
Marie Herberger und Paul Lütke helfen schon seit Jahren frischgebackenen Jurastudenten beim Start an der Uni.
Mit Mentor wird der Studienbeginn nicht zur Odyssee
Odysseus vertraute seinen Sohn einem guten Freund namens „Mentor“ an, als er gen Troja zog. In Mentors Gestalt stand bisweilen sogar die Göttin Athene persönlich dem jungen Telemach beratend bei. Das hinterließ allseits einen bleibenden Eindruck: Der Name „Mentor“ aus Homers Odyssee steht heute für Fürsprecher, Förderer, erfahrene Beraterinnen und Berater. Die Studenten-Mentoren an der Saar-Uni sollen genau das für die Anfänger sein: Ansprechpartner mit offenem Ohr, die den frischgebackenen Studenten mit Rat und Tat in der aufregenden ersten Zeit auf dem Campus zur Seite stehen. Daher also der etwas sperrige Name „Mentorenprogramm“.
Zwar gibt es für die Erstsemester zu Studienbeginn und davor eine ganze Menge Orientierungsangebote, Kurse und Infoveranstaltungen, aber es tauchen erfahrungsgemäß schnell weitere Fragen auf. Geht es anfangs noch ganz praktisch darum, wo die Mensa oder die Bibliothek sind, wird es bei konkreten Fragen rund ums Studieren bald kniffliger. Auch wichtige Entscheidungen stehen an. Die Neuen müssen anders als in der Schule ihren Stundenplan selbst erstellen, müssen rausfinden, wie sie richtig lernen, was sie nicht verpassen dürfen, sich vielleicht auch in der neuen Stadt zurechtfinden: Überall ist Neuland.
Portrait-Foto Herberger: privatGegenüber den Mentoren gibt es keine Hemmschwelle, Fragen zu stellen. Und so lässt sich vieles schon früh klären.
Marie Herberger, Mentorin in der Rechtswissenschaft
„Als ich damals angefangen habe zu studieren, hatte ich erst mal keinen Überblick. Die Uni war eine große neue Welt, in der ich kaum jemanden kannte. Es war ganz anders als in der Schule, zum ersten Mal musste ich vieles selbst organisieren“, erinnert sich Marie Herberger. „Als ich vom Mentorenprogramm hörte, fand ich es toll, dass sich Studenten für Studenten einsetzen“, erzählt sie. Sie meldete sich an. Inzwischen hat die Juristin, die heute an ihrer Doktorarbeit schreibt, sechs Generationen von Erstsemestern als Mentorin betreut. „Gegenüber den Mentoren gibt es keine Hemmschwelle, Fragen zu stellen. Und so lässt sich vieles schon früh klären. Auch die Gruppe, die von einem Mentor betreut wird, bietet viele Vorteile. Hier gibt es eine eigene Dynamik unter den Studenten, die schon ein Stück weit zusammengehören“, sagt sie.
„Man lernt hier schnell die Mitstudenten kennen, das fällt in der Gruppe leicht, deshalb ist es auch günstig, wenn diese Mentorengruppen nicht zu klein sind“, bestätigt Jura-Student Paul Lütke. Auch er ist schon lange Mentor, seit vier Jahren. Am Beginn seines Studiums hat er selbst das Angebot wahrgenommen. „Mit der Zeit sammelt man als Student Erfahrungen und weiß dann, wie es läuft. Dieses Wissen kann ich teilen“, sagt er. Auch die mehrjährige Erfahrung als Mentor bringe Vorteile, betont er. „Ich stufe etwa meine Informationen darauf ab, wo die Studienanfänger gerade stehen, gebe Infos also dann weiter, wenn sie sie brauchen. Zu bestimmten Zeitpunkten tauchen typische Fragen auf. Deshalb macht es auch Sinn, verschiedene Treffen zu verschiedenen Zeitpunkten abzuhalten, das erste vor Studienbeginn. Später kann ich dann gezielt etwa vor den Klausuren nachhören: Kommt ihr klar? Habt ihr alles verstanden? Vieles läuft auch online“, sagt Paul Lütke, der sich derzeit aufs erste Jura-Staatsexamen vorbereitet. Das Mentor-Sein sei ein Stück weit auch psychologische Unterstützung, meint er. Das bestätigt auch Marie Herberger: „Vor allem vor Klausuren oder auch bei Hausarbeiten: Da hilft oft ein kleiner Anstoß und schon läuft es wieder“, sagt sie.
Portrait-Foto Steinmann: dasbilderwerk/ Uwe BellhäuserDas Engagement der Studenten ist ehrenamtlich, und daher begeistert es uns umso mehr, dass sich so viele Studenten freiwillig einsetzen.
