
Unterwegs zur Mensa mit Lunchboxen: Der Doktorand Christian Witte nutzt die Geschirrausleihe für sein Mittagessen täglich.
Mittagessen „to go“: Wie die Saarbrücker Mensa Einwegmüll verbannt
Junge Leute mit Stapeln von weißen Lunchboxen, darauf kleinere durchsichtige Gefäße, alles feinsäuberlich mit schwarzen Deckeln verschlossen – dieses Bild kann man derzeit vor dem Eingang zur Mensa auf dem Saarbrücker Uni-Campus beobachten. Obwohl es seit Juni wieder möglich ist, vor Ort im großen Speisesaal zu essen, holen offensichtlich viele Gäste ihr Mittagessen in der Mensa ab, um es im eigenen Büro oder auch draußen auf dem Campus zu verspeisen. „Im vergangenen Jahr waren trotz Lockdown noch viele Leute an der Uni; daher haben wir Essen zum Mitnehmen angeboten und dafür zunächst Bambus-Schälchen genutzt“, erläutert Heike Savelkouls-Diener, die beim Studentenwerk für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich ist. „Viele Kunden der Mensen haben von Anfang an mitgedacht und ihre persönliche Lunchbox fürs Essen mitgebracht“, erinnert sie sich. Dennoch seien viel zu viele Einwegverpackungen angefallen, „deswegen haben wir uns nach einem Mehrwegsystem zur Ausleihe umgeschaut.“ Die Wahl sei auf die Firma Relevo gefallen, ein junges Start-up aus München. Die Ausleihe der Essensboxen läuft über eine App, genutzt wird ein Geschirr aus Ornamin. „Der recycelbare Kunststoff wird in Deutschland hergestellt und ist unkaputtbar“, sagt Savelkouls-Diener, und falls doch etwas schadhaft sei, würden die Essensboxen über die Firma in den Recycling-Kreislauf zurückgeschickt.
Foto Savelkouls-Diener: Sascha KeßlerVon Anfang März bis Mitte Juli haben wir rund 50.000 Einwegverpackungen eingespart.
Heike Savelkouls-Diener
Die Saarbrücker Mensa hat das Ausleihsystem für den „To-go“-Modus zum 1. März 2021 eingeführt. Die bisherige Bilanz kann sich sehen lassen: „Bis Mitte Juli haben wir rund 50.000 Einwegverpackungen eingespart. Das sind rund 550 Verpackungen pro Tag – weit mehr als die Hälfte der derzeit ausgegebenen Essen“, rechnet Heike Savelkouls-Diener vor. „Die meisten unserer Mensa-Gäste haben das Mehrwegsystem dankbar und reibungslos angenommen, sie beurteilen es als ‚einfach und praktisch‘.“ Vom Ausleihsystem überzeugt ist auch der Doktorand Christian Witte, der mit seinen leeren Lunchboxen auf dem Weg zur Mensa ist. „Ich bin ein großer Freund von Nachhaltigkeit. Das ist eine sehr gute Aktion, und ich nutze das System jeden Tag“, berichtet der junge Mann.
Gerhild SieberIch mache das, weil es nichts extra kostet
Rouven Schneider, Masterstudent im Fach Materialwissenschaft
Wer das Mehrweggeschirr ausleihen möchte, lädt die kostenlose App herunter, lässt sein Mittagessen in die runden Lunchboxen füllen und scannt anschließend den QR-Code auf den befüllten Gefäßen. Diese sollten innerhalb von 14 Tagen an der Rückgabestation in der Mensa abgegeben werden. „Auf seinem Konto kann man auf einen Blick sehen, wie viele Einwegverpackungen man eingespart hat“, freut sich Heike Savelkouls-Diener. Das Geschirr lässt sich auch käuflich erwerben, man kann dann immer sein eigenes mitbringen. „Das gekaufte Geschirr ist an der mintgrünen Farbe zu erkennen.“ Die Ausleihe des Mehrweggeschirrs nutzt auch Rouven Schneider: „Ich mache das, weil es nichts extra kostet“, erklärt der Masterstudent im Fach Materialwissenschaft. Wer weder die eigene Lunchbox mitbringen, noch am Ausleih-System teilnehmen möchte, kann ebenfalls Essen „to go“ kaufen – „allerdings werden pro Einwegverpackung 50 Cent fällig“, erläutert Heike Savelkouls-Diener. Gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Mensa arbeitet sie bereits an weiteren Nachhaltigkeits-Ideen. „Wir haben ein junges Mensa-Team, dem es Spaß macht, neue Dinge auszuprobieren“, freut sie sich.
Das Erfolgsmodell wird inzwischen auch in der Mensa in Homburg und in den Mensen der HTW umgesetzt. Finanziert wird es vom Studentenwerk: Dieses zahlt jeweils 20 Cent für die Benutzung einer großen Box und jeweils 10 Cent für alle kleinen Behälter an die Verleihfirma. Während einer dreimonatigen Testphase im Frühjahr 2021 wurde die Finanzierung vom Saarländischen Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz übernommen.
Mehr Infos unter www.studentenwerk-saarland.de und unter www.gorelevo.de
Das Studentenwerk im Saarland e.V. hat im vergangenen Jahr den Ernährungspreis des Saarlandes gewonnen, der 2020 von der IKK Südwest und dem Ministerium für Umwelt und Verbraucherschutz erstmals ausgelobt wurde. In diesem Jahr wird das Studentenwerk Mitglied der Jury sein.
Weitere Infos finden Sie hier.
- Bilder Gerhild Sieber Gerhild Sieber Gerhild Sieber Gerhild Sieber Gerhild Sieber Foto Savelkouls-Diener: Sascha Keßler