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Björn Schümann studiert das französische und das deutsche Recht an der Saar-Uni.

„Licence de droit“

Juristisches Doppelstudium öffnet den Weg in eine internationale Karriere

Björn Schümann studiert gleich zwei Rechtssysteme – das deutsche und das französische. In Deutschland ist dieses Doppelstudium nur in Saarbrücken möglich: Der Studiengang „Droit“ an der Universität des Saarlandes führt in drei Jahren zum Bachelor-Abschluss der französischen Juristenausbildung. Diesen hat der Jura-Student bereits in der Tasche. Für seine Abschlussarbeit ist der 22-Jährige mit dem Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen Hochschule ausgezeichnet worden.
Von Gerhild Sieber • 13.02.2019

Ein Doppelstudium auf sich zu nehmen, davon eines in französischer Sprache, ist nicht jedermanns Sache. Björn Schümann hat es dennoch gewagt: Parallel zum klassischen Jura-Studium hat er an der Saar-Uni den Studiengang „Droit“ absolviert, der fundierte Kenntnisse im französischen Recht vermittelt. „Das bedeutet doppelt so viele Kurse und Prüfungen und ist sehr arbeitsintensiv“, sagt der 22-Jährige. Dennoch habe sich der Stress voll gelohnt: „Das Studium ermöglicht systematische Einblicke in ein neues Rechtssystem und öffnet mir den Weg zu einer internationalen Karriere.“

Björn Schümann ist zum Wintersemester 2015/16 aus Nordrhein-Westfalen eigens nach Saarbrücken gezogen, da der Studiengang „Droit“ nur am Centre juridique franco-allemand (CJFA) der Universität des Saarlandes angeboten wird. Das deutsch-französische Studium führt in drei Jahren zur „Licence de droit“, dem Bachelor-Abschluss der französischen Juristenausbildung. „Das erste Semester war sprachbedingt sehr schwierig, doch zum Glück habe ich nicht den Mut verloren“, erinnert sich der Student. Er sei zusätzlich dadurch motiviert worden, dass er schon früh als studentische Hilfskraft in der Verwaltung des Centre gearbeitet habe. Im zweiten Studienjahr sei das Studium in französischer Sprache für ihn dann schon deutlich einfacher gewesen.

Am Centre juridique geht es sehr familiär zu. Die Dozenten sind immer für einen da.

Björn Schümann

Von Anfang an studieren Deutsche und Franzosen in einer deutsch-französischen Gruppe. „Man hilft sich gegenseitig – sowohl in fachlicher Hinsicht, als auch bei der Sprache“, erzählt Björn Schümann. „Im Jahrgang sind etwa 60 Studenten; da geht es sehr familiär zu, und es entwickeln sich tiefe Freundschaften.“ Ein weiterer Vorteil sei, dass man am Centre einen engen Kontakt zu den französischen Professoren habe: „Die Dozenten sind immer für einen da.“ Lehrveranstaltungen und Prüfungen führen die französischen Hochschullehrer auf Französisch durch. „Die drei mündlichen Prüfungen im französischen Recht waren stressig, aber rückblickend nur positiv, da man die Angst vor dem Sprechen verliert – und das auch noch in einer fremden Sprache“, weiß der Student.

Nach zwei Studienjahren in Saarbrücken verbringen die Studenten das dritte Jahr an einer der Partnerhochschulen in Frankreich. Björn Schümann wechselte an die Université de Strasbourg, wo er einen Schwerpunkt im Völker- und Europarecht wählte. In Straßburg habe er außerdem einen tollen Einblick in die französische Kultur und das Leben in der Eurometropole bekommen, schwärmt er. Im Anschluss daran durfte er auch die Landeshauptstadt Frankreichs mit anderen Augen erkunden, als dies Touristen gewöhnlich vergönnt ist: Bei einem Praktikum in der Rechtsabteilung der Deutschen Botschaft in Paris beschäftigte sich der angehende Jurist mit rechtsvergleichenden Fragen. „Dort werden französische Sachverhalte für deutsche Ministerien aufbereitet; ich habe mich beispielsweise mit Unterschieden bei Asylverfahren in Deutschland und Frankreich befasst.“ Zudem hat er untersucht, wie sich die Musterfeststellungsklage, die es in Frankreich schon länger gibt, dort bewährt hat.

