
Mit Abschlussurkunden auf der Bühne: Helen Schwarz, Fiona Sophie Schrader, Leonie Müller, Carl-Michel Reischel, Lena Milsch, v.l
Abschlussfeier in der Philosophischen Fakultät
„Die Veranstaltung wurde mit viel Mühe und Herz organisiert – trotz technischer Hürden. Ich habe mich sehr gefreut. Toll fand ich die musikalische Begleitung, die Aufmerksamkeiten auf den Tischen und die anschließenden Gespräche. Ohne Corona würde es sicherlich noch schöner werden.“ – So oder so ähnlich lauteten Feedbacks von Absolventinnen und Absolventen der Philosophischen Fakultät, die zum Abschluss ihres Studiums geehrt wurden.
Am 31. Juli fanden in der Uni-Aula gleich zwei hybride Urkundenüberreichungen der Philosophischen Fakultät statt. Angemeldet hatten sich mehr als 60 Absolventinnen und Absolventen, die im Sommersemester ihren Bachelor- oder Masterabschluss gemacht oder ihre Promotion in der Philosophischen Fakultät abgeschlossen haben. „2020 fiel die Feier wegen Corona ganz aus, was die Absolventinnen und Absolventen sehr schade fanden. In diesem Jahr haben wir die Urkundenüberreichungen daher erstmals in hybrider Form durchgeführt“, erläutert Studienkoordinatorin Rahel Stoike-Sy. Um die Teilnehmerzahlen möglichst niedrig zu halten und die Abstandsregeln einzuhalten, hat sie gemeinsam mit ihrem Team eine Vormittags- und eine Nachmittagsfeier auf die Beine gestellt. Dabei kam die Mehrzahl der Absolventinnen und Absolventen jeweils zum festlichen Event in die Aula, während einige wenige online dabei waren, und auch Angehörige und Freunde die Feiern live über die Plattform MS Teams verfolgen konnten. Das musikalische Begleitprogramm gestalteten Studenten der Hochschule für Musik am Flügel: Martina Rommel bei der ersten Feier und Samuel Waffels beim zweiten Event.
Porträt Oster-Stierle: Iris MaurerAuf jeden Fall konnte man sehen, dass die Geisteswissenschaften sehr interessante Berufschancen haben und wahrnehmen.
Prof. Patricia Oster-Stierle
„Vormittags wurden Absolventinnen und Absolventen verschiedenster Fachrichtungen geehrt – unter anderem aus der Germanistik, Philosophie, Anglistik und Computerlinguistik“, erzählt Stoike-Sy. Die zweite Feier habe den Studiengängen Deutsch-Französische Studien, Französische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation, Musikmanagement und Romanistik gegolten. Die Urkunden überreichte Dekan Prof. Augustin Speyer gemeinsam mit Prof. Patricia Oster-Stierle auf der Bühne. Beiden war es wichtig, die Absolventinnen und Absolventen hinsichtlich ihrer Studienschwerpunkte und Abschlussthemen anzusprechen. „Daraus ging hervor, wie vielseitig und interessant ihre Abschlussarbeiten waren“, berichtet Romanistik-Professorin Patricia Oster-Stierle. „Ganz besonders erfreulich war für mich, dass die Absolventinnen und Absolventen der Studiengänge Interkulturelle Kommunikation, Deutsch-Französische Studien und Musikmanagement inzwischen alle interessante Stellen gefunden haben. Die Bachelor-Kandidaten der anderen Studiengänge hatten fast alle ein Masterstudium im Blick. Auf jeden Fall konnte man sehen, dass die Geisteswissenschaften durchaus sehr interessante Berufschancen haben und wahrnehmen.“
Auf die Berufschancen der Absolventinnen und Absolventen bezog sich auch Geschichtsprofessorin Gabriele Clemens in ihrer Festrede: „Wahrscheinlich wurden nicht wenige von Ihnen von Eltern, Großeltern, Verwandten, Nachbarn, und Freunden gefragt, was sie denn da studieren und worauf es denn eigentlich hinauslaufen solle. Nach dem Motto: brotlose Kunst? Dazu möchte ich bemerken, dass Sie sich genau richtig entschieden haben, denn man wird nur in den Fächern gut, für die man brennt […].“ Zu den vielen nützlichen Dingen, die die Studierenden gelernt hätten, „gehören neben dem Wissen, das sie sich im Verlauf des Studiums aneigneten, vor allem die Soft Skills wie der Umgang mit komplexen Informationen, Kritikfähigkeit, Analysefähigkeit, Frustrationstoleranz, der Umgang mit Medien, Arbeits-Zeit-Management, die Fähigkeit zur formulieren und zu urteilen. […] Die Antwort auf die Frage, was Sie mit ihrem Abschluss anfangen können, lautet also: alles!“
Bernd Mueller PhotographyDenn immer dann, wenn nur eine Geschichte erzählt wird und wo immer es eine absolute, einfache Wahrheit zu geben scheint, da werden die Geistes- und Kulturwissenschaften gebraucht, um mal wieder an die Vielheit und Vieldeutigkeit der Welt zu erinnern.
