Thorsten Mohr

Frederic Folz mit einem Lichtschwert der neuesten Generation.

Studentischer Tüftler

Schwerter für die dunkle, helle und die fluoreszierende Seite der Macht

Der Physiker Frederic Folz baut Lichtschwerter à la „Star Wars“. Schwingt man eines, ertönen in Echtzeit Geräusche, als stünden sich Darth Vader und Luke Skywalker persönlich gegenüber. Knapp 300 LED-Leuchten in der „Klinge“ der neuesten Generation sorgen dabei für bis zu 1000 spektakuläre Lichteffekte. Einer der weltgrößten Hersteller von Lichtschwertern hat nun Interesse an der Technik geäußert. Gut möglich also, dass bald Sternenkrieger aus aller Welt mit saarländischen Lichtschwertern gegeneinander antreten.
Von Thorsten Mohr • 16.01.2020

Wäre Frederic Folz ein Teil des Star-Wars-Universums, hätte er keine Paraderolle als Luke Skywalker oder Darth Vader. Er würde irgendwo am Rande einer Szene  auftauchen, unbeachtet, als einer von vielen, die zum Beispiel den Hangar des Todessterns säumen, wenn der Imperator zur Stippvisite einfliegt. Und doch wäre er ein wichtiger, ja unverzichtbarer Teil, ohne den Luke Skywalker und sein Papa Darth Vader gleich wieder nach Hause fahren könnten, statt sich gegenseitig die Kutte vollzuhauen. Denn Frederic Folz baut die Ikone aller Star-Wars-Waffen: Lichtschwerter.

Ob sich der technische Leiter der Entwicklungsabteilung einer intergalaktischen Jedi-Waffe jedoch mit solch irdischen Problemen hätte herumschlagen müssen, wie sie Frederic Folz in den vergangenen anderthalb Jahren bewältigen musste, darf allerdings bezweifelt werden. „Ich habe gelegentlich schlechte Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit externer Mitarbeiter machen müssen“, erklärt der 25-Jährige, der nach Abgabe seiner Masterarbeit nun am Beginn seiner Promotion in theoretischer Physik steht. Ein Ingenieur, der ihn unterstützen sollte, lieferte ihm trotz mehrmonatigem Aufschub nicht wie vereinbart die Software für die Bewegungserkennung. Außerdem hat dieser auch noch teure Geräte einbehalten, die Frederic Folz ihm für die Entwicklungsarbeit überlassen hatte. „Allein diese Geschichte hat mich mehrere Monate gekostet“, erklärt der junge Physiker. Eigentlich hatte er damit gerechnet, mit der nunmehr zweiten Generation seines Lichtschwertes nach drei, vier Monaten Entwicklungsarbeit fertig zu sein. Letzten Endes wurden es rund anderthalb Jahre.

Dass es nun überhaupt geklappt hat, liegt an dem unerschütterlichen Willen von Frederic Folz, eine Lösung zu finden. Und die kam in Form der ganz und gar zuverlässigen und überdies auch noch saarländischen Firma Synergetik aus Schiffweiler daher. „Ich habe nach einem Ausweg gesucht, denn als Physiker konnte ich diese Ingenieursarbeit nicht alleine stemmen“, erklärt Folz. „Nach mehreren E-Mails mit Synergetik habe ich dann bemerkt, dass sie ja in Schiffweiler sitzen. Das habe ich vorher gar nicht gesehen“, erzählt er schmunzelnd. Die Zusammenarbeit hat sich also als Jackpot erwiesen, denn nun konnte er sogar vom heimischen Überherrn schnell Richtung Neunkirchen fahren, um mit den Ingenieuren direkt über das Projekt zu sprechen.

Heraus kam nun in diesen Tagen die zweite Generation seiner Platine, die Geräusche und Lichteffekte steuert. Bei der ersten Generation, die er 2016 entwickelt hatte, standen den Nutzern rund 500 verschiedene Licht-Einstellungen zur Verfügung. Mit der jetzigen können die irdischen Jedi-Ritter bis zu 1000 Lichteffekte erzeugen, die sie bequem per Handy-App einrichten können. Neu ist außerdem, dass nun das Licht nicht mehr von drei LEDs im Griff des Schwertes erzeugt wird, sondern von 288 einzeln ansteuerbaren Leuchtdioden, die entlang der Klinge sitzen. So kann das Schwert wie eine Flamme flackern, Blitz-Effekte erzeugen, wenn die Klinge einen Schlag wie im Kampf registriert oder wie Meereswellen umherwandern – und das in allen denkbaren Farbverläufen. „Diese 1000 Presets habe ich alle von Hand erstellt“, erläutert Frederic Folz diese Fleißarbeit.

 

Möglicherweise werden meine Platinen bald in tausenden Lichtschwertern rund um die Welt zum Einsatz kommen.

Frederic Folz

 

So viel Engagement sorgt in einer überschaubaren Szene wie den Lichtschwert-Herstellern natürlich für Aufsehen. „Einer der weltweit größten Hersteller ist an mich herangetreten“, sagt Frederic Folz. „Möglicherweise werden meine Platinen bald in tausenden Lichtschwertern rund um die Welt zum Einsatz kommen“, hofft der Physiker.

Spielzeuge sind die Lichtschwerter übrigens nicht. Wer denkt, die Teile kämen in Kinderzimmern zur Erheiterung von Zehnjährigen zum Einsatz, irrt gewaltig. Die schnell mehrere Hundert Euro teuren Liebhaberstücke werden unter anderem von – inzwischen kaufkräftigen – Fans der ersten Stunde und Sammlern gekauft. „Ich habe einen Kunden, der hat schon 90 Lichtschwerter in seiner Sammlung“, berichtet Folz beispielsweise. „Außerdem gibt es viele Leute, die tatsächlich damit kämpfen“, weiß er. In Nordamerika gibt es beispielsweise die „Saber League“, die „Säbel-Liga“ also, in der Star-Wars-Fans mit Lichtschwertern gegeneinander antreten. Und auch der französische Fechtverband hat Lichtschwert-Fechten als Teildisziplin inzwischen anerkannt. All das machen die robusten und hochwertigen Geräte mit, ohne Schaden zu nehmen.

Absatzmöglichkeiten gibt es für seine Platinen also zuhauf. Frederic Folz sieht das Lichtschwert-Projekt dennoch nicht als Standbein für seine Zukunft. Gerne will der Physiker, der während der mehrjährigen Entwicklungsarbeit sehr von seiner Professorin Giovanna Morigi mit vielen Freiheiten im Studium unterstützt wurde, auch nach der nun beginnenden Promotion die Wissenschaft nicht aus dem Auge verlieren. Projekte wie die Lichtschwerter made im Saarland machen ihm jedoch sehr viel Spaß, so dass er sich vorstellen kann, beide Welten miteinander zu vereinen. „Vielleicht ist es dann auch gar nicht so schlecht, wenn man, wie ich nun, auch mal schlechtere Erfahrungen gemacht hat. Dann weiß ich in der Zukunft, worauf ich achten muss, zum Beispiel, dass ich noch mehr auf die Auswahl der externen Mitarbeiter achte“, resümiert der Physiker. Ideen hat er genug. So hat er zum Beispiel für die Lade-Schnittstelle des Akkus eine neue Mikroelektronik entworfen, die natürlich auch in anderen Geräten als einem Nischenprodukt wie einem Lichtschwert zum Einsatz kommen könnte. Oder die Programmierung der LEDs: Diese könnte auch für Event-Beleuchtung, Lichtshows und andere Dinge verwendet werden. Möglichkeiten gibt es genug.

So viele, dass Frederic Folz zum Zeitpunkt des Gespräches über sein Projekt etwas verschmitzt zugeben muss, dass er noch gar keine Gelegenheit hatte, den neuesten und letzten Teil der Star-Wars-Saga im Kino anzuschauen. Die Fertigstellung der Lichtschwert-Technik war einfach zu zeitaufwändig. Er will es aber baldmöglichst nachholen. Hier hat er es wohl besser als sein fiktives Pendant im Star-Wars-Universum. Denn Kinos auf dem Todesstern hat bisher noch niemand entdecken können.

Weitere Informationen

Webseite von Frederic Folz' Unternehmen Sabertec: www.sabertec.net

Partnerfirma:
Synergetik Gesellschaft für Industriesensorik mbH
www.synergetik.de

Hersteller von Lichtschwertern in Deutschland:
Argentumsabers
www.argentumsabers.de

Lichtschwert-Demo
https://www.youtube.com/watch?v=3Ty_2Z7peD8

Hier sieht man einige Lichteffekte, die dank Frederic Folz' Platine erzeugt werden können.

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