Gerhild Sieber

Kerstin Lenhof studiert mit großer Begeisterung Bioinformatik an der Saar-Uni.

Lebenswissenschaften und Informatik

Bioinformatik - eine interdisziplinäre Wissenschaft

„In den Lebenswissenschaften forschen - mithilfe mathematischer Modelle am Computer“, so fasst Kerstin Lenhof zusammen, was für sie die Bioinformatik ausmacht. Die Saarländerin studiert im vierten Semester im Masterstudiengang Bioinformatik. Derzeit arbeitet sie im Zentrum für Bioinformatik an ihrer Masterarbeit.
Von Gerhild Sieber • 21.12.2017

„Bioinformatik ist genau das, was ich mir als Berufswunsch vorgestellt habe“, erzählt Kerstin Lenhof. Entspannt und fröhlich sitzt die 24-jährige Masterstudentin hinter ihrem Schreibtisch in der vierten Etage des Zentrums für Bioinformatik. Auch ihr Bachelorstudium hat sie schon hier absolviert. „Ich hatte mit Biologie angefangen – aber da hat mir was gefehlt“, erinnert sie sich. Also begann die Saarländerin, Informatik-Vorlesungen zu hören. Sie wollte in den Biowissenschaften forschen, aber nicht im Labor: „Und das ist es, was wir hier machen: Wir untersuchen komplexe biologische Datensätze mithilfe mathematischer Modelle am Computer. Von daher ist es das ideale Studium für mich.“

Die Bioinformatik spielt beispielsweise bei der Optimierung neuer Krebstherapien eine Rolle, ebenso in der Aids-Forschung oder in der Genetik. So wäre die Sequenzierung des menschlichen Genoms ohne Bioinformatik nicht denkbar gewesen. Das Studium umfasst sowohl biowissenschaftliche Inhalte als auch Informatik. „Im Bachelorstudiengang gehören in der Biologie vor allem die Molekularbiologie und die Genetik zu den Grundlagen. Wir beschäftigen uns aber auch mit Zellbiologie, Virologie, Biotechnologie und Pharmazie“, sagt Kerstin Lenhof. Darüber hinaus gebe es einen Anteil Chemie, und in einem Bio-Praktikum lerne man die Arbeitsschritte im Labor kennen. Allerdings überwiegt der Informatik-Anteil: Im ersten und zweiten Semester werden die Grundlagen der Mathematik und Informatik vermittelt, ab dem dritten Semester kommt die Bioinformatik hinzu: „Da geht es um die Frage, wie man Informatik und Biologie sinnvoll miteinander verbindet“, erklärt die junge Studentin.

Direkt nach dem Bachelorabschluss hat Kerstin Lenhof im Zentrum für Bioinformatik mit dem Masterstudium begonnen. Während im Bachelorstudiengang die Vorlesungen auf Deutsch gehalten werden, laufen die meisten Mastervorlesungen in englischer Sprache ab. „Durch die Wahl der Vorlesungen kann man sich in unterschiedliche Bioinformatik-Richtungen orientieren. Auch ein Schwerpunkt in Richtung Informatik kann gesetzt werden“, sagt die Studentin. Daneben steht ein vierwöchiges Biologie-Praktikum auf dem Lehrplan. Inzwischen ist es freiwillig, aber Kerstin Lenhof rät zur Teilnahme. „Dort bekommt man einen Einblick, wie Biowissenschaftler im Labor arbeiten und Probleme lösen, ihre Herangehensweise unterscheidet sich von der Arbeitsweise in der Informatik.“ Sie selber hat ihr Praktikum in Frankfurt absolviert und war beeindruckt, wie interdisziplinär dort gearbeitet wurde.

Im Masterstudiengang geht es recht familiär zu, und die Bioinformatik-Professoren kennen rasch alle Studenten.

Kerstin Lenhof

Hoch zufrieden ist die junge Studentin mit der Betreuung in Saarbrücken: „Im Masterstudiengang sind wir eine überschaubare Gruppe, da geht es recht familiär zu, und die Bioinformatik-Professoren kennen rasch alle Studenten.“ Dadurch habe man auch die Chance, sehr früh Kontakt zu den Professoren zu bekommen, sagt sie. Aufgrund ihrer exzellenten Noten ist dies Kerstin Lenhof schon nach dem ersten Semester im Bachelorstudiengang gelungen: Sie wurde in ein spezielles Förderprogramm für den Bioinformatik-Nachwuchs aufgenommen, bei dem man von einem Professor gezielt unterstützt wird. Und noch ein Plus habe es, am Zentrum für Bioinformatik zu studieren, sagt sie: „Mit etwas Glück kann man hier bereits früh eine Hiwi-Stelle annehmen.“ Und das bedeute, einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte zu bekommen.

Derzeit schreibt Kerstin Lenhof ihre Masterarbeit bei Professor Hans-Peter Lenhof (wobei die Namensgleichheit rein zufällig besteht). „Am Lehrstuhl wird unter anderem daran geforscht, welche Mechanismen für die Entstehung von Krebs verantwortlich sind“, erklärt die Studentin. Sie selber will in ihrer Abschlussarbeit mithilfe mathematischer und bioinformatischer Modelle Vorhersagen darüber treffen, ob ein Medikament wirksam ist oder nicht. Dabei arbeitet sie mit Laborergebnissen von Versuchsreihen, die beschreiben, welche Auswirkungen ein Medikament auf bestimmte Zellparameter hat. Ihr nächstes Ziel steht bereits fest: die Promotion. Und auch auf die Frage nach ihren beruflichen Plänen hat die junge Frau eine rasche Antwort parat: „Ich möchte gerne weiter an der Uni bleiben – forschend in der Bioinformatik“, sagt sie lächelnd.

Bioinformatik

Die Bioinformatik ist eine interdisziplinäre Wissenschaftsdisziplin mit Anteilen der Fächer Biologie und Informatik, aber auch Medizin, Chemie, Pharmazie, Physik und Mathematik. Sie nutzt Computer zur Forschung in den Lebenswissenschaften; Ziel ist es insbesondere, die dabei erzeugten komplexen Daten zu analysieren.

Das Zentrum für Bioinformatik gehört zu den führenden Standorten für Bioinformatik in Deutschland. Als  wissenschaftliche Einrichtung der Universität bildet es eine Brücke zwischen der herausragenden Saarbrücker Informatik und den Lebenswissenschaften an der Saar-Uni. Hier forschen und lehren etwa 30 Arbeitsgruppen aus der Informatik, Mathematik, Medizin, Pharmazie, Biologie, Biotechnologie und Chemie.  

Besonders talentierte und motivierte Bioinformatik-Studenten können ab Ende des ersten Semesters im Bachelorstudiengang in ein Förderprogramm aufgenommen werden. Dadurch erhalten sie eine individuelle Betreuung und werden auf ein Promotionsvorhaben vorbereitet.

Weitere Infos unter: www.zbi.uni-saarland.de/

 

 

 

Quellennachweis
  • Bilder
    Gerhild Sieber