
Laura Aradilla Zapata in ihrem Labor an der Universität des Saarlandes, wo sie am Zellskelett forscht.
Endstation Saarland – zum Glück!
Es muss für eine gebürtige Niedersächsin überraschend gewirkt haben, gelten die Norddeutschen im Allgemeinen doch als zurückhaltende und eher nüchtern-pragmatische Zeitgenossen: Als Laura Aradilla Zapata mit Mann und Tochter ins Saarland gezogen ist, dauerte es nicht lange und die Nachbarn standen mit Blumen und Brot vor der Tür. „Das war sehr schön, so etwas ist mir bisher noch nirgendwo passiert“, erinnert sich die 33-jährige Juniorprofessorin an den Einzug im vergangenen Jahr. Dabei ist die junge Wissenschaftlerin schon ganz schön herumgekommen in Europa. Studium und Promotion führten die junge Frau aus der Lüneburger Heide unter anderem nach Göttingen, Bremen, Barcelona und Grenoble, um schließlich nach Saarbrücken zu kommen und – hoffentlich – auch heimisch zu werden.
So schön ein solcher Empfang ist, ist Laura Aradilla Zapata aber nicht wegen der Blumen und des Brotes ins Saarland gekommen, auch wenn es den Anfang in einer neuen Region viel leichter macht. Den Ausschlag gab natürlich die wissenschaftliche Realität: „2019 war ich auf der Zellphysik-Konferenz in Saarbrücken, die der Sonderforschungsbereich 1027 ausgerichtet hat; und später habe ich erfahren, dass hier eine Stelle ausgeschrieben wird, die haargenau auf mein Forschungsgebiet passt“, erinnert sie sich. Laura Aradilla Zapata fackelt nicht lange und bewirbt sich – ihre erste Bewerbung in der Postdoc-Phase überhaupt. Mit Erfolg. Dass sie so schnell nach ihrer Promotion eine Juniorprofessur erhalten würde, davon war sie selbst ein wenig überrascht. „Aber ich hatte gleich das Gefühl, dass ich sehr gut zu den Leuten hier passe.“
Denn ihr Spezialgebiet ist das Zellskelett, welches den Zellen im menschlichen Körper ihre Stabilität verleiht. Ein idealer Schwerpunkt für den Sonderforschungsbereich 1027 an der Universität des Saarlandes, der seit einem knappen Jahrzehnt die physikalischen Zusammenhänge im Körper untersucht und eines der absoluten Schwergewichte auf diesem Forschungsgebiet in Deutschland ist. „Mich interssiert vor allem, welche Wechselwirkungen es in diesem Zellskelett gibt und wie sie die Funktion der Zelle fördern oder eben hemmen können, wenn das Zellskelett nicht richtig funktioniert“, fasst sie zusammen. Eine ihrer jüngsten Veröffentlichungen beschäftigt sich zum Beispiel mit der Wechselwirkung zweier Proteinbestandteile des Zellskeletts, den so genannten Mikrotubuli und den Intermediärfilamenten. „Mikrotubili ähneln dabei eher starren Makkaroni-Röhren, Intermediärfilamente erinnern dagegen an wabbelige Spaghetti“, vergleicht sie die Bestandteile. „Lange Zeit hielt man die Intermediärfilamente im Zellskelett für nicht viel mehr als eine Art Sicherheitsgurt, der die Bestandteile des Skeletts zusammenhält“, erklärt Laura Aradilla Zapata weiter. Dabei gibt es zwischen beiden vielfältige Wechselwirkungen, wie sie und ihre Kollegen nun in „Nature Communications“ (https://www.nature.com/articles/s41467-021-23523-z) zeigen konnten. Im Bestreben der Universität, den lebenswissenschaftlichen Schwerpunkt erfolgreich in der Exzellenzinitiative einzubringen, passt Laura Aradilla Zapata also nicht nur sehr gut zu den hiesigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Universität passt umgekehrt auch sehr gut zu ihr.
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Das Saarland ist nicht unbedingt der Ort, an den man hin will, wenn man es nicht kennt. Aber wenn man mal hier ist, ist es wirklich super!
Laura Aradilla Zapata
Begünstigt wird die glückliche Fügung, dass Laura Aradilla Zapata, das Saarland und seine Universität sich getroffen haben, auch durch die große Anziehungskraft, die Frankreich auf die junge Naturwissenschaftlerin ausübt. „Das Saarland hat natürlich auch einen besonderen Reiz, weil Frankreich sehr nahe ist“, sagt sie, hat sie doch durch ihren Aufenthalt in Grenoble einen besonderen Bezug ins Nachbarland. „Die Nähe spürt man auch im Saarland. Hier ist alles etwas entspannter und lockerer als im Rest Deutschlands; eher wie in Frankreich oder Spanien“, weiß sie zu berichten. „Das merkt man nicht nur in der Nachbarschaft, sondern auch in der Kita an der Uni, in die unsere Tochter geht. Hier sind alle sehr flexibel, was es mir ermöglicht, auch mal ein bisschen länger im Büro zu bleiben, wenn es nötig ist. Sehr familienfreundlich!“ Für eine Karriere in der Wissenschaft, die selten mit einer „Nine-to-five“-Mentalität einhergeht, eine nicht zu vernachlässigende Sache.
Für Laura Aradilla Zapata steht nach vielen Erfahrungen im In- und Ausland fest: „Das Saarland ist nicht unbedingt der Ort, an den man hin will, wenn man es nicht kennt. Aber wenn man mal hier ist, ist es wirklich super!“ Viel besser als in dieser Feststellung kann man norddeutsche Nüchternheit und eine entspannte französisch-spanisch-saarländische Lebensart kaum zusammenfassen.
- Bilder Thorsten Mohr