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Ryan McMillan freut sich über die internationale Atmosphäre an der Uni.

Auslandspraktikum

Aus Massachusetts in die Saarbrücker Experimentalphysik

Ryan McMillan, Physikstudent aus den USA, ist im Sommer zum ersten Mal ins Ausland gereist: Im Juli und August hat er am Lehrstuhl für Experimentalphysik von Karin Jacobs ein Praktikum gemacht – und gemeinsam mit den Saarbrücker Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern experimentiert.
Von Gerhild Sieber • 10.10.2018

„Das internationale Gefühl an dieser Universität ist toll“, sagt Ryan McMillan in seinem fast akzentfreien Deutsch. Der 20-Jährige, der im US-Bundesstaat Massachusetts im fünften Semester Physik studiert, hat zwei Monate lang im Team von Professorin Karin Jacobs gearbeitet. Während dieser Zeit wohnte er in einem Studentenwohnheim auf dem Eschberg und teilte die Küche mit drei anderen Studenten aus China, Georgien und Deutschland. „Ich konnte hier fast ganz selbständig leben, das war eine neue Erfahrung – ebenso wie das gemeinsame Kochen“, erzählt er. In den USA sei das anders: „Die Studenten wohnen fast alle auf dem Campus, und es ist nicht üblich, sich selber zu kochen.“  

Dass sich der amerikanische Physik-Student ausgerechnet das Saarland als Ziel für seine erste Auslandsreise ausgesucht hat, liegt in erster Linie an den Projekten in der Saarbrücker Experimentalphysik – daneben aber auch an seinem Interesse an deutscher Kultur und Sprache: Mit 14 Jahren begann er an der Schule Deutsch zu lernen und macht damit auch am College weiter. „Als ich dann auf den Seiten des Deutschen Akademischen Austauschdiensts auf das ‚Rise-Programm‘ für Bachelorstudenten stieß, habe ich die Chance für einen Aufenthalt in Deutschland ergriffen“, sagt er.

An der Saar-Uni hat ihn der Forschungsschwerpunkt  von Karin Jacobs – so genannte weiche Materie – interessiert. Denn in diesem Forschungsfeld hat Ryan McMillan bereits an seiner Heimatuniversität, dem Amherst-College, gearbeitet. Dabei hat er den Mechanismus untersucht, mithilfe dessen sich der sechs Meter lange Gen-Strang der DNA so verkleinert, dass er in den winzigen Zellkern der Zelle hineinpasst. „Spezielle Eiweiße sitzen auf dem DNA-Strang; sie spielen eine entscheidende Rolle für die Komprimierung“, erzählt er.

Im Team von Karin Jacobs hat er an den Adhäsionskräften des Bakteriums Staphylococcus aureus an Zähnen geforscht – ein Thema, das in Saarbrücken im Rahmen des Sonderforschungsbereichs 1027 untersucht wird. „Ziel ist es herauszufinden, ob diese Bakterien stärker an den Zähnen haften, wenn sie mit Speichel benetzt sind“, erklärt der Physik-Student. Die Theorie sei, dass sich die Mundbakterien im Laufe der Evolution an die Proteine des Speichels angepasst haben. Allerdings seien die Messungen noch nicht ganz abgeschlossen. „Anschließend soll untersucht werden, welche Bestandteile des Speichels genau für die Haftungskräfte verantwortlich sind“, erläutert Ryan McMillan. Die Ergebnisse seien wichtig für Zahnärzte und für die Zahnpflege.

Es war eine sehr interessante Erfahrung, im Saarland zu sein, das in unmittelbarer Nähe zu so vielen anderen Ländern liegt.

Dass die Universität des Saarlandes so „moderne“ Fächer wie Biophysik oder Bioinformatik anbietet, findet der junge Mann aus den USA besonders „cool“. An seiner Heimatuniversität könne man nur traditionelle Fächer wie Physik oder Sprachen studieren. – Was hat ihm hier außerdem gefallen? „Es war eine sehr interessante Erfahrung, im Saarland zu sein, das in unmittelbarer Nähe zu so vielen anderen Ländern liegt.“ Er sei nach Frankreich und Belgien gereist – und nach Luxemburg, wo er an einer Führung durch den Palast des Großherzogs teilgenommen habe. „In Saarbrücken habe ich zweimal das Historische Museum besucht, und auch der Deutsch-Französische-Garten hat mir besonders gut gefallen“, sagt Ryan McMillan. Später möchte der 20-Jährige gerne wieder in Deutschland forschen – oder auch sonstwo im Ausland. Seine Erfahrungen in Saarbrücken haben ihn in diesem Wunsch bestärkt: „Die Menschen hier sind sehr freundlich, ich habe mich als Teil der Gesellschaft gefühlt“, resümiert der junge US-Amerikaner.

 

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