dürfte sich der Ingenieur und Biophysiker von der University of Pennsylvania an der Universität des Saarlandes ein bisschen wie zuhause fühlen. Denn der mit zahlreichen Wissenschaftspreisen ausgezeichnete Gastprofessor, der noch bis Ende Mai am Lehrstuhl von Physikprofessor Christian Wagner forscht, arbeitet als Forscher der “Penn” an einer der acht ehrwürdigen “Ivy League”-Universitäten im Osten der USA. Eine gängige Erklärung, warum diese Hochschulen als “Efeu-Liga” firmieren, lautet, dass die Mitglieder der eigentlichen Sportliga so alt und ehrwürdig sind, dass ihre efeuumrankten Gebäude im Herbst ebenfalls rotgolden leuchten. Die “Penn” gilt dabei als “einer der schönsten der USA”.
Doch natürlich ist es nicht der hübsche Pflanzenbewuchs an den alten Kasernengebäuden des Saarbrücker Campus, der Professor Arratia um die halbe Welt geführt hat. Vielmehr gilt der Wissenschaftler als einer der führenden Köpfe auf dem Gebiet der Physik von Flüssigkeiten, auf welches auch die Arbeitsgruppe von Christian Wagner spezialisiert ist. Mit seinen Studien, die zum Beispiel das Bewegungsverhalten von Erdrutschen erklären oder auch die Ausbreitung von Aerosolen beim Spielen von Blasinstrumenten – insbesondere vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie – hat er auch außerhalb der Fachwelt für Aufsehen gesorgt. In einer gemeinsamen Studie, die Professor Arratias Team mit Christian Wagners Arbeitsgruppe durchgeführt hat, haben die Wissenschaftler entscheidende Erkenntnisse über das Flussverhalten des Blutes gewinnen können.
Ich kenne Christian Wagner seit vielen Jahren. Wir haben in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet. Ich hoffe, dass ich den ‚Zauber‘ unserer Zusammenarbeit durch meinen Besuch bei seiner Forschungsgruppe fortsetzen kann.
Paulo Arratia blickt voller Vorfreude auf die kommenden Monate seines Aufenthaltes im – aus seiner Sicht – exotischen Saarland: "Es ist aufregend, hier im Saarland zu sein. Ich kenne Christian Wagner seit vielen Jahren und war immer beeindruckt von der Tiefe und Breite seiner Forschungsarbeit, insbesondere zum Thema Physik der Blutströmung. Wir haben in der Vergangenheit erfolgreich zusammengearbeitet und dabei das Fließverhalten von Blutplasma und die Strömung von Polymerflüssigkeiten untersucht; diese Studien waren für meine eigene Karriere sehr einflussreich. Ich hoffe also, dass ich den "Zauber" unserer Zusammenarbeit durch meinen Besuch bei seiner Forschungsgruppe fortsetzen kann."
Christian Wagner skizziert die Pläne, die Paulo Arratia und er für dessen Aufenthalt an der Universität des Saarlandes verfolgen: „Wir sind sehr froh dass wir Professor Arratia für die Gastprofessur gewinnen konnten. Unsere gemeinsame Arbeiten zum Fließverhalten von Blutplasma haben viel Beachtung gefunden. Wir planen nun, seine Expertise auf dem Gebiet der Polymere mit unseren Arbeiten zur Blutströmung zu verbinden. Dabei wollen wir Substanzen erforschen, die eventuell zur Verbesserung der Durchblutung führen können.“
Hier geht's zur Lehrstuhl-Webseite von Professor Christian Wagner.