Gerhild Sieber

Junior-Professor Moritz Weber liebt es, mathematische Aufgabenstellungen zu erklären.

Landespreis für Hochschullehre

Vom Umgang mit Wurzel, Pi und anderen mathematischen Operationen

Sein Engagement hilft Flüchtlingen, die studieren möchten, ihre Mathe-Kenntnisse aufzufrischen. So sind sie besser für den Eingangstest an der Saar-Uni gerüstet: Moritz Weber, Junior-Professor für Mathematik, hat nun für sein ehrenamtliches Projekt den Lehrepreis der Ministerpräsidentin erhalten.
Von Gerhild Sieber • 23.03.2017

Es ist eine große Chance für Flüchtlinge, die ohne ihre Zeugnisse nach Deutschland kommen: Wer an der Saar-Uni einen mathematischen Eingangstest besteht und überdies erfolgreich einen einjährigen Deutschkurs absolviert, kann hier ein grundständiges Studium in einem zulassungsfreien MINT-Fach beginnen. Doch was sich so einfach anhört, ist schwierig genug. Moritz Weber wundert sich daher nicht, dass Flüchtlinge beim Mathe-Eignungstest erst einmal massive Probleme hatten: „Wer einige Zeit nichts mehr mit Mathematik zu tun hatte, kann die Aufgaben auf Abiturniveau nicht auf Anhieb lösen“, sagt der 35-Jährige. Tatsächlich bestanden nur 20 Prozent der Teilnehmer den ersten Eingangstest im Herbst 2015. Dieses Ergebnis veranlasste den jungen Junior-Professor, aktiv zu werden: Er konzipierte einen Auffrischungskurs, der die klassischen Themen der Oberstufen-Mathematik behandelt –  ehrenamtlich neben seinen sonstigen Lehrverpflichtungen und seiner wissenschaftlichen Arbeit.  

Die jungen Leute sind engagiert, neugierig, offen und lernbereit

Moritz Weber

Dreimal fand der Kurs bisher statt, rund 50 Flüchtlinge sind jeweils dabei. Sechs Wochen lang büffeln sie elementare Geometrie, lösen lineare Gleichungssysteme oder beschäftigen sich mit Differentiation und Integration. Wie erfolgreich die Vorlesungs- und Übungseinheiten „verschüttete“ Kenntnisse auffrischen, zeigen die Erfolge, denn deutlich mehr Flüchtlinge bestehen seitdem den Eingangstest: Bezogen auf alle drei bisher durchgeführten Tests beträgt die Erfolgsquote nun im Schnitt 46 Prozent.

Moritz Weber ist von den jungen Leuten beeindruckt: „Ich habe sie als engagiert, neugierig, offen und lernbereit kennengelernt“, berichtet er. „Bei der Frage, in welcher Sprache der Unterricht ablaufen sollte, entschied sich die Mehrheit für Deutsch, denn darin sehen sie ihre Zukunft.“ Innerhalb der relativ kurzen Kurszeit hätten viele Teilnehmer enorme Fortschritte im Umgang mit der deutschen Sprache gemacht.

Inzwischen haben die ersten Teilnehmer bereits ihren Deutschkurs erfolgreich abgeschlossen und starten im kommenden Sommersemester mit dem Studium – „vor allem Informatik oder ein verwandtes Fach.“ Von seinen „Ehemaligen“ bekommt er viele dankbare Rückmeldungen. Ein angehender Student, der sich für Informatik entschieden hat, schreibt: „Ich bin sehr dankbar, dass ich ohne Papiere mein Lieblingsfach an einer solch feinen Universität studieren darf.“ Und ein junger Syrer, der nach dem Abitur seine Heimat verlassen musste, mailt: „Das war eine wunderbare Chance für mich, weil ich das Studium nicht verlieren möchte.“

Mit dem Preisgeld von 15.000 Euro lässt Moritz Weber übrigens ein auf Deutsch und Arabisch verfasstes Skript seines Auffrischungskurses erstellen.

Landespreis Hochschullehre

Der Lehrepreis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und wird seit 2003 jährlich an Dozenten der saarländischen Hochschulen vergeben, die mit ihrem besonderen Engagement, ihrem Organisationstalent, ihrer fachlichen Wissensvermittlung und ihrem didaktisch-methodischen Vorgehen neue Impulse für die Weiterentwicklung der Hochschullehre gesetzt haben.
Ein weiteres Team der Saar-Uni hat in diesem Jahr den Preis erhalten: Dr. Peter Tischer, Dr. Roger Charlton und Christoph Klein vom Sprachenzentrum der Universität des Saarlandes für ihr Projekt „RoPeCast – The light-hearted podcast for learners of English“ [mehr].

Moritz Weber stammt aus Frankfurt. Der 35-Jährige ist seit 2010 an der Saar-Uni, seit 2015 als Junior-Professor.

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