Titelfoto: SIKB

Doris Woll, Vorstandsvorsitzende der Saarländischen Investitionskreditbank AG (SIKB).

Im Interview: Doris Woll

"Es ist wichtig, Existenzgründern genau zuzuhören"

Doris Woll ist Vorstandsvorsitzende der Saarländischen Investitionskreditbank AG (SIKB). Mit Krediten, Bürgschaften und Beteiligungen unterstützt die SIKB im Rahmen ihres staatlichen Förderauftrags Finanzierungsvorhaben. Schwerpunkte liegen auf Existenzgründung, Startups sowie Beratung und Finanzierung von Unternehmensnachfolgen.
Von Claudia Ehrlich • 21.06.2018

Frau Woll, Sie fördern unsere Universität als Stifterin der Universitätsgesellschaft. Warum ist die Universität des Saarlandes für Sie wichtig?

Doris Woll: Ich möchte die Universität des Saarlandes als Heimatuniversität mit internationalem Flair bezeichnen. Zum einen bietet sie den „Landeskindern“ eine Volluniversität mit einem großen Fächerangebot. Gleichzeitig hat die Universität im bundesdeutschen Vergleich viele Studierende aus anderen Ländern, was große Chancen für den Wirtschaftsstandort Saarland bietet. Wir brauchen im Saarland aufgrund des ungünstigen demographischen Wandels dringend externe Fachkräfte. Weiterhin sind an der Universität international renommierte Institute wie zum Beispiel das DFKI, das Steinbeis-Forschungszentrum für Werkstofftechnik, die Fraunhofer-Institute sowie das CISPA Helmholtz-Zentrum in Gründung angesiedelt. Auch diese greifen gerne auf die gut ausgebildeten Studierenden im Saarland zurück.
Die Universitätsgesellschaft unterstützt mit ihren Aktivitäten herausragende Leistungen von Studierenden und ermöglicht vielen ihr Studium zügig abzuschließen, ohne durch Nebenjobs wertvolle Zeit zu verlieren. Gut ausgebildete junge Menschen sind die Zukunft unseres Standortes.

 

Zu Ihren Schwerpunktbereichen zählt die Förderung von Existenzgründungen. Wie unterstützen Sie Studenten und Wissenschaftler dabei, ihre Firmenideen umzusetzen?

Doris Woll: Zuerst ist es ganz wichtig, den Existenzgründerinnen und -gründern genau zuzuhören. Als Finanzier müssen wir versuchen, das Projekt in seiner ganzen Dimension zu erfassen. Wenn das gelungen ist, können wir die Finanzierung strukturieren und den Gründern Vorschläge unterbreiten, wie nach unserer Auffassung die optimale Finanzierungsstruktur aussieht. Dabei haben wir einen sehr breiten „Instrumentenkasten“. Neben der klassischen Existenzgründungsfinanzierung der SIKB / KfW können wir auch Bürgschaften für Kredite der Hausbank, aber auch Beteiligungen anbieten. Weiterhin gehört auch die Frühphasenfinanzierung zu unserem Spektrum. Sofern es sich um innovative und technologieorientierte Existenzgründungen handelt, stellen wir auch Venture Capital über die Saarländische Wagnisfinanzierungsgesellschaft mbH (SWG) bereit. Aktuell begleiten wir 24 Beteiligungen, über verschiedene Branchen, der Schwerpunkt liegt im Bereich IT. Da wir über viele Finanzierungsinstrumente verfügen, haben wir für jede erfolgsversprechende Geschäftsidee die maßgeschneiderte Finanzierung auch in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Hausbank.

 

Was sind die Voraussetzungen für eine Förderung und haben Sie Tipps für Gründer aus der Uni?