Jun.-Prof. Jonas Nesselhauf in seiner Festrede
Festredner Jun.-Prof. Jonas Nesselhauf knüpfte an den Philosophen Odo Marquard an, der die große Bedeutung der Geistes- und Kulturwissenschaften gerade vor dem Hintergrund des schnellen technologischen Fortschritts betont: Sie könnten sensibilisieren (durch Kunst), bewahren (kulturelles Erbe) sowie Orientierung bieten (etwa durch ethische Einordnung von Verhaltensweisen). „Und damit fallen sie regelrecht aus der modernen Zeit heraus – denn sie sind unbequem und stellen Fragen, sie schauen in die Vergangenheit und reflektieren das dominante Fortschrittsnarrativ kritisch“. Seine Rede schloss mit folgenden Sätzen: „Wenn die Freiheit der Wissenschaft durch autoritäre Systeme gefährdet und wenn eine differenzierte Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe unbequem ist. In Zeiten, in denen Fremdheit und Diversität als Gefahr abgelehnt, und das Eigene nicht genug reflektiert wird. Und in Zeiten, in denen die mediale Aufmerksamkeitsspanne kaum noch über die 280 Twitter-Zeichen hinausreicht, in denen alternative ‚Wahrheiten‘ verbreitet und wissenschaftliche Fakten als ‚Fake News‘ abgetan werden. Denn immer dann, wenn nur eine Geschichte erzählt wird und wo immer es eine absolute, einfache Wahrheit zu geben scheint, da werden die Geistes- und Kulturwissenschaften gebraucht, um mal wieder an die Vielheit und Vieldeutigkeit der Welt zu erinnern.“
Höhepunkte der Feiern seien die Absolventen-Reden gewesen, resümiert Prof. Patricia Oster-Stierle. Beeindruckt hat sie besonders die Rede von Julia Brodt. Diese sei auf ihrem Berufsweg etliche Male gescheitert, habe aber durch ihre Beharrlichkeit dennoch ihren Traum erfüllen können. „Sie hat bei uns in der germanistischen Linguistik studiert – aber auch alle Möglichkeiten, sich weiterzubilden wahrgenommen – und jetzt hat sie eine fabelhaft laufende Online-Sprachenschule und lebt in Spanien am Meer.“
Von ihren Erfahrungen im und nach dem Studium berichtet auch die Alumna Fatma-Pia Hotait aus Saargemünd. Vor drei Jahren hat sie ihren Master im Studiengang „Deutsch-französische Studien: Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation“ abgeschlossen, arbeitet derzeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für französische Literatur im europäischen Kontext und schreibt parallel dazu ihre Doktorarbeit. Sie lobt insbesondere die französische Ausrichtung und die internationalen Schwerpunkte der Uni. Durch die Vielfalt im Lehrangebot habe sie viele Menschen kennengelernt und sich im Austausch mit anderen weiterentwickelt. „Nach vielen Erfahrungen, bei denen ich aufgrund meines Äußeren beurteilt wurde, danke ich dieser Universität dafür, dass sie uns immer als das wertschätzt, was wir sind.“
- Bilder Bernd Mueller Photography Bernd Mueller Photography Bernd Mueller Photography Bernd Mueller Photography Bernd Mueller Photography Porträt Oster-Stierle: Iris Maurer Bernd Mueller Photography