Thorsten Mohr

Max Penth schaut selbstbewusst in seine Zukunft, die ihn vielleicht in die Sprachwissenschaft führen wird.

Sprachwissenschaft

Ein Erweckungserlebnis der englischen Art

Max Penth kam mit einem gesunden Selbstbewusstsein und der Gewissheit eines frischgebackenen Abiturienten an die Uni, nun aber wirklich alles zu können. Nach dem Start ins Englisch- und Französisch-Lehramtsstudium merkte er schnell, dass dies wohl doch nicht der Fall ist. Eine große Rolle dabei spielte das „Writing Center“, wo er englischsprachige Texte und Arbeiten auf Herz und Nieren prüfen ließ. Bei der Anlaufstelle für Studentinnen und Studenten wurde er auf den harten Boden der Tatsachen zurückgeholt. Was er sehr zu schätzen weiß.
Von Thorsten Mohr • 27.07.2021

„Ich kann ja alles.“ Dieser kurze Satz, so beschreibt es Max Penth selbst, fasst sein Selbstverständnis zusammen, mit dem er vor drei Jahren die Schule mit dem Abitur in der Tasche verließ und an die Uni kam, um Französisch und Englisch auf Lehramt zu studieren. Und wie der kleine Bengel, der sich rauflustig und voller Elan mit den Jungs aus der Oberstufe anlegt, holte er sich mit dieser Attitüde schnell eine blutige Nase – natürlich im übertragenen Sinne.

 

Da der 21-Jährige aus Hüttersdorf aber offenkundig mit der Gabe der Selbstreflexion gesegnet ist, nahm er die helfende Hand, die sich ihm entgegenstreckte, dankbar entgegen statt trotzig zu verharren. Diese Hand kam insbesondere von Danielle Kopf-Giammanco, die als Schreibberaterin am Writing Center der Fachrichtung Anglistik, Amerikanistik und Anglophone Kulturen beschäftigt ist. Auf Max Penths „Ich kann ja alles“ folgte ihr trockenes „Nein, kannst du nicht“. Wo bei den Schulhofjungs vielleicht an dieser Stelle die helfende Hand ausbleibt, wurde sie hier allerdings gereicht. „Aber ich zeige dir, wie es besser geht“, sei die Reaktion von Danielle Kopf-Giammanco gewesen, berichtet Max Penth.

 

„Das war vor zwei Jahren im Sommer. In einem Textkurs in Englisch wurde uns damals das Writing Center vorgestellt“, erklärt Max Penth. Warum nicht, dachte sich der Student und ließ sich zu einem Text beraten, den er im Seminar geschrieben hatte. Es war eine Offenbarung. „In der Schule hatte ich gelernt, möglichst komplex und hochtrabend zu formulieren. Aber so spricht kein normaler Engländer oder Amerikaner, die würden mich gar nicht verstehen“, lautet seine – damals niederschmetternde – Erkenntnis. „Danielle ist mit mir den Text durchgegangen, minutiös, und sie hat mir gezeigt, was ich alles falsch gemacht habe.“ Am Ende stand ein verständlicher Text und die Erkenntnis, das der bisherige Weg, die englische Sprache zu lernen und später auch zu lehren, eine Sackgasse war.

 

Ich kann es gar nicht mehr genau sagen, aber so zehn bis 15 Texte und Arbeiten habe ich wohl schon mithilfe des Writing Centers verbessern können.

Max Penth

 

Max Penth, inzwischen im sechsten Semester seines Studiums angekommen, nahm die Angebote des Writing Centers in der Folgezeit noch reichlich in Anspruch – und er tut es noch. „Ich kann es gar nicht mehr genau sagen, aber so zehn bis 15 Texte und Arbeiten habe ich wohl schon mithilfe des Writing Centers verbessern können“, bilanziert der 21-Jährige. Und den ein oder anderen nicht nur sprachlich. „Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Text über die Hip-Hop-Szene in England. Da sich Danielle hier auch inhaltlich bestens auskennt, konnte sie mir nicht nur sprachlich helfen. Sie hat mir hier auch viel inhaltlichen Input gegeben“, erzählt er über diese „Sternstunde“, wie er sagt. Auch als „Advocatus diaboli“ sei Danielle Kopf-Giammanco bisweilen aufgetreten. „Wenn ich in einem Essay zum Beispiel irgendwann betriebsblind geworden bin und ganz begeistert von meinen eigenen Argumenten, kam sie und hat mit Argumenten dagegengehalten, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte.“ Manche seiner Argumente seien in Wirklichkeit darüber hinaus gar keine gewesen, und er war dankbar dafür, dass Danielle Kopf-Giammanco ihm den Spiegel so brutal vors Gesicht gehalten hat. „Das hätte sich ansonsten sicher auch in der Note niedergeschlagen“, ist Max Penth sich sicher, und zwar nicht zum Besseren.

 

All diese Lektionen hat Max Penth verinnerlicht, man merkt es ihm an, wenn er von seinen Erfahrungen erzählt, erstaunlich selbstreflektiert für einen so jungen Mann. Ob ihm das später in seinem Job als Lehrer nützlich sein wird? „Nein“, sagt er. Wie bitte? „Ich will später unbedingt in die Sprachwissenschaft!“, sagt er mit einer Überzeugung, bei der alle Gegenargumente sinnlos erscheinen – der Advocatus diaboli hat hier keine Chance. „Forschen und Lehren, das wäre genau meins“, sagt er. Dabei spricht er im engeren Sinne von der Romanischen Sprachwissenschaft.

 

Seine Erfahrungen aus dem Writing Center wird er aber dennoch nicht missen wollen. Denn sie waren eine Art akademisches Erweckungserlebnis, die möglicherweise den Beginn einer wissenschaftlichen Karriere markiert haben. In zehn, 20 Jahren wird man es wissen.

 

 

Weitere Infos

Hier gibt's weitere Informationen über das Writing Center: https://www.uni-saarland.de/fachrichtung/anglistik/writing-center.html.

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