
Michelle Schwarz studiert Mathe und Physik auf Lehramt und ist darüber hinaus auch ehrenamtlich sehr aktiv.
„Die Schüler sollen selbst erleben, wie Mathematik und Physik funktionieren“
Es ist wie bei der „Sendung mit der Maus“, wenn etwas scheinbar Paradoxes erklärt wird: „Klingt komisch, ist aber so.“ Das könnte auch für die Studienentscheidung von Michelle Schwarz aus Niederlinxweiler gelten. Sie ist Lehramtsstudentin für Mathematik und Physik – und zwar auch deshalb, weil sie jahrelang Leistungssport betrieben hat. Als Schwimmerin, die in der Jugend zu den besten in Deutschland gehört hat, trainiert sie auch Kinder und hat dabei festgestellt: „Es macht mir Spaß, mein Wissen weiterzugeben.“ Das gilt nicht nur für den Sport. Auch Mathematik und Physik sind der jungen Frau stets leicht von der Hand gegangen und sie hat ihr Wissen geteilt. „In der Schule habe ich denen, die Mathe und Physik nicht so gut verstanden haben, gerne weitergeholfen.“
Dabei lag es vordergründig auf der Hand, Sportlehrerin zu werden. Als deutsche Jugend-Vizemeisterin über 200 Meter Schmetterling und zweifache deutsche Jugend-Mannschaftsmeisterin kann man durchaus davon ausgehen, dass Michelle Schwarz eine sehr kompetente Sportlehrerin geworden wäre. Mathe und Physik erschienen der 22-Jährigen dennoch sinnvoller. Denn: Es gibt sportliche Kinder. Und es gibt unsportliche Kinder. Aus letzteren werden auch mit der besten Lehrerin keine Sportskanonen. Aber wenn jemand Mathe oder Physik nicht so gut versteht: „Da kann ich viel mehr bewirken“, begründet die Studentin ihre Entscheidung.
Neben den harten Inhalten wie Lineare Algebra, Mechanik und Quantenphysik begeistert Michelle Schwarz vor allem die Didaktik der Fächer, also, wie sie ihr Wissen tatsächlich an die Schülerinnen und Schüler vermitteln kann. „Für mich ist es ja klar, warum der Apfel vom Baum herunterfällt und nicht nach oben“, sagt sie. Für ihre Schülerinnen und Schüler sind die Gesetze der Gravitation aber meist Neuland, das es möglichst plastisch zu kartografieren gilt, um im Bild zu bleiben. „Die Schüler sollen vor allem selbst erleben, wie Mathematik und Physik funktionieren“, erklärt Michelle Schwarz, die inzwischen im siebten Semester ist und – wenn alles klappt – im Wintersemester 2020/21 ihre Staatsexamensarbeit abgeben will. „Im Schulpraktikum konnten die Schüler beispielsweise mit einem Mikroskop experimentieren. Dann haben sie ganz konkret gelernt ‚Aha, wenn ich die Linsen so gegeneinander verschiebe, wird das Objekt scharf‘. Das reine Entdecken machen die also von ganz alleine“, resümiert die angehende Lehrerin. Die Gesetze der Optik erklärt sie dann quasi nebenbei.
In der Schule hatte ich selbst nur Physik-Lehrer, es gab keine Lehrerinnen. Ich denke, viele Mädchen gehen vielleicht davon aus, dass das nur Männersache ist.
Michelle Schwarz, angehende Physik- und Mathematiklehrerin
Ein wenig spekuliert sie auch darauf, dass sie als junge Lehrerin eine Vorreiterin sein kann. „In der Schule hatte ich selbst nur Physik-Lehrer, es gab keine Lehrerinnen. Ich denke, viele Mädchen gehen vielleicht davon aus, dass das nur Männersache ist“, schlussfolgert die Studentin, die in ihrer Schulzeit das Gymnasium Ottweiler besuchte. „Womöglich kann ich die Schülerinnen später auch für Mathe und Physik begeistern, wenn ich als Lehrerin vor ihnen stehe“, hofft Michelle Schwarz, die feststellt, dass an der Uni die Welt ein bisschen anders ist als noch in der Schule: „In den Grundlagen-Fächern ist der überwiegende Teil der Vorlesungsteilnehmer zwar noch männlich. Aber in den didaktischen Vorlesungen für Mathe und Physik gibt es schon sehr viele Frauen, zum Teil mehr als Männer“, hat sie beobachtet.
Ihr selbst hat das UniCamp für Schülerinnen sehr geholfen, das die Universität des Saarlandes seit mehr als zehn Jahren anbietet. Dabei haben Schülerinnen der Mittelstufe die Möglichkeit, eine Woche lang Naturwissenschaften und Technikfächer an der Saar-Uni kennenzulernen. Michelle Schwarz hat im Jahr 2013 selbst daran teilgenommen und sich anschließend auch fürs Probestudium in Physik angemeldet (Alle Schülerangebote unter www.uni-saarland.de/schueler). „Für mich war daher immer klar, dass ich etwas mit Mathe studieren möchte.“
Klingt logisch, ist auch so.
Michelle Schwarz, 22, stammt aus Niederlinxweiler. Neben ihrem Studium ist sie als Schwimmtrainerin beim SC Heuler in St. Wendel aktiv, schreibt im Redaktionsteam der Langlaufgemeinschaft Wustweiler Berichte fürs Internet und ist deswegen und wegen ihrer hervorragenden Studienleistungen – bisher hat sie jede Klausur im ersten Anlauf geschafft – Stipendiatin der Deutschen Telekom Stiftung, die mit dem FundaMINT-Programm speziell angehende Lehrerinnen und Lehrer des mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereichs unterstützt.
- Bilder Thorsten Mohr