Thorsten Mohr
IT-Karriere

Informatiker hat im Saarland Spaß

Weltweit suchen Unternehmen IT-Spezialisten, um Software zu entwickeln, Daten zu sichern oder Datenbanken aufzubauen. Auch Absolventen der Saar-Uni könnten nach ihrem Abschluss dem Saarland den Rücken kehren, um eine internationale Karriere zu starten. Doch 60 Prozent der Informatiker bleiben nach dem Studium in der Region. Dies trifft auch auf Kevin Streit zu.
Von Melanie Löw • 25.11.2015

Kevin Streit ist ein umtriebiger junger Mann: Der Informatiker forscht derzeit noch für seine Doktorarbeit bei Professor Andreas Zeller am Lehrstuhl für Softwaretechnik. Zugleich arbeitet er aber schon mit einer halben Stelle bei dem saarländischen IT-Unternehmen Testfabrik. Mit seiner Frau kümmert er sich außerdem um die beiden ein- und dreijährigen Kinder. Die kleine Familie fühlt sich wohl in der Region. „Woanders hinzugehen, können wir uns nicht vorstellen“, sagt der gebürtige Rheinland-Pfälzer. „Auch meine Frau hat hier beruflich Fuß gefasst, ein Umzug ist für uns daher kein Thema.“
Schon während seines Studiums war der junge Informatiker sehr aktiv: Er hat nebenbei gearbeitet, zunächst noch in dem Betrieb, in dem er einst die Ausbildung zum Fachinformatiker absolviert hat, später dann als Tutor bei Übungen von verschiedenen Professoren. „Ich wollte immer praktisch arbeiten“, sagt er weiter. Und auch bei sozialen Belangen der Studentenschaft hat er sich engagiert, etwa im Fachschaftsrat, beim Verein der Freunde der Saarbrücker Informatik und anderen Gremien. Dabei hat er vor allem die kollegiale Atmosphäre auf dem Saarbrücker Campus geschätzt: „Das soziale Miteinander ist sehr gut, es gibt flache Hierarchien und man findet als Student immer schnell einen Ansprechpartner.“

Nach dem Bachelor sollte es für ihn eigentlich zurück in die Industrie gehen – also in die Praxis. Doch es kam anders: „Mein heutiger Doktorvater Andreas Zeller hat mich davon überzeugt, mich nach dem Abschluss bei der Saarbrücker Graduiertenschule für Informatik zu bewerben“, erzählt er. Die Schule unterstützt ihre Studenten durch ein strukturiertes Programm auf ihrem Weg zur Promotion. So nahm Streit schließlich sein Promotionsstudium auf und beschäftigte sich für seine Doktorarbeit mit dem so genannten parallelen Programmieren. Diese Art der Programmierung kommt vor allem bei heute üblichen Mehrkernprozessoren in Computern vor. Solche Rechner haben nicht nur ein „Gehirn“, in Form eines Prozessors, der die Rechenleistungen vollführt, sondern mehrere. Um deren Leistung optimal abrufen zu können, sie also schneller zu machen, gilt es, den Programmablauf so zu gestalten, dass die Rechenoperationen einer Anwendung möglichst gleichzeitig, also parallel, ablaufen. Einem Computerprogramm beizubringen, auf mehreren Prozessoren gleichzeitig zu laufen, und zwar möglichst effizient, war bisher fehleranfällig und teuer, da ein Programmierer dies quasi von Hand erledigen musste.
Zusammen mit seinen Forscherkollegen hat Streit für dieses Problem die Software Sambamba entwickelt, die sie in diesem Frühjahr erstmals auf der Computermesse Cebit vorgestellt haben – mit guter Resonanz. Ende des Jahres möchte Streit seine Promotion endgültig abschließen. Als aber jetzt schon das Angebot der Testfabrik kam, mit einer halben Stelle dort anzufangen, musste er nicht lange überlegen: „Viele Kollegen kenne ich bereits lange. Außerdem wusste ich schon, welche Aufgaben mich erwarten.“ Die Testfabrik ist eine Ausgründung aus der Saarbrücker Informatik, die im Starterzentrum der Universität angesiedelt ist. Die Firma hat eine Software entwickelt, mit der sich komplexe Web 2-0-Anwendungen in sämtlichen Browsern automatisch testen lassen.
Streit beschäftigt sich bei dem Unternehmen allerdings nicht mit Web-Anwendungen, sondern mit der Programmierung von Netzwerk-Infrastruktur. Darüber hinaus kann er sich vorstellen, seine Software Sambamba in einer eigenen Firma zu vermarkten. Unterstützung gebe es dabei vom IT Inkubator, so Streit. Dieses Gründerzentrum helfe den Saarbrücker Informatik-Absolventen dabei, ihre Ideen nutzbar zu machen. „Das lasse ich auf mich zukommen“, sagt er weiter. „Bislang bin ich immer gut damit gefahren, das zu machen, was mir Spaß macht.“

https://www.youtube.com/watch?v=lypmv9tq_co
Schlagworte
Quellennachweis