Foto: Holzhauer KG

Unternehmer Wolfgang Holzhauer

Im Interview: Wolfgang Holzhauer

"Unternehmensbesuche sollten im Lehrplan fester Bestandteil sein"

Wolfgang Holzhauer ist saarländischer Unternehmer. Vor 30 Jahren gründete er die Holzhauer KG in Merzig, einen Fachgroßhandel für Gebäudetechnik mit heute sechs Tochterfirmen in Südwest-Deutschland und Luxemburg. Im Interview erklärt der Mittelständler wo er Wege sieht, Uni und Saar-Wirtschaft enger zu vernetzen.
Von Claudia Ehrlich • 20.11.2018

Sie fördern unsere Universität als Stifter der Universitätsgesellschaft. Warum ist die Universität Ihnen wichtig?

Wolfgang Holzhauer: Die Nähe der Wissenschaft zur Wirtschaft ist ein Standortvorteil. Daher ist die Universität für die Saar-Wirtschaft - und damit für das ganze Saarland - von allergrößter Bedeutung. Sie ist unverzichtbar. Die Universität zieht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit ihren Familien an, bildet hochqualifizierten Nachwuchs aus. Ihre Forschung führt im Land zu Unternehmensneugründungen, überregional agierende Unternehmen siedeln sich in der Nähe der Universität an. Die Zahl attraktiver Arbeitsplätze nimmt zu, das Steueraufkommen steigt, was zu gesunden Finanzen, attraktiveren Kulturangeboten und zu einer guten Lebensqualität in unserem Land führt.

Wo sehen Sie als Unternehmer Möglichkeiten der stärkeren Vernetzung zwischen Universität und Wirtschaft?

Wolfgang Holzhauer: Die oftmals spürbare Ratlosigkeit fertiger oder fast fertiger Jungwissenschaftler – „Wie manage ich jetzt den Einstieg in mein Berufsleben?" – verdeutlicht die Lücke zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Professorinnen und Professoren sollten mehr als bisher die Nähe zur Praxis suchen und dies gezielt auch in der Lehre nutzen. Unternehmens-Besichtigungen und -Besuche könnten im Lehrplan fester Bestandteil sein. Und dabei sollte man sich nicht nur auf die „Big Player“ wie FORD, ZF oder BOSCH beschränken, sondern auch Mittelständler einbinden. Wirtschaftsunternehmer könnten, ergänzend zur theoretischen Betriebswirtschaftslehre, Vorlesungen zu „Wirtschaftspraxis" halten und dabei Praxis-Fragen konkret beantworten.

Wichtig ist, miteinander ins Gespräch zu kommen. Gemeinsame Veranstaltungen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft an der Universität sorgen für Vernetzung. Ein gutes Forum hierfür ist zum Beispiel die Universitätsgesellschaft mit ihren Stiftern. Das Miyagi-Mentoring-Programm (Anm.d.Red.: Siehe Infokasten) sollte fortgeführt und ausgebaut werden. Erfahrene Unternehmer-Senioren könnten darüber hinaus auch Patenschaften für interessierte Jungwissenschaftler übernehmen und diese im Prozess des Berufseinstiegs begleiten. Sie könnten auch Patenschaften für Start-Ups übernehmen. Die Universität könnte einen eigenen Pool an Unternehmer-Senioren zusammenstellen und vermitteln.

Sie engagieren sich im Projekt Miyagi-Mentoring als Mentor für Studentinnen und Studenten. Haben Sie Tipps, wie Studentinnen und Studenten schon im Studium den Schritt in die Berufswelt vorbereiten können?

Wolfgang Holzhauer: Studierende sollten früh Kontakt zu Unternehmen suchen und Praktika in verschiedenen Unternehmen auch und besonders im Mittelstand absolvieren. Auch sollten sie die Chance nutzen und an Angeboten wie Miyagi-Mentoring teilnehmen oder Kontakt zu oben erwähnten Unternehmer-Paten suchen.

Sie haben 1987 ihr Unternehmen gegründet. Heute zählt es insgesamt 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Haben Sie Tipps für junge Gründerinnen und Gründer?

Wolfgang Holzhauer: Gründerinnen und Gründer sollten vorhandenes Know-how nutzen. Schon in der Startphase können sie einen erfahrenen Unternehmer(-senior) in das Projekt beziehungsweise das Unternehmen holen, der die Organisation und die Abläufe aufbaut und sicherstellt, Bank- und Behördenthemen managt und dem Jungunternehmer temporär den Rücken freihält. Später kann dies in Paten-Funktion so lange wie nötig fortgesetzt werden.

Wolfgang Holzhauer ist persönlich haftender Gesellschafter der HOLZHAUER KG, die er vor 30 Jahren gegründet hat. Der familiengeführte, mittelständische Fachgroßhandel für Gebäudetechnik hat heute sechs Tochterfirmen in Südwest-Deutschland und Luxemburg und ist Mitglied der international tätigen GC-Gruppe. Das Unternehmen zählt insgesamt rund 450 Mitarbeiter (Gruppe), davon 200 am Hauptstandort Merzig, und engagiert sich seit Jahren als Ausbildungsbetrieb. Wolfgang Holzhauer ist Landesvorsitzender und Mitglied im Bundesvorstand des Wirtschaftsrates der CDU e.V..

 

 

Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes will Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt bringen. Sie unterstützt vor allem Studenten und junge Wissenschaftler bei ihren Projekten und fördert das akademische Leben im Saarland. Mehr

Eine Video-Botschaft von Stifter Wolfgang Holzhauer zur Universitätsgesellschaft finden Sie hier

 

Miyagi Mentoring
Unternehmerpersönlichkeiten und Führungskräfte teilen ihre Erfahrung und ihr Wissen mit Studenten und erhalten im Gegenzug Kontakt zu Nachwuchswissenschaftlern: Dies ist der Kern von Miyagi Mentoring, einem Projekt, das die Universitätsgesellschaft des Saarlandes, das Career Center und das Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Universität derzeit gemeinsam aufbauen. Auch Wolfgang Holzhauer zählt zum Kreis der Mentoren.

Interessierte Studentinnen und Studenten können sich für das Projekt anmelden:
career(at)uni-saarland.de

 

Quellennachweis
  • Bilder
    Foto: Holzhauer KG