„Es ist ein großer Vorteil, wenn man das deutsche und französische Recht systematisch kennenlernt, denn durch die unmittelbare Rechtsvergleichung lernt man das jeweilige System besser zu verstehen“, sagt der Student. Zudem hat er Unterschiede zwischen der deutschen und französischen Arbeitsweise festgestellt: Im Gegensatz zum deutschen Jura-Studium, in dem man konkrete Fälle löse, sei das französische Studium abstrakter. „Da geht es nicht um Fälle, sondern in erster Linie um die Argumentationsweise.“ So lerne man, strukturiert zu denken, was auch fürs deutsche Recht hilfreich sei.

Auf dem französischen und dem deutschen Recht fußen fast alle anderen Rechtssysteme in Kontinentaleuropa.

Björn Schümann

Sein „Droit“-Studium hat Björn Schümann im vergangenen Herbst erfolgreich beendet – sogar mit Auszeichnung: Für seine Abschlussarbeit zu einem europäischen Rechtsthema (siehe Infokasten) hat er im Januar 2019 den Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen Hochschule erhalten. Derzeit konzentriert er sich auf sein drittes Studienjahr im deutschen Recht. Neben dem Jura-Studium arbeitet er als wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Europarecht und Völkerrecht von Professor Marc Bungenberg.

Durch das Studium am Centre juridique der Universität fühlt sich der junge Mann optimal auf eine internationale Karriere vorbereitet: „Auf dem französischen und dem deutschen Recht fußen fast alle anderen Rechtssysteme in Kontinentaleuropa. Wer das Doppelstudium absolviert, beherrscht zudem beide Sprachen und kennt sich mit den kulturellen Besonderheiten des Nachbarlandes aus“, sagt der angehende Jurist. Seine Karrierewünsche stehen fest: „Ich möchte in einem multikulturellen Tätigkeitsfeld arbeiten, etwa im Auswärtigen Amt oder bei den Europäischen Institutionen“, sagt Björn Schümann.

 

DFH-Exzellenzpreis

Für seine Abschlussarbeit im Studiengang „Droit“ ist Björn Schümann mit dem Exzellenzpreis der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) ausgezeichnet worden. Die DFH würdigt damit Studienabsolventen mit hervorragenden bi- oder trinationalen Studienabschlüssen. In diesem Jahr wurden im Januar insgesamt elf Exzellenzpreise in der Französischen Botschaft in Berlin vergeben; sie sind mit jeweils 1.500 Euro dotiert. Förderer des DFH-Preises von Björn Schümann ist die Deutsch-Französische Juristenvereinigung.

In seiner Arbeit hat Björn Schümann untersucht, mit welchen Strategien die Europäische Union ihre Mitgliedsstaaten dazu anhalten kann, behinderten Menschen den gleichen Zugang zum Arbeitsmarkt zu verschaffen wie Nicht-Behinderten. „Die EU und der Europarat engagieren sich seit Jahrzehnten für die Verbesserung der Situation behinderter Menschen. Doch sie werden oft von zögerlichen Nationalstaaten gebremst, die unverhältnismäßig hohe Kosten oder Unannehmlichkeiten für die Arbeitgeber fürchten“, sagt Schümann. Dennoch habe die EU seit 1960 mithilfe zahlreicher Strategien in dieser Richtung schon viel erreicht.

© Jacek Ruta/DFH-UFA

Preisverleihung am 24. Januar 2019 in der Französischen Botschaft in Berlin.
Foto: (v.l.): David Capitant, Präsident der DFH, Heiner Baab, 2. Vorsitzender der Deutsch-Französischen Juristenvereinigung, Ann-Kristin Mayrhofer, Rudolf Herrmann von der Deutsch-Französischen Juristenvereinigung, Björn Schümann, Olivier Mentz, Vize-Präsident der DFH.

Das Centre juridique franco-allemand (CJFA)

Der binationale Studiengang „Droit“ vermittelt die Grundlagen des französischen Rechts und führt in drei Jahren zum Bachelor-Abschluss („Licence de Droit“). Der Studiengang wird von der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH) gefördert. Daher erhalten die Studenten während ihres Auslandsaufenthaltes eine finanzielle Unterstützung.

Das Centre juridique franco-allemand (CJFA) gehört zur Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität des Saarlandes. Seit über 60 Jahren bildet es deutsche und französische Juristinnen und Juristen aus. Das CJFA ist die einzige Einrichtung weltweit, die außerhalb Frankreichs französische Abschlüsse im französischen Recht verleihen kann.
 

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