
Student entwickelt Assistenzsysteme für den Alltag
Wozu Mathematikkenntnisse hilfreich sind, wurde Maximilian Altmeyer erst über einen Umweg klar. Am Albert-Einstein-Gymnasium in Völklingen konnte er in der Mittelstufe Informatik als Hauptfach belegen. „Dort habe ich plötzlich verstanden, wofür man komplizierte Rechenverfahren und logisches Denken braucht. Von da an hat mir auch die Mathematik viel Spaß gemacht, was jetzt auch im Studium von Vorteil ist“, sagt der heute 24-Jährige. Er legt demnächst seinen Master im Studiengang Medieninformatik an der Saar-Uni ab. Schon während der Schulzeit gründete er eine Firma für Webdesign, mit der er sein Studium finanzierte. „Nur Webseiten zu programmieren, reichte mir aber nicht aus. Bei meinem Zivildienst in einer Behindertenwerkstatt wurde mir klar, dass ich Technologien entwickeln möchte, die Menschen im Alltag helfen“, erklärt Maximilian Altmeyer.
Der Studiengang Medieninformatik, der von der Saar-Uni gemeinsam mit der Hochschule für Bildende Künste Saar seit 2010 angeboten wird, kam da gerade richtig. „Dieses Studienfach ist interdisziplinär ausgelegt. Man lernt nicht nur die Grundlagen der Informationstechnologie kennen, sondern beschäftigt sich auch mit Kommunikationsdesign und psychologischen Aspekten der digitalen Medien“, erläutert Altmeyer. Schon im Bachelorstudium werden praxisnahe Projekte in kleinen Teams bearbeitet, meist gemischt aus beiden Hochschulen. „Diese Nähe zur kreativen Szene hat zum Ruf der Medieninformatik beigetragen, sie sei nur eine Bindestrich-Informatik, also viel leichter als ein reines Informatik-Studium. Das ist aber ein großer Irrtum“, betont Maximilian Altmeyer. In den ersten vier Semestern musste er sich wie jeder andere Informatikstudent durch die Mathematik, die Grundlagen der Programmierung und die theoretische Informatik „durchbeißen“.
Viele denken beim Thema Medien nur an Journalismus und glauben, dass sie in der Medieninformatik ein bisschen Photoshop und Webdesign lernen.
Maximilian Altmeyer
Mit einem weiteren Vorurteil räumt der Masterstudent auch gleich auf: „Viele denken beim Thema Medien nur an Journalismus und glauben, dass sie in der Medieninformatik ein bisschen Photoshop und Webdesign lernen. Damit unterschätzten sie die Herausforderungen dieses Uni-Studiums“, hat Altmeyer beobachtet. Er definiert Medien als digitale Mittler, über die Menschen mit Maschinen interagieren, zum Beispiel durch eine Gestensteuerung oder die Analyse von Augenbewegungen. Um solche Techniken zu entwickeln, nutzen die Medieninformatik-Studenten die lizenzfreie Plattform Arduino, mit der man anspruchsvolle Minigeräte zusammenbauen und programmieren kann. „Gemeinsam mit zwei weiteren Studenten habe ich im Rahmen eines Seminars einen Untersetzer für ein Wasserglas entworfen. Dieser erfasst automatisch, wieviel Flüssigkeit man täglich aufnimmt. Das haben wir mit einer App kombiniert: Trinkt man genug Wasser, schwimmt am Display ein Fisch im Aquarium herum und bekommt spaßige Accessoires“, erklärt der Student.
In seiner Masterarbeit geht es jetzt um eine Art „Digitales Haushaltsbuch“, das über eine App alle Kassenzettel automatisch erfasst und kategorisiert. „Wir verwenden dabei die weiteren Eingaben der Nutzer, um verschiedene Verfahren der künstlichen Intelligenz zu verbessern“, erklärt Altmeyer, der von Professor Antonio Krüger betreut wird. Dieser befasst sich am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz mit dem Supermarkt der Zukunft. „Meine Ergebnisse durfte ich bereits auf einer wissenschaftlichen Konferenz in San Francisco vorstellen, was mich sehr beeindruckt hat. Es hat mich auch darin bestärkt, erst einmal hier am DFKI weiter zu forschen“, sagt Maximilian Altmeyer. Um seine Berufsaussichten auch jenseits der Forschung macht er sich keine Sorgen.
Die Medieninformatik verbindet Inhalte aus dem klassischen Informatikstudium mit den künstlerischen Aspekten der Mediengestaltung und den Erkenntnissen aus der Wahrnehmungspsychologie. Medieninformatiker müssen daher die theoretischen und praktischen Grundlagen der Informatik beherrschen. Sie beschäftigen sich aber auch mit den gestalterischen und sozialen Fragen der digitalen Medien und untersuchen, wie man die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine verbessern kann.
Infos zum Studium der Medieninformatik
- Bilder Oliver Dietze