
Kathrin Herres mit einer Grafik, die sie für ihre Masterarbeit über die Brexit-Berichterstattung angefertigt hat.
Von Bonn nach Bonn in Richtung Europa
Den Rheinländern sagt man ein ähnliches Gemüt nach wie den Saarländern: Bodenständig sollen sie sein, gesellig und heimatverbunden. Legt man diese Kriterien an das Leben von Kathrin Herres an, ist es wenig verwunderlich, dass die Bonnerin, die sich 2013 anschickte, in Freiburg ein Studium zu beginnen, über viele weitere Stationen, darunter Paris und Berlin, ins Saarland zu kommen, um folgerichtig danach wieder in ihre Heimat Bonn zurückzukehren. In der Zwischenzeit hat die junge Frau ein großes Netzwerk zu Kommilitonen, Berufseinsteigern und langjährigen Profis aufgebaut, das sie mit großer Freude pflegt.
Dabei stand das Saarland zu Beginn ihrer „Studienreise“ von Bonn nach Bonn erst gar nicht auf dem Zettel. 2013 führte sie ihr Weg zuerst nach Freiburg zum Studium „FrankoMedia“, einem Bachelor-Studiengang über die französische Sprache, Literatur und Medienkultur. Und dann kam 2015/2016 ein Erasmus-Aufenthalt in Nancy, der ihren weiteren Weg entscheidend veränderte: „Dort habe ich auch Leute aus Saarbrücken kennengelernt, die für ihr Studium dort waren. Dadurch bin ich auf den Masterstudiengang ‚Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation‘ gekommen.“ In Nancy habe sie die Großregion kennen- und liebengelernt, sagt sie.
2017 kam Kathrin Herres dann also nach Saarbrücken. Beziehungsweise blieb 2016 erstmal in Frankreich. Denn das erste der beiden Studienjahre im Masterstudiengang absolvieren die Studentinnen und Studenten an der Partneruni in Metz. Im zweiten Jahr geht’s dann nach Saarbrücken, wo das trinationale Studium durch Block-Aufenthalte in Luxemburg vervollständigt wird. „Das war eine sehr schöne Zeit. Ich kam mir die ganze Zeit wie auf einer Klassenfahrt vor“, erinnert sich die 25-Jährige an die beiden Jahre in Saarbrücken und Frankreich. „Wir waren eine ganz kleine Gruppe, 23 Leute insgesamt, die immer miteinander umgezogen sind. Das ist auch im Nachhinein noch sehr schön, weil das nicht zu viele Leute sind, um sich aus den Augen zu verlieren“, stellt Kathrin Herres fest. „So können wir auch nach dem Studium noch unser Netzwerk aufrecht erhalten.“ Nach wie vor gibt es regen Kontakt zwischen ihr und ihren ehemaligen Kommilitionen.
Dabei kommt sie auf die Vielfalt des Studiums zu sprechen. „Man kann im Masterstudiengang sehr viele eigene Schwerpunkte setzen“, sagt sie. „Einige vertiefen ihre Management-Kenntnisse, ich habe mich speziell auf den Bereich der Medien konzentriert.“ Auf diese Weise wird jeder in gewisser Weise zum Experten für einen Aspekt auf dem deutsch-französischen Beziehungs-Parkett. Der Schwerpunkt schlägt sich auch in ihrer Masterarbeit nieder, die sie über die „EU-Informationspolitik und mediale Berichterstattungsformen der EU in Deutschland und Frankreich am Beispiel des Brexits“ geschrieben hat. Darin hat sie anhand von 39 Zeitungsartikeln aus Deutschland und Frankreich sowie 58 Newslettern der EU analysiert, wie die EU einerseits und die deutschen und französischen Medien andererseits die Brexit-Verhandlungen dargestellt haben.
![]()
Insgesamt sind die Jobangebote im Saarland und der Großregion sehr gut.