Dr. Susanne Steinmann, Leiterin der Zentralen Studienberatung
Die Rechtswissenschaftliche Fakultät stellt mit 50 Mentoren und 169 betreuten Erstsemestern die größte Gruppe im Programm, gefolgt von der Medizin (44 Mentoren und 148 „Mentees“) und der Fakultät Empirische Human- und Wirtschaftswissenschaften (41, 155). „Insgesamt waren im vergangenen Wintersemester 226 Freiwillige für 801 Erstsemester im Einsatz. Verglichen mit dem Vorjahr, als wir 136 Mentorinnen und Mentoren hatten, ist das ein Anstieg um rund 66 Prozent. Bei den Erstsemestern, die sich angemeldet haben, betrug die Steigerung fast 17 Prozent“, sagt Susanne Steinmann, Leiterin der Zentralen Studienberatung der Saar-Uni. Ihr Team hat die Gesamtorganisation des Projekts übernommen. „Das Engagement der Studenten ist ehrenamtlich, und daher begeistert es uns umso mehr, dass sich so viele Studenten freiwillig einsetzen. Deshalb hatten wir sie auch für den Beste-Preis vorgeschlagen“, sagt Steinmann. Uni und Asta zeichneten die Mentorinnen und Mentoren im vergangenen Oktober für ihr Engagement aus.
Steinmanns Team schult die Mentoren. „Wir bereiten die Mentorinnen und Mentoren mit speziellen Workshops auf ihre Aufgabe vor, informieren sie über alles, was wichtig ist am Beginn des Studiums. Allein im vergangenen Wintersemester haben wir 164 Mentorinnen und Mentoren geschult“, erklärt Studienberater Pascal Klären. „Die Mentoren studieren das gleiche Fach, kümmern sich um eine kleine Gruppe. Sie helfen in der Anfangszeit bei der Studienorganisation, initiieren Arbeitsgruppen und organisieren Treffen. Auch privat unternehmen sie etwas gemeinsam. Viele veranstalten Treffen auch in der Stadt“, sagt er.
So auch Jan Schomer, der in der Wirtschaftsinformatik in vier Jahren bislang 250 Erstsemestern als Mentor weitergeholfen hat. „Das erste Treffen veranstalte ich gerne in Saarbrücken in einer Kneipe. Dann ist das Kennenlernen weniger formell“, erzählt er. In späteren Treffen an der Uni gehe es dann um konkretere Fragen wie: „Wie bereite ich mich auf Klausuren vor? Wie melde ich mich an? Manchmal auch: Wie schaffe ich es, das alles unter einen Hut zu bringen? Ich gebe auch Tipps für Literatur, die empfohlen werden kann“, sagt er. In der Wirtschaftsinformatik hätten sich in diesem Wintersemester aber erstaunlich wenige Erstsemester angemeldet. „Das ist von Jahr zu Jahr sehr unterschiedlich, ich hatte auch schon mal 60 Erstsemester zu betreuen“, sagt Jan Schomer.
Portrait-Foto Schomer: privatDas erste Treffen veranstalte ich gerne in Saarbrücken in einer Kneipe. Dann ist das Kennenlernen weniger formell
Jan Schomer, Mentor im Fach Wirtschaftsinformatik
Sich als Erstsemester anzumelden und sich von einem Mentor an die Hand nehmen zu lassen, lohnt sich allemal. „Wir empfehlen es jedem Studienanfänger, sich die Tipps der Studenten aus den höheren Semestern nicht entgehen zu lassen. Auch die Rückmeldungen zu einer Umfrage, die wir 2016 unter Mentoren und Erstsemestern gestartet hatten, geben uns da recht: Mehr als 94 Prozent der Studienanfänger empfehlen das Programm weiter“, sagt Pascal Klären. „Die Mentoren sind sehr engagiert. Viele, die als Erstsemester davon profitiert haben, wollen später selbst mitmachen. Das ist auch für uns sehr motivierend“, fügt er hinzu. Und oft bleibt der Kontakt auch nach dem ersten Jahr bestehen. „Man bleibt ein besonderer Ansprechpartner. Es ist schön, Studenten aus allen Semestern zu kennen“, sagt Marie Herberger. Eine Bereicherung also für beide Seiten, „Ersties“ wie Mentoren. Gute Gründe, beim Programm mit dem etwas sperrigen Namen mitzumachen. …Und mit Hilfe der wohlmeinenden Mentoren wird die erste Zeit im Studium dann auch keine Odyssee - selbst wenn Athene nicht extra aus dem Olymp herabsteigt.
Es gibt an der Saar-Uni viele Stellen, an die sich Erstsemester wie „alte Hasen“ wenden können, wenn sie Hilfe brauchen rund ums Studium, Studienfinanzierung, Organisation, Prüfungs- und Stundenbelastung, Familie, ….:
http://www.uni-saarland.de/studieren/studienbeginn/willkommen.html
http://www.uni-saarland.de/campus/studium.html
Weitere Informationen rund ums Mentorenprogramm:
www.uni-saarland.de/mentorenprogramm
Mehr als
94 Prozent
der Studienanfänger empfehlen das Mentorenprogramm weiter
- Bilder Titel: Ehrlich Portrait-Foto Herberger: privat Portrait-Foto Steinmann: dasbilderwerk/ Uwe Bellhäuser Portrait-Foto Schomer: privat