
Die Studenten Hannah Stein und Mirco Pyrtek (l.) vernetzen eine Fülle von Daten rund um die Kartoffelproduktion.
Schon im Studium forschen
Clevere Landwirtschaft ist das Forschungsfeld von Hannah Stein. „Smart Farming“ heißt eines der Projekte, an dem sie beteiligt ist. Die 22-Jährige forscht am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) bei Professor Wolfgang Maaß, der an der Uni Wirtschaftsinformatik lehrt. Sie arbeitet mit daran, die Kartoffelproduktion vom Feld bis zum fertigen Produkt zu optimieren, damit Bauern ihre Ernte und Erträge verbessern und Chips-Hersteller optimal planen können. Im Juni präsentierte sie das Forschungsprojekt zusammen mit Professor Maaß auf der Computermesse Cebit – wie schon im vergangenen Jahr. Die Messeauftritte organisierte die Studentin mit – auch den für die diesjährige Hannover Messe. Sie studiert im zweiten Master-Semester Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Informationsmanagement. – Doch … Moment mal: Noch studieren und schon so forschen? Geht das?
Was auf den ersten Blick verwundern mag, ist an der Saar-Uni gang und gäbe. Schon im Bachelor-Studium können Studenten hier forschen und Praxiserfahrung jenseits von Vorlesung und Bibliothek sammeln. Die Wege dazu sind vielfältig. Viele Fächer bieten kleine Forschungsprojekte an, die Studenten im Team bearbeiten können. Auch an aktuellen Projekten an den Lehrstühlen können sie mitwirken. Forschungs- und Industriepartner bieten Möglichkeiten wie auch die vielen Institute auf dem Campus und in seinem Dunstkreis.
Die Zeit ist gut investiert. Ich lerne viel dazu und kann das Gelernte direkt umsetzen.
Mirco Pyrtek
Wie oft im Leben verselbständigt sich die Sache, hat man erstmal den Fuß in der Tür: So auch bei Mirco Pyrtek. Der Forscherkollege von Hannah Stein studiert Wirtschaftsinformatik im zweiten Master-Semester. „Ich habe im Bachelor-Studium als Hilfskraft angefangen. Nach einer Vorlesung über Webtechnologien fragte mich Professor Maaß, ob ich Lust habe, am Lehrstuhl zu arbeiten. Heute habe ich neben dem Studium eine halbe Stelle am DFKI“, erzählt der Student. Uni-Professor Maaß leitet am DFKI zugleich die Forschergruppe „Smart Service Engineering“. Hier forscht Mirco Pyrtek an neuen Webarchitekturen: daran, dass alles, wofür man heute Speicherplatz auf fremden Servern braucht, irgendwann ohne Datenübertragung auf dem eigenen Computer oder Smartphone möglich ist. Auch am Kartoffelprojekt ist er beteiligt: Er hilft, eine Fülle von Informationen zu vernetzen, um den Weg der Knolle vom Feld bis in die Chipstüte transparent zu machen - so auch Zahl und Heftigkeit der Stöße, die die Kartoffel bei der Ernte einsteckt. „Hierzu lassen wir eine schmerzempfindliche künstliche Knolle miternten“, erklärt er. Sie nimmt denselben Weg durch die Erntemaschinerie wie ihr echtes Pendant und erfasst mit Sensoren Stöße und Rotationen.
„Wir erforschen im gesamten Prozess der Kartoffelproduktion, welche Daten anfallen, aus denen wir Schlüsse ziehen und Prognosen erstellen können. So können wir vieles hochrechnen. Wenn zum Beispiel der Landwirt sofort erfährt, dass die Kartoffeln zu viele Schläge einstecken, kann er reagieren und die Erntemaschine langsamer fahren“, erklärt Hannah Stein. Sie ist über ein Praktikum bei Professor Maaß eingestiegen: „Ich habe mich über den Lehrstuhl informiert. Die Vielfalt der Projekte hat mir gefallen, da habe ich mich initiativ beworben“, sagt sie. Danach wurde sie Hilfskraft und jetzt ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Unser Lehrstuhl sowie die anderen in der Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und bestimmt auch sonst an der Uni sind da sehr offen.
Der Tipp von Hannah Stein für Studentinnen und Studenten: Sich initiativ auf ein Praktikum bewerben!
Forschen und studieren kann auch anstrengend sein. „Es ist schon anspruchsvoll,“ sagt Mirco Pyrtek. Aber es lohnt sich: „Die Zeit ist gut investiert. Ich lerne viel dazu und kann das Gelernte direkt umsetzen“, sagt er. „Ich kann mich selbst besser organisieren und auch besser einschätzen. Zudem habe ich gelernt, Kritik anzunehmen und aufzuarbeiten. Das wird mir für später viel bringen“, ist sich Hannah Stein sicher. Auch die Messen sind eine Bereicherung. „Man lernt viele Leute aus aller Welt kennen“ sagt Mirco Pyrtek, der gerade auf der Hannover Messe war. Auf der letzten Cebit lernte Hannah Stein die Bundesforschungsministerin und den Telekom-Chef am Stand kennen. „Professor Maaß hat Ihnen unser Projekt vorgestellt. Dabei sein zu können, ist schon super“, erzählt sie. „Ich kann jedem empfehlen, früh als Hilfskraft oder Werksstudent einzusteigen. Viele haben sowieso einen Nebenjob neben dem Studium, da bietet es sich an, etwas zu machen, das zum Studium passt“, sagt Mirco Pyrtek. Der Tipp von Hannah Stein: „Sich initiativ auf ein Praktikum zu bewerben. Unser Lehrstuhl sowie die anderen in der Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und bestimmt auch sonst an der Uni sind da sehr offen.“
- Bilder Titelfoto: Oliver Dietze