Kathrin Herres, Absolventin "Deutsch-Französische Studien: Grenzüberschreitende Kommunikation und Kooperation"
Ob es beim Brexit Gewinner und Verlierer geben wird, wird sich noch zeigen müssen. Kathrin Herres jedenfalls ist in mehrfacher Hinsicht eine Gewinnerin: Nicht nur, dass sie für ihre Masterarbeit einen Preis der Universität Lorraine für die beste geisteswissenschaftliche Abschlussarbeit erhalten hat. Ihr Interesse an den Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich auf vielerlei Ebenen – politisch, kulturell, wirtschaftlich – hat ihr nach dem Studium zudem einen ersten, sehr schönen Job verschafft. „Ab 2019 war ich bei der Landeshauptstadt Saarbrücken bei ‚Europe Direct‘ angestellt. Das ist ein europaweites Netzwerk von Informationsstellen, die in den Städten und Gemeinden zum Beispiel grenzüberschreitende Bürgerdialoge, Podiumsdiskussionen, Fortbildungen und viele andere Dinge organisieren“, erklärt Kathrin Herres. Die Arbeit dort hat ihr sehr viel Spaß gemacht, und insgesamt seien die Jobangebote im Saarland und der Großregion sehr gut für sie und ihresgleichen. Junge Fachkräfte, die sich im deutsch-französischen Grenzgebiet gut auskennen, sind bei vielen Institutionen gefragt, nicht nur im öffentlichen Sektor, sondern auch in Unternehmen, im Veranstaltungsmanagement und bei Medien, die grenzüberschreitend aktiv sind.
Dennoch, Stichwort Heimatverbundenheit, packte sie die Gelegenheit beim Schopf, als sie das Angebot bekommen hatte, in ihre Heimat Bonn zurückzukehren, um beim Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) Anfang 2021 eine interessante Stelle zu übernehmen. Nun berät sie an der Schnittstelle zwischen Hochschulen und Politik interessierte Verantwortliche über das Erasmus+-Programm der EU und organisiert auch hier Veranstaltungen zu diesem Themenfeld.
Bei diesem Schritt hat, wie auch beim Thema ihrer Masterarbeit, ein weiterer Aspekt eine wichtige Rolle gespielt: Praxiserfahrung. „Beim DAAD habe ich im Studium ein Praktikum im Pariser Büro gemacht und kannte daher schon einige Leute. Genauso hat mir ein Praktikum in der Vertretung der Europäischen Kommission in Berlin geholfen, die EU zu verstehen und einen kleinen Teil davon auch persönlich kennenzulernen“, so die Erfahrung der engagierten jungen Frau.
Ihre Freude an dem, was sie tut, spürt man im Gespräch. Die Rheinländerin Kathrin Herres hat im Saarland eigentlich nur das vervollständigt, was sowieso schon in ihr drinsteckte; eine gesellige, bodenständige, mithin anpackende Natur hat das gefunden, wonach sie offenbar gesucht hat. Und nun freut sich ihre Heimat Bonn wieder darüber, dass sie zurückgekehrt ist.
Alumni-Netzwerk: Die Amicale ist die Studierendenvereinigung der Deutsch-Französischen Studien. Sie wurde 1991 von Studierenden und Alumni des Studiengangs gegründet. Sie versteht sich als Bindeglied zwischen den Studierenden aus Deutschland und Frankreich. Weitere Informationen zu aktuellen Aktionen der Amicale finden sich auf Facebook und Instagram.
Table Ronde: Am 27. März 2021 organisiert die Amicale eine digitale Veranstaltung zur beruflichen Orientierung für Studierende der Deutsch-Französischen Studien. Alumni des Studiengangs werden über ihre Tätigkeiten in den Bereichen der Kultur, Wirtschaft, Verwaltung und internationalen Beziehungen berichten. Anschließend wird es Workshops zu den vier Tätigkeitsbereichen geben. Bei Interesse ist eine Anmeldung per Mail an amicale.dfs-efa@gmx.de möglich. Für weitere Informationen steht Prof. Dr. Reiner Marcowitz, Studienkoordinator an der Université de Lorraine, unter reiner.marcowitz@univ-lorraine.fr zur Verfügung.
Weitere Infos zum Studium gibt es hier:
DAS INTERNATIONALE ALUMNI-NETZWERK DER UNIVERSITÄT DES SAARLANDES
Alle ehemaligen Studierenden und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind herzlich eingeladen, Teil des kostenfreien internationalen Alumni-Netzwerks der Universität zu werden. Das Netzwerk bietet viele Möglichkeiten, den Kontakt zur Alma Mater wieder aufleben zu lassen. Lernen Sie weitere Alumni kennen und tauschen Sie sich über Ihre Erfahrungen aus, profitieren Sie von Weiterbildungsangeboten, werden Sie Mentor oder Mentorin für Studierende oder veröffentlichen Sie Ihre Praktikums- und Stellenangebote. Dank des internationalen Alumni-Newsletters bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand und werden über unsere Veranstaltungen und Service-Angebote informiert.
Werden Sie jetzt Teil des internationalen Alumni-Netzwerks der Universität des Saarlandes!
Weitere Informationen auf der Seite des Alumni-Netzwerks
Anmeldung zum SaarAlumni-Newsletter
- Bilder Thorsten Mohr