Fotos: Beatrice Fischer

Die Universitätsgesellschaft zeichnete die besten Doktorandinnen und Doktoranden aus allen Fakultäten aus.

Eduard-Martin-Preise

Das sind unsere Besten

Von einer umweltfreundlichen Kühlmethode über enttarnte Doping-Mythen bis hin zu einem neuen Verständnis des Bankrott-Strafrechts reicht in diesem Jahr die Themenvielfalt der preisgekrönten Doktorarbeiten: Ende Oktober zeichnete die Universitätsgesellschaft wieder zwölf herausragende Doktorandinnen und Doktoranden aus allen Fakultäten der Saar-Uni aus.
Von Claudia Ehrlich • 02.11.2017

Ob Kühlschrank oder Klimaanlage: Kühlen frisst Unmengen an Strom. An einer umweltfreundlichen Kühlmethode, die weniger Energie verbrauchen soll und außerdem ohne klimaschädigende Kühl- oder Kältemittel auskommt, forschte Marvin Schmidt. Für seine Doktorarbeit bei den Professoren Stefan Seelecke und Andreas Schütze arbeitete der Ingenieur an der Saar-Uni und am Saarbrücker Zentrum für Mechatronik und Automatisierungstechnik. „Wir setzen Formgedächtnis-Materialien, so genannte künstliche Muskeln, ein, um Wärme zu transportieren. Werden diese verformt, nehmen sie anschließend die alte Form wieder an. Hierdurch können sie wie Muskeln an- und entspannen. Dabei nehmen sie Wärme auf und geben sie wieder ab. Das nutzen wir zum Kühlen“, erklärt Marvin Schmidt. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Saar-Uni und aus Bochum erforschte er, wie der Kühlmechanismus am effizientesten abläuft. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wird jetzt ein optimierter Prototyp zur Luftkühlung gebaut.

Foto Marvin Schmidt: Oliver Dietze

Wir setzen Formgedächtnis-Materialien, so genannte künstliche Muskeln, ein, um Wärme zu transportieren.

Eduard-Martin-Preisträger Marvin Schmidt (links, hier mit Forscherkollege Johannes Ullrich)

Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes verleiht Marvin Schmidt hierfür einen der Eduard-Martin-Preise. Insgesamt zwölf herausragende Doktorandinnen und Doktoranden aus allen Fakultäten zeichnet die Universitätsgesellschaft in diesem Jahr aus. Jährlich schließen an der Saar-Uni zwischen 300 und 400 Nachwuchsforscherinnen und -forscher ihre Doktorarbeiten ab. Hierfür tauchen sie mehrere Jahre lang tief ein in ein ganz spezielles Gebiet ihres Faches und entdecken Neuland: Sie erarbeiten neue wissenschaftliche Erkenntnisse.

So auch Monika Frenger. In ihrer jetzt preisgekrönten Doktorarbeit bei Sportsoziologe und Sportökonom Professor Eike Emrich räumt sie mithilfe wissenschaftlicher Methoden mit Mythen rund um Doping auf. Ihre Erkenntnisse tragen dazu bei, die komplizierten sozio-ökonomischen Zusammenhänge im Geschäftsfeld Doping besser zu verstehen und sind damit entscheidende Voraussetzung für tatsächlich wirkungsvolle Maßnahmen gegen Doping.

Foto Marvin Schmidt: Oliver Dietze

Hohe Strafen führen nicht zu weniger Doping. Eine höhere Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, dagegen schon.

Monika Frenger bei der Eduard-Martin-Preisverleihung

So nahm sie genauer unter die Lupe, ob Doping tatsächlich nur ein Phänomen des Leistungssports ist, ob hierdurch Medien- und Zuschauer-Interesse zurückgehen, ob höhere Strafen das Doping-Problem lösen, Doping der Athletengesundheit schadet und ob Geld und Kommerzialisierung automatisch zu mehr Doping führen. Mit statistischen und mathematischen Methoden entkräftet sie anhand umfangreichem Datenmaterial und zahlreicher Sportler-Befragungen diese Pauschalisierungen. Etwa wenn es um Geld geht: „Gerade in den Spitzenrängen 1 bis 10, wo es beim Kampf um den mit Abstand höchst dotierten Platz 1 tatsächlich um Geld geht, wird eher weniger gedopt. In der zweiten Reihe dagegen mehr, im Breitensport kamen wir auf eine Dopingrate von sechs bis acht Prozent“, erklärt Monika Frenger. Eine weitere ihrer Erkenntnisse: Hohe Strafen führen nicht zu weniger Doping. „Eine höhere Wahrschein­lich­keit, erwischt zu werden, dagegen schon. Daher sollten Maßnahmen hier ansetzen“, sagt sie.

Foto Marvin Schmidt: Oliver Dietze

Es genügt, den Gesetzestext anzuwenden.

Alexandra Windsberger (hier mit Professor Frank Mücklich bei der Preisverleihung)

Die Juristin Alexandra Windsberger dagegen befasste sich mit dem strafbaren Bankrott. Die Norm im Strafgesetzbuch geht auf Napoleon zurück: Ihn störte, dass skrupellose Unternehmer ihr Geld beim Glückspiel verzockten und Gläubiger wie Arbeiter leer ausgingen. Daher führte er drakonische Strafen ein, für den, der bei drohender oder vorhandener Zahlungsunfähigkeit etwa Spekulationsgeschäften, Spiel oder Wetten nachging. Im Wandel der Zeit interpretierte die Rechtsprechung das Gesetz neu, fordert bis heute zusätzlich einen „tatsächlichen Zusammenhang“ zwischen dem schlechten Tun des Unternehmers und dem Bankrott, der so gar nicht im Gesetz steht. Alexandra Windsberger vertritt in ihrer Arbeit bei Doktorvater Professor Marco Mansdörfer die Meinung, dass es diesen Begründungsaufwand mit all seinen Argumentations-Schwierigkeiten gar nicht braucht: „Es genügt, den Gesetzestext anzu­wen­den. Wer in einer solch prekären Lage so unverantwortlich handelt, macht sich strafbar, wenn die Gefahr des Bankrotts typischerweise zu erwarten ist. Ein tatsächlicher Zusammenhang mit dem Bankrott ist nicht erforderlich“, erklärt die Eduard-Martin-Preisträgerin.

Alle Preisträgerinnen und Preisträger auf einen Blick:

Dr. Lisa Hannelore Fell (Medizin, Betreuerin: Prof. Dr. Martina Sester),
Dr. Madhurima Dhara (Medizin, Betreuer: Prof. Dr. Dieter Bruns),
Dr. Petr Kellnhofer (Informatik, Betreuer: PD Dr. Karol Myszkowski, Prof. Dr. Hans-Peter Seidel),
Dr. Tobias Mai (Mathematik, Betreuer: Prof. Dr. Roland Speicher),
Dr. Marvin C. Schmidt (Systems Engineering, Betreuer: Prof. Dr. Stefan Seelecke, Prof. Dr. Andreas Schütze),
Dr. Johanna Blass (Physik, Betreuer: Prof. Dr. Roland Bennewitz),
Dr. Lina Schiffer (Biochemie, Betreuerin: Prof. Dr. Rita Bernhardt),
Dr. Monika Frenger (Sportwissenschaft, Sportökonomie, Betreuer: Prof. Dr. Eike Emrich),
Dr. Caroline Schäfer (Wirtschaftswissenschaft, Betreuer: Prof. Dr. Alexander Baumeister),
Dr. Annemarie Friedrich (Computerlinguistik, Betreuer: Prof. Dr. Manfred Pinkal),
Dr. Romina Linardi (Romanische Philologie und Literaturwissenschaft, Betreuerin: Prof. Dr. Susanne Kleinert),
Dr. Alexandra Windsberger (Jura, Betreuer: Prof. Dr. Marco Mansdörfer, Prof. Dr. Heinz Koriath)

Eine Übersicht mit weiteren Informationen zu den Doktorarbeiten finden Sie hier.

 

Den Festvortrag hielt der frühere Eduard-Martin-Preisträger und Professor für Sport- und Gesundheitsmanagement Jörg Königstorfer von der TU München: „Förderung gesunder Lebensstile: Erwünschte und unerwünschte Effekte des Marketings".
Weitere Informationen zum Vortrag von Professor Jörg Königstorfer finden Sie hier.

Die Eduard-Martin-Preis-Verleihung fand im Rahmen der Semestereröffnungsfeier für Doktoranden im Graduate Centre auf dem Campus statt. Die Universitätsgesellschaft organisierte die Veranstaltung in Kooperation mit dem Graduiertenprogramm der Universität des Saarlandes (GradUS).

Der Dr.-Eduard-Martin-Preis für die besten Doktorarbeiten wird seit 1963 vergeben, seit 1976 trägt der Preis den Namen des Ehrensenators und langjährigen Präsidenten der Freunde-Vereinigung der Universität, Dr. Eduard Martin. Bei der Festveranstaltung der Universitätsgesellschaft erhalten die Preisträger einen Geldpreis und eine bunte Eule: Sie wurde im Jahr 2014 erstmals gestiftet von Arno Müller, einem Absolventen der Saar-Uni, und seiner Firma Tom's Drag. Mehr

 

Die Universitätsgesellschaft des Saarlandes will Wissenschaftler, Mitarbeiter und Studenten der Saar-Uni mit Ehemaligen (Alumni) und Förderern in intensiven Kontakt bringen. Sie unterstützt vor allem Studenten und junge Wissenschaftler bei ihren Projekten und fördert das akademische Leben im Saarland. So prämiert sie unter anderem jedes Jahr mit dem Eduard-Martin-Preis die besten Dissertationen an der Saar-Uni, fördert junge Wissenschaftler zum Beispiel bei der Teilnahme an internationalen Tagungen oder Wettbewerben und unterstützt das bundesweite Deutschlandstipendium für die besten Studenten. Mehr

Das Graduiertenprogramm GradUS will Doktoranden der Saar-Uni untereinander vernetzen und bietet für ihre überfachliche Qualifizierung ein vielfältiges Weiterqualifizierungs- und Förderprogramm. Mehr

Quellennachweis
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