Ida Scharhag studiert gerne in Saarbrücken. Auch fürs Rechtsreferendariat möchte sie im Saarland bleiben.
Recht vielfältig: Jura-Studium an der Saar-Uni
Schon als Schülerin wollte Ida Scharhag Jura studieren – die Entscheidung, dafür aus dem Nordschwarzwald nach Saarbrücken zu kommen, traf sie erst später. „Meine Wahl fiel vor allem deswegen auf die Universität des Saarlandes, weil es hier in der Rechtswissenschaft von Anfang an Leistungskontrollklausuren gibt – und das war für mich gut so“, sagt die 25-Jährige. Das bedeute zwar, dass man vom ersten Semester an viel lernen müsse. Das habe aber Vorteile: „Man weiß immer, wo man steht.“ Bekannt ist dieses Konzept mit den vorlesungsbegleitenden Abschlussklausuren als „Saarbrücker-Jura-Modell“. „Mich hat außerdem gereizt, dass die Saar-Uni so viele Schwerpunktbereiche anbietet, aus denen man wählen kann. Auch die Nähe zu Frankreich und den Campus finde ich toll“, erzählt die Studentin, die sich derzeit auf das Erste Staatsexamen vorbereitet.
Der Stoff für die Pflichtfächer dieser ersten juristischen Prüfung wird in den ersten drei Studienjahren vermittelt: „Man besucht die Vorlesungen und Übungen in den großen Rechtsgebieten, also Bürgerliches Recht, Strafrecht und Öffentliches Recht“, erläutert Ida Scharhag. Während des Semesters wird der Stoff in Klausuren abgefragt, und in den vorlesungsfreien Zeiten schreibt man Hausarbeiten. Um das Wissen zu vertiefen, gibt es vom ersten Semester an verpflichtende Arbeitsgemeinschaften, „AGs“ genannt. Außerdem kann man freiwillig an Tutorien teilnehmen, die von wissenschaftlichen Mitarbeitern gehalten werden. „Da herrscht eine sehr gute Lernatmosphäre“, lobt die Jura-Studentin.
Zur Vorbereitung auf das Erste Staatsexamen gibt es ab dem vierten Studienjahr sogenannte Repetitorien: Kurse und Crashkurse mit „Lernklausuren“, die immer samstagvormittags stattfinden. „Daran teilzunehmen ist sinnvoll, weil man sein Wissen überprüfen kann und beispielsweise erfährt, was es heißt, eine fünfstündige Klausur zu schreiben“, sagt Ida Scharhag. Demnächst will sie ihre staatliche Pflichtfachprüfung ablegen. Diese besteht aus sechs schriftlichen Klausuren sowie einer mündlichen Prüfung, die Ergebnisse gehen zu 70 Prozent in die Staatsexamensnote ein.
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Es gibt hier viele Rechtsfächer im Europäischen und Internationalen Recht – unter anderem Europarecht und Menschenrechtsschutz, aber auch IT-Recht und Rechtsinformatik.
Ida Scharhag
Neben dem Pflichtbereich beinhaltet des Jura-Studium einen Schwerpunktbereich. „Hier kann man sich seinen Neigungen entsprechend spezialisieren“, sagt Ida Scharhag. Die Auswahl an möglichen Schwerpunktfächern sei an der Saar-Uni besonders groß. „Es gibt hier viele Rechtsfächer im Europäischen und Internationalen Recht – unter anderem Europarecht und Menschenrechtsschutz, aber auch IT-Recht und Rechtsinformatik.“ Ida Scharhag hat die Prüfungen im Schwerpunktbereich, die zu 30 Prozent in die Examensnote eingehen, bereits abgelegt. „Ich habe mich für Deutsches und Europäisches Privatversicherungsrecht entschieden; das ist total interessant, weil es für ganz viele Lebensbereiche relevant ist“, erzählt sie begeistert. „Versicherungsrecht betrifft jeden von uns, beispielsweise beim Reisegepäck, bei Berufsunfähigkeit oder bei Wasserschaden im Haus. Dann muss geklärt werden, wo Haftungen relevant werden und wie man Ansprüche geltend machen kann.“ Das gelte auch für Unternehmen, wo beispielsweise Betriebshaftpflichtversicherungen – und aktuell sogenannte Cyber-Versicherungen – stark nachgefragt sind. Vertiefen kann Ida Scharhag ihr Spezialgebiet als studentische Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Privatversicherungsrecht von Professorin Annemarie Matusche-Beckmann.
Überhaupt sei das Studium praxisnah, lobt die angehende Juristin. So können Studentinnen und Studenten mit dem Zertifikat „Schlüsselkompetenzen für Juristen“ über das juristische Fachwissen hinaus „Softskills“ für den Beruf erwerben. „Man lernt unter anderem, Gespräche mit Mandanten zu führen, oder auch ganz grundlegende Benimm-Regeln bei Gericht“, sagt Ida Scharhag. Ein Highlight ist das simulierte Gerichtsverfahren, bei dem jeder in eine bestimmte Rolle schlüpft und am eigenen Leib erfährt, wie es ist, Anwalt, Staatsanwalt, Richter, Zeuge oder Angeklagter zu sein.
Und was ist dran an dem Klischee, dass Juristen ständig in Bibliotheken sitzen, dicke Gesetzesbücher wälzen und alle Rechtsvorschriften auswendig kennen müssen? „Das ist so nicht richtig“, sagt Ida Scharhag. Im Studium werde vor allem das Handwerkszeug vermittelt, um Fälle anhand von Normen zu lösen. „Als Jurist prüft man, ob ein Sachverhalt zu einem Paragraphen passt und schreibt ein Gutachten dazu“, erklärt sie.
Wie das in der beruflichen Praxis abläuft, hat die Studentin während ihrer Praktika bei einem Anwalt und bei Gericht erfahren. „Beides hatte ich auch schon während meiner Schulzeit gemacht, damals wollte ich unbedingt Richterin werden“, erinnert sie sich. Im Moment weiß sie aber noch nicht sicher, wo es sie beruflich letztendlich hinzieht: „Als ‚Volljurist‘ kann man nach dem Zweiten Staatsexamen entweder Anwalt, Richter oder Staatsanwalt werden – aber auch darüber hinaus hat man extrem viele Möglichkeiten“, weiß Ida Scharhag. Zunächst gilt es für sie, ihr Studium mit dem Ersten Staatsexamen abzuschließen, dann folgt das zweijährige Rechtsreferendariat. Dass sie das im Saarland absolvieren möchte, ist für sie längst keine Kopfentscheidung mehr.
Als bundesweit erste Hochschule hat die Universität des Saarlandes ihre Juristenausbildung frühzeitig und grundlegend reformiert: Der erfolgreiche Abschluss nach dem „Saarbrücker Jura-Modell“ schafft beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch ein von Anfang an praxisnahes und gestrafftes Studium, das durch vorlesungsbegleitende Abschlussklausuren eine Fortschrittskontrolle vom ersten Semester an ermöglicht.
Die Universität des Saarlandes bietet als einzige Hochschule in Deutschland die Möglichkeit an, parallel zum deutschen Recht auch das französische Recht zu studieren und einen Bachelor-Abschluss der französischen Juristenausbildung zu erwerben – die „Licence de Droit“. [Mehr]
Über das Erasmus-Plus-Programm bietet die Saarbrücker Rechtswissenschaft Austauschprogramme mit 65 Unis weltweit an. Bei zwei Programmen kann man sogar einen Titel erwerben: beim trilateralen Studienprogramm für Euro-Juristen Lille/Warwick den Abschluss „Master2“ und in Kooperation mit der Universität Exeter einen „Master of Laws“. [Mehr]
Infos unter www.uni-saarland.de/auslandsbuero-jura und www.uni-saarland.de/io
Die Universität des Saarlandes liegt mitten im Dreieck der wichtigsten europäischen und deutschen Gerichte und Institutionen: Karlsruhe (Bundesverfassungsgericht, Bundesgerichtshof – Straßburg (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäisches Parlament) – Luxemburg (Gerichtshof der Europäischen Union). So gibt es viele Gelegenheiten, Exkursionen zu den Institutionen zu unternehmen; zudem ermöglicht die Lage, dass Rechtspraktiker aus solchen Institutionen die Lehre an der Fakultät bereichern.
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