Doris Woll: Neben einem durchdachten Gründungskonzept, welches nicht nur das Produkt und die Technologie umfasst, sondern vor allem auch die entscheidenden Themen Markt, Marktzugang, Marketing und Vertrieb, ist ein Team, das alle Kernkompetenzen beinhaltet (Vertriebserfahrung, kaufmännische Expertise, Techniker…) erfolgversprechend. Sollten nicht alle Kompetenzen im Team vorhanden sein, kann die Teamerweiterung eine Option sein. Weiterhin halte ich es für zielführend, die Geschäftsidee mit erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern zu diskutieren. Ein kompetentes und motiviertes Gründerteam kann auch mit der „zweitbesten“ Geschäftsidee erfolgreich sein.

 

Im neuen Mentoring-Projekt Miyagi, das Unigesellschaft, Career Center, Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer und Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Uni zusammen organisieren, sollen erfahrene Expertinnen und Experten ihr Wissen und ihre Erfahrung mit Studenten und Nachwuchswissenschaftlern teilen. Sie sind eine der ersten Miyagi-Mentorinnen. Wie sehen Sie das neue Projekt?

Doris Woll: Ich halte das Projekt für eine wichtige Initiative. Gerade erfahrene Entscheider haben im Laufe ihrer beruflichen Tätigkeit Wissen und Erfahrungen gesammelt, positive aber auch negative, die für Studierende und Nachwuchswissenschaftler von unschätzbarem Wert sein können. Aber auch die Mentoren werden viel Neues erfahren! Idealerweise unterstützt das Mentorenprogramm Studierende bei ihrer Entscheidung in Richtung Unternehmensgründung. Das wäre ein toller Erfolg!

Doris Woll ist auch Geschäftsführerin der Bürgschaftsbank Saarland GmbH, der Saarländischen Kapitalbeteiligungsgesellschaft mbH und der Saarländischen Wagnisfinanzierungsgesellschaft mbH. Zuvor verantwortete sie als Direktorin das Firmen- und Gewerbekundengeschäft der Sparkasse Saarbrücken und entwickelte dort unter anderem die Gründungs- und Nachfolgeaktivitäten weiter.  

GRÜNDER-CAMPUS SAAR
Luftbild: Luftbildcentrum

 

Die Universität des Saarlandes hat mit ihrem Strategiekonzept "Gründer-Campus Saar" im Jahr 2013 beim EXIST-Wettbewerb des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie gepunktet und wurde als eine von drei Hochschulen mit dem Titel "EXIST-Gründerhochschule" ausgezeichnet.

Strategisches Hauptziel ist seither die Entwicklung einer nachhaltigen Gründungskultur in Lehre, Forschung und Verwaltung an der Uni und den außeruniversitären Forschungsinstituten.

Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten können Studenten und Absolventen mit Unternehmergeist im Starterzentrum in unmittelbarer Nähe zu Forschung und Lehre unter günstigen Bedingungen ihre Geschäftsideen realisieren.
In drei Starterzentren auf dem Campus Saarbrücken und dem Campus Homburg wurden bis heute 371 Firmen gegründet. (Stand 12/2017)

Auch vor den Toren des Campus, im Science Park Saar, ist die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft auf engstem Raum erlebbar. Das macht den Standort für eine Unternehmensgründung besonders attraktiv.

 

Luftbild: Luftbildcentrum

 

MIYAGI MENTORING

Unternehmerpersönlichkeiten und Führungskräfte teilen ihre Erfahrung und ihr Wissen mit Studenten und erhalten im Gegenzug Kontakt zu motivierten Nachwuchswissenschaftlern: Dies ist der Kern von Miyagi Mentoring, einem Projekt, das die Universitätsgesellschaft des Saarlandes, das Career Center und das Zentrum für Schlüsselkompetenzen der Universität derzeit gemeinsam aufbauen.

Am 7. Juni fand die Pilotveranstaltung statt: Erstmals trafen Stifter-Mentoren und Studenten zusammen.
Auch SIKB-Vorsitzende Doris Woll zählt zu den Mentoren der ersten Stunde.

Mehr zur Pilotveranstaltung lesen Sie hier.

Mehr Informationen zu Miyagi Mentoring finden Sie hier.

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Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes will Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt bringen. Sie unterstützt vor allem Studenten und junge Wissenschaftler bei ihren Projekten und fördert das akademische Leben im Saarland. Mehr

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