
"Die Kraft, die von jungen Menschen mit Ideen ausgeht, ist enorm"
Im neuen Projekt „MIYAGI Mentoring“ kommen Studentinnen und Studenten mit erfahrenen Führungskräften zusammen, die als Mentoren ihre Erfahrung weitergeben und Fragen rund um Berufsorientierung und -einstieg beantworten. Sie haben sich hierfür als einer der ersten Mentoren angemeldet. Wie sehen Sie das neue Projekt?
Heiko Banaszak: Ich sehe das Projekt als große Chance für beide Seiten, um die gegenseitigen Erwartungen abzugleichen: Der Student bekommt einen ungeschminkten Blick auf das, was von ihm später von Seiten eines Unternehmens erwartet wird. Das ist zum Teil etwas ganz anderes als das, was ihm an der Universität vermittelt wird. Ich mache das immer ganz gerne anhand eines Beispiels klar: Ich habe während meiner Schulzeit Biologie als Leistungskurs gehabt und kann den Prozess der Photosynthese immer noch gut erklären. Wenn meine Kinder mich aber im Wald fragen, welcher Baum das sei, dann kann ich das nicht beantworten, weil ich es auch nicht gelernt habe. Ähnlich verhält es sich mit vielen Dingen, die ich im Studium vermittelt bekommen habe. Im Rahmen des Miyagi-Programms kann sich der Student oder die Studentin bei seinem Coach erkundigen, was wirklich praxisrelevant im gewünschten Tätigkeitsgebiet ist und was nicht.
Ähnliche Vorteile sehe ich allerdings auch anders herum. Wenn der Coach offen ist, dann kann er auch von seinem Coachee eine Menge darüber lernen, wie die Erwartungen auf der anderen Seite sind: Was interessiert Studenten heute wirklich und was erwarten sie von ihrem zukünftigen Arbeitgeber? Ich habe gelernt, dass es die sogenannte Generation Y nicht wirklich gibt, beziehungsweise, dass die Erwartungen innerhalb der Generation extrem stark differieren. Das hilft mir heute sehr im Umgang mit unseren Studenten.
Es ist wichtig, klar zu kommunizieren, was man später einmal tun möchte.
Heiko Banaszak
Als Unternehmer beraten Sie Firmen, wie sie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewinnen. An der Uni sind Sie auch als Dozent tätig, derzeit etwa am Zentrum für Schlüsselkompetenzen zum Thema "Erfolgreich kommunizieren in Unternehmen und Organisationen". Haben Sie Tipps für Studentinnen und Studenten, was diese schon während des Studiums mit Blick auf den späteren Berufseinstieg tun können, um ihre Ziele zu erreichen?
Heiko Banaszak: Aus meiner Sicht ist es wichtig, klar zu kommunizieren, was man später einmal tun möchte. Vielen Studierenden ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Magister-, Diplom-, Master- oder Bachelorarbeit nicht bewusst. Aus Sicht eines potenziellen Arbeitgebers ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Student oder die Studentin sich das Thema selbst ausgesucht hat, recht hoch. Hier sollte man daher einen Titel wählen, der zeigt, dass man ein gewisses Herzblut für den Bereich hat, in dem man später aktiv werden möchte.
Zusätzlich sollte man einige Praktika und Studentenjobs bei wirklich guten Unternehmen machen. Lieber einmal auf Geld verzichten, dafür aber relevante Berufserfahrung sammeln. Was hilft es einem, wenn man in der Gastronomie zwei Euro pro Stunde mehr verdient hat, dafür aber nicht gelernt hat und deshalb später 1000 Euro pro Monat weniger verdient.
Wieso sollten Unternehmen im Land Kontakt mit der Universität suchen?
Heiko Banaszak: Die Universität ist ein Ort, an dem viele junge Menschen mit vielen tollen Ideen zusammenkommen. Die Kraft, die davon ausgeht, ist enorm. Die Leute sind einfach noch „unverdorben" und kämpfen zum Teil noch für das Ideal. Wenn man mal fünf Jahre in der Wirtschaft ist, dann wägt man immer wieder ab und hat am Ende nur das wirklich Machbare im Kopf. So kommt man aber als Unternehmen nicht weiter. Es geht nicht nur um Effizienz, sondern oft auch um das Thema Effektivität. Im Umgang mit der Universität lernen Unternehmen, sich auch einmal die Frage zu stellen: "Tun wir überhaupt das Richtige?" und nicht nur täglich zu überprüfen: "Tun wir das, was wir machen, richtig?".
Wie können sich Universität und Unternehmen noch stärker vernetzen? Welche Möglichkeiten sehen sie hierfür?
Heiko Banaszak: Ich denke, hier sollte zunächst Verständnis für die Strukturen entstehen. Jede Seite muss wissen, dass die jeweilig andere Seite anders denkt und, dass dies auch gut und richtig so ist. Zudem muss daraus auch eine Straße entstehen, die von beiden Seiten befahren wird. Die "Freiheit von Forschung und Lehre", die von vielen Professoren gerade im universitären Umfeld so hochgehalten wird, heißt nicht, dass man nicht auch einmal von sich aus den Kontakt zu Unternehmen suchen kann. In der Praxis erlebe ich es immer wieder, dass die Universität zwar Flyer zur Kooperation entwirft, es dann aber den Unternehmen überlassen wird, aktiv Kontakt aufzunehmen. Selten erlebe ich die aktive Ansprache von Unternehmen durch den jeweilig relevanten Lehrstuhl. Da hilft die Universitätsgesellschaft sicherlich, hier auch den Blick universitätsintern zu verändern.
Was kann die Universität tun, um diese Vernetzung mit Unternehmen zu unterstützen?
Heiko Banaszak: "Die Universität" als geschlossene Einheit gibt es in meiner Wahrnehmung hinsichtlich des Punktes der Vernetzung nicht. Es gibt einzelne Lehrstühle, die verstanden haben, wie es gehen kann, und andere, die sich von diesen Lehrstühlen noch eine Scheibe abschneiden können. In der Kommunikation nach außen würde ich in erster Linie mit den positiven Beispielen arbeiten und die handelnden Personen sprechen lassen. Nichts ist besser als Erfolge, die man erzählen kann. Geschichten bleiben einfach am besten im Kopf.

Heiko Banaszak studierte an der Saar-Uni Betriebswirtschaftslehre. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter von Professor Christian Scholz am Lehrstuhl für Organisation, Personal und Informationsmanagement forschte er vor allem auf dem Gebiet der Mittelstandsökonomie. Der Diplom-Kaufmann ist geschäftsführender Partner der „b+p Beratung und Personal“. Das Unternehmen, das heute seinen Sitz in Saarbrücken auf den Saarterrassen hat, gründete er 1998 im Starterzentrum der Saar-Uni. Schwerpunkte sind Personalmanagement und Unternehmensentwicklung. Darüber hinaus ist Banaszak geschäftsführender Gesellschafter der "Personalglobal", die sich auf internationale Führungskräfte insbesondere mit Asien-Bezug spezialisiert hat. Die Schwester-Firma der b+p erhielt 2012 den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft.
Unternehmerpersönlichkeiten und Führungskräfte teilen ihre Erfahrung und ihr Wissen mit Studenten und erhalten im Gegenzug Kontakt zu Nachwuchswissenschaftlern: Dies ist der Kern von Miyagi Mentoring, einem Projekt, das die Universitätsgesellschaft des Saarlandes, das Career Center und das Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Universität derzeit gemeinsam aufbauen.
Anfang Juni fand die Pilotveranstaltung statt: Erstmals trafen Stifter-Mentoren und Studenten zusammen.
Auch Heiko Banaszak zählte zu den Mentoren der ersten Stunde.
Mehr zur Pilotveranstaltung lesen Sie hier.
Mehr Informationen zu Miyagi Mentoring finden Sie hier.
Interessierte Studentinnen und Studenten können sich für das Projekt anmelden:
career(at)uni-saarland.de

Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes will Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt bringen. Sie unterstützt vor allem Studenten und junge Wissenschaftler bei ihren Projekten und fördert das akademische Leben im Saarland. Mehr
Eine Video-Botschaft von Stifter Heiko Banaszak zur Universitätsgesellschaft finden Sie hier
- Bilder Foto: